Der spinnt ja, der Hirscher! So mögen Laien denken, wenn sie am Fernseher bei den Slaloms die Bilder sehen, wie Marcel vor dem Start an elastischen Tera-Bändern reisst oder Liegestützen macht. Beim Ösi gehts unmittelbar vor dem Rennen zu und her wie im Kraftraum. Jeder Muskelstrang, den er im Rennen für seine schnellen Bewegungen braucht, wird mit diesen Übungen ganz spezifisch auf Hochspannung getunt. Knie und Rumpfbereich bleiben bei allen Rotationen seines Oberkörpers stets wunderbar ruhig. Genau das, was ihn Minuten später skifahrend durch den Stangenwald auszeichnet.
Und er hat Erfolg mit dieser Methode. In Kitzbühel wurde er Zweiter in der Super-Kombi und gestern auch Zweiter im Slalom. Im Gesamtweltcup führt er.
Dabei ist diese Methode gar nicht neu. Sie ist sogar uralt. Schon 1987 bei der Ski-WM in Crans-Montana, wo das stärkste Schweizer Team aller Zeiten fast alle Medaillen hamsterte, wurden bei den Schweizer Frauen die Muskeln auf die gleiche Art in den Spannungszustand versetzt. Der damalige Kondi-Trainer Pierre Gutknecht (Bild rechts), ein früherer Volleyballer, war ein Tüftler und arbeitete sehr eng mit Krafttrainings-Guru Jean-Pierre Egger zusammen. Um Erika Hess, Vreni Schneider, Brigitte Oertli oder Corinne Schmidhauser auf die Rennen richtig heiss zu machen, schleppte Pierre Gutknecht damals Medizinbälle und Hanteln in den Startbereich. Doch er war der Zeit voraus, wurde als Spinner belächelt. Medien und Trainer verstanden ihn nicht. Seine unkonventionelle Methode wurde ihm von den eigenen Chefs praktisch verboten.
Nun haben Hirscher, der Deutsche Felix Neureuther und ein paar andere die Idee erfolgreich adaptiert. Vielleicht müssten auch die Schweizer schnellstmöglich wieder auf ihre eigene Erfindung zurückgreifen. Unser Bester gestern im Slalom war Daniel Yule auf Rang 17.