Auf einen Blick
- Fritz Züger feiert 70. Geburtstag. Erste Geburtstagsparty für den Ex-Skitrainer
- Ehemalige Skistars mit bewegenden Schicksalen treffen sich zur Feier
- Züger überwand Alkoholsucht mit zwei Flaschen Wodka täglich
Heute feiert der Bündner Fritz Züger seinen 70. Geburtstag. Zum ersten Mal gibt es für den Mann, der einstige Skihelden wie Marc Girardelli und Bode Miller trainierte und goldene Jahre mit seinem Schweizer Riesenslalom-Dreamteam feiern durfte, eine Geburtstagsparty. «Wir waren daheim sieben Kinder und hatten kein Geld für Geburtstagsfeste. Und später war ich im Dezember immer im Skizirkus unterwegs», sagt Züger.
Jetzt hat er Zeit zum Feiern. Das Fest findet in Lenzerheide im Hotel von Silvano Beltrametti statt. Und irgendwie ist das Klassentreffen alter Skikameraden eine Zusammenkunft der besonderen Art. Es treffen sich Weggefährten, die ganz oben waren, die der Sport ins Scheinwerferlicht gerückt und ihnen emotionale Höhenflüge beschert hat. Es kommen aber auch Menschen zusammen, die vom Schicksal hart angepackt worden sind.
Da ist zum einen das Geburtstagskind selber. Fritz Züger, der kleine Wirbelwind. Nach dem Ende seiner Trainertätigkeit stürzt er in ein Loch, wird zum Alkoholiker und macht alsbald ein erschütterndes Geständnis. «Ich trinke zwei Flaschen Wodka am Tag.» Eine Entziehungskur und eine zweijährige Abstinenz folgen. Heute ist Züger trocken, er ist zurück im Leben. «Und ich kann zu meinem Geburtstag sogar mit einem Gläschen Wein anstossen, ohne rückfällig zu werden», sagt er.
«Coach, jetzt beginnt ein neuer Kampf»
Der Gastgeber heute ist Silvano Beltrametti. Sein Schicksal hat die Schweiz vor 23 Jahren tief bewegt. Er ist auf dem Weg zum Superstar. «Coach, heute gewinne ich mein erstes Rennen», sagt er am 8. Dezember 2001 in Val d'Isère zu Fritz Züger. Bei den Zwischenzeiten ist er der Schnellste. Dann kommt der fatale Sturz. Beltrametti ist querschnittgelähmt. «Coach, jetzt beginnt ein neuer Kampf», sagt er zu Züger im Spitalbett.
Gast bei der Geburtstagsparty ist auch Paul Accola. Sein Leben verändert sich am 27. Juni 2012 auf einen Schlag. Ein achtjähriger Bub gerät unter die Mähmaschine von Accola und stirbt. Accola wird von jeder Schuld freigesprochen. «Es war der schlimmste Tag meines Lebens. Und das Leben wird nie mehr so sein wie vor dem tragischen Unfall. Doch ich kämpfe täglich, versuche, alles zu verarbeiten, auch meiner Familie zuliebe», sagt er später.
Alles Kämpfer – Sportler eben
Gast bei dieser Geburtstagsfeier ist auch Michael von Grünigen, der grosse Leader der Wundertruppe von Fritz Züger. Als Michael sieben Jahre alt ist, bricht seine Mutter im Badezimmer tot zusammen. Zwei Jahre später fährt er mit seinem Vater in den Wald zum Holzen. Der Traktor überschlägt sich und erdrückt Alfred von Grünigen. Der Einzige, der im Wald mit dabei ist, ist der kleine Michael, der mit neun Jahren zum Waisenkind wird. Von Grünigen wird zum dominierenden Riesenslalomfahrer seiner Zeit.
Steve Locher, ein anderer aus Zügers Wundertruppe, wird ebenfalls fehlen. Ein schwerer Unfall in Schweden hat das Leben von Locher verändert. Mittlerweile lebt er zurückgezogen.
Es treffen sich heute aussergewöhnliche Menschen mit aussergewöhnlichen Schicksalen zu dieser Geburtstagsfeier. Es wird lustig und unbeschwert. Denn alle sind trotz schweren Rückschlägen wieder aufgestanden und stehen mitten im Leben.
Sie sind Kämpfer geblieben. Sportler eben.