Siegerinterviews gehören seit Jahrzehnten zur Berichterstattung eines jeden Weltcup-Rennens. In den letzten Jahren haben sich die Ski-Fans auch daran gewöhnt, dass die Rennfahrer während der Frage-Antwort-Runde ihre Trinkflasche mit dem Logo ihres Sponsors in die TV-Kameras halten. Für die Ski-Stars ist dieses Ritual eine der besten Vermarktungsmöglichkeiten, weshalb es mit den Werbepartnern meistens sogar vertraglich verankert ist.
Nun wollen ARD und ZDF genau diesem Ritual einen Riegel schieben: Die beiden öffentlich-rechtlichen TV-Sender haben vor dem Weltcup-Wochenende in Gröden ein Flaschenverbot während ihren Interviews ausgesprochen. Angeblich soll damit Schleichwerbung verhindert werden. Das Verbot stösst bei den Fahrern auf Unverständnis. Der Deutsche Thomas Dressen sagt zur österreichischen Zeitung «Kurier»: «Wir haben als Sportler ohnehin nur wenig Werbemöglichkeiten. Laut unseren Verträgen sind wir verpflichtet, die Flaschen zum Interview mitzunehmen.»
Diverse andere Fahrer, vor allem aus dem österreichischen Lager, kündigten an, das Verbot zu ignorieren. Wie ernst es ihnen wirklich ist, zeigt sich dann am Freitagnachmittag, als Super-G-Sieger Vincent Kriechmayr dem ZDF das Siegerinterview verweigert. Nach dem Marathon-Rennen spult der Österreicher wie gewohnt sein Pflichtprogramm bei den anwesenden TV-Stationen ab, steht den Reportern von SRF und ORF Red und Antwort. Seine Trinkflasche hat der 28-Jährige stets gut sichtbar dabei. Einzig die deutschen Ski-Fans müssen auf einen O-Ton des Gröden-Siegers verzichten.
Wie kreativ das Verbot umgangen werden kann, beweist Thomas Dressen. Anstatt mit einer Flasche erscheint der Super-G-Dritte mit einem Schal seines Sponsors zum ZDF-Interview. (cmü)