Engelberg, in den Morgenstunden vom 15. Januar: Marco Odermatt steht in der Titlis-Region erstmals seit seinem Meniskusriss, den er am 22. Dezember beim Riesen in Alta Badia erlitten hat, wieder auf der Piste. Aber nicht auf den aggressiven Renn-Latten – der Sieger vom Super-G in Beaver Creek macht auf dem Stöckli «Schwinger-Ski» von seinem Papa Walti seine ersten «Rutscherli».
Nur neun Tage danach fährt der sechsfache Junioren-Weltmeister bei seinem Wettkampf-Comeback im Kitzbühel Super-G auf den 13. Platz. Eine Woche später kommen beim 22-jährigen Jahrzehnt-Talent nach dem 15. Rang im Riesenslalom von Garmisch leichte Zweifel auf: «Weil ich auch in den teaminternen Trainingsläufen keine Top-Zeiten abliefern konnte, war ich mir nicht sicher, ob mir in diesem Winter noch einmal ein Spitzenresultat gelingt.»
Doch jetzt realisiert der Nidwaldner dieses Spitzenergebnis bereits im zweiten Riesenslalom nach seiner Operation. Odermatt muss sich in Yuzawa Naeba einzig dem Kroaten Filip Zubcic geschlagen geben. Und dies bei vor allem im zweiten Durchgang extrem schwierigen Bedingungen.
Fahrer kämpfen gegen heftige Windböen
Während Zubcic als Halbzeit-Zwölfter im Finale günstige Verhältnisse vorfinden, müssen die Top-Cracks im Entscheidungslauf gegen heftige Windböen ankämpfen. Die bei Rennhälfte in Führung liegenden Norweger Henrik Kristoffersen und Leif Kristian Nestvold Haugen bläst es auf die Plätze fünf und vier zurück. Gino Caviezel kassiert im Schlussabschnitt eine besonders heftige Briese und fliegt vom fünften auf den zwölften Rang zurück. Noch schlimmer ergeht es dem Franzosen Faivre, den es vom vierten auf den 18. Platz weht.
Somit ist «Odi» der einzige aus dem Führungs-Quintett, der sich in der Endabrechnung sogar um einen Rang verbessert. «Mir sind zwei gute Läufe gelungen. Aber es ist schade, dass nicht alle die gleichen Bedingungen hatten. Es tut mir vor allem für meinen Kumpel Gino Caviezel leid, der für eine skifahrerisch sehr gute Leistung schlecht belohnt wurde.»
Dafür kassiert Odermatt trotz Gegenwind den Lohn für eine fantastische Willensleistung. Marco gelingt damit in der Swiss Ski-Geschichte das schnellste Podest-Comeback seit Pirmin Zurbriggen, der 1985 drei Wochen nach der Meniskus OP Abfahrts-Weltmeister wurde.