Trainer-Legende Frehsner kritisiert Ski-Nachwuchs
«Von unseren Jungen kommt einfach zu wenig»

Mauro Caviezel löst beim Super-G in Santa Caterina mit einer gewaltigen Willensleistung das WM-Ticket. Von den anderen Schweizern aus der «zweiten Reihe» ist Trainer-Legende Karl Frehsner (77) aber nicht wirklich begeistert.
Publiziert: 27.12.2016 um 19:40 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:39 Uhr
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Karl Frehsner in Santa Caterina. Begeisterung sieht anders aus.
Foto: Sven Thomann/Blicksport
Marcel W. Perren aus Santa Caterina

Es scheint im Skirennsport also doch noch so etwas wie eine Gerechtigkeit zu gegeben. Mauro Caviezel wird nach unzähligen Verletzungen mit dem siebten Rang endlich für seinen unbändigen Kampfgeist belohnt – der grosse Bruder unserer Riesen-Hoffnung Gino (24) fährt mit der Startnummer 32 auf den siebten Rang und verbucht damit nach dem fünften Platz beim Super-G in Meribel 2015 das zweitbeste Ergebnis seiner Karriere. «Ich widme dieses Resultat meinem Therapeuten Rolf Fischer. Ohne seine aussergewöhnlichen Fähigkeiten würde mein Körper schon lange keine Weltcup-Einsätze mehr zulassen», hält Caviezel fest. Mit dem siebten Rang erfüllt der Bündner exakt die Swiss-Ski-Selektions-Kriterien für die Heim-WM in St. Moritz.

Vor Caviezel zieht auch der mittlerweile 77-jährige Trainer-Altmeister Karl Frehsner seine Kappe. Doch der «eiserne Karl», der als Entwicklungs-Chef der Swiss-Ski-Rennanzüge in Santa Caterina weilt, beäugt den grossen Rest des Teams kritisch. «Caviezel hat eine tolle Leistung gezeigt und um die Team-Leader Feuz, Janka und Küng mache ich mir für den weiteren Saisonverlauf auch keine Sorgen. Aber von den meisten jüngeren  Fahrern in der Mannschaft kommt mir einfach zu wenig. Ich bin aber zu weit entfernt, um abschliessend sagen zu können, warum bei uns einige Talente stagnieren.»

Frehsner hat aber eine Vermutung: «In den goldenen 80er-Jahren hatte ein Rennfahrer bei mir im Weltcup nur einen fixen Startplatz, wenn er regelmässig in die Top-10 gefahren ist. Jetzt ist man mit sehr viel schlechteren Ergebnissen fix dabei, vielleicht fehlt ihnen deshalb der nötige Druck.»

Frehsner unterhält sich im Zielraum von Santa Caterina auch länger mit Swiss Ski Konditions-Trainer Jürgen Loacker. Der ehemalige Olympia-Bob-Pilot aus Vorarlberg sagt zu BLICK: «Karl hat mich gefragt, ob sich unsere Jungen zu sehr in der Komfortzone aufhalten. Ich konnte ihm diese Frage leider nicht mit einem klaren Nein beantworten.» Loacker legt nach: «Die Österreicher haben dasselbe Luxus-Problem wie wir. Auch im ÖSV muss ein junger Läufer die Komfortzone nicht verlassen, weil der Verband wie bei uns genug Geld hat, damit man auch nach einem dreissigsten Rang nicht verhungern muss. Bei den Norwegern und Slowenen ist das ganz anders. Dort ist für die Alpinen Abteilungen so wenig Geld vorhanden, dass man nur als Spitzenfahrer überleben kann.»

Deshalb ist es kein Zufall, dass mit Kjetil Jansrud ein Norweger beim dritten Super-G in diesem Winter zum dritten Mal als Sieger vom Podest grüsst...

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