Tierische Krisenbewältigung nach mässigem Saison-Auftakt
Deshalb trainieren unsere Slalomfahrer auf dem Bauernhof!

Die Schweizer Slalom-Spezialisten sollen nach dem enttäuschenden Saisonstart mit einem Neujahrs-Training auf dem Bauernhof die Kurve kriegen.
Publiziert: 02.01.2022 um 13:55 Uhr
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Aktualisiert: 02.01.2022 um 14:10 Uhr
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Ramon Zenhäusern war bei den ersten beiden Slaloms der Saison aufgrund von gesundheitlichen Problemen mächtig in Schieflage.
Foto: Getty Images
Marcel W. Perren

Das nackte Ergebnis kommt einer Ernüchterung gleich. In den ersten beiden Slaloms in diesem Olympia-Winter fahren unsere «Zick-Zacker» lediglich zwei Top-Ten-Platzierungen heraus: Daniel Yule Vierter in Val d’Isère, Loïc Meillard Sechster in Madonna. Ramon Zenhäusern (29), im letzten Winter vier Mal auf dem Podest, hat in der laufenden Saison noch nicht einmal ein Top-15-Ergebnis auf dem Konto.

Der Doppelmeter bekommt aber Rückendeckung von Deutschlands Alpin-Legende Felix Neureuther (37). «Ramon hat sich im November das Labrum an der Schulter angerissen. Mir ist das auch mal passiert. Deshalb weiss ich ganz genau, wie heftig eine solche Blessur die Leistung auf den Ski einschränkt.» Das Labrum ist der Knorpelring in der Schulter, der die Pfanne umgibt.

Neureuther ist sich sicher, dass ein so gross gewachsener Athlet wie Zenhäusern besonders stark unter einer solchen Verletzung leidet. «Als Zwei-Meter-Mann hat Ramon auf den kurzen Slalom-Ski nur dann eine Chance, wenn sein Körper absolut stabil ist. Aber durch die lädierte Schulter kommt Unruhe in den Oberkörper.»

Der Viehbauer ist auch ein Pisten-Zauberer

Zenhäusern jedoch ist überzeugt, dass er das Schlimmste hinter sich hat. «Ich hatte schon vor dem Slalom in Madonna einige richtig gute Trainingsläufe. Die innere Blockade, die ich seit meinem Trainingssturz in Schweden hatte, war von einem auf den anderen Lauf weg. Dummerweise habe ich dann aber am Tag vor Madonna beim Testen eines neuen Ski-Modells einen Schlag in den Rücken erhalten. Die Folgen haben mich im Rennen enorm beeinträchtigt.»

Jetzt fühlt sich der Slalom-Vize-Olympiasieger wieder richtig gut. «Das Einzige, was ich vor dem nächsten Rennen noch brauche, sind ein paar qualitativ hochstehende Trainingstage.» Deshalb sind Zenhäusern und seine Teamkollegen am Silvester zum österreichischen Landwirt Peter Hörl nach Hinterreit gereist.

Hörl betreibt auf seinem Bauernhof eine Schleppliftanlage. Die Piste auf der rechten Seite des Lifts ist für Rennsportler reserviert. Und weil Hörl ein Meister der Streckenpräparation ist, kommen die besten Skifahrer der Welt immer wieder zum Training auf seine Viehweide.

«Peters Piste ist bezüglich der Präparation identisch mit einer Weltcup-Strecke. Zudem findet man um diese Jahreszeit auf der ganzen Welt keinen Skiort, wo wir beim Training so viel Ruhe haben wie hier im hintersten Winkel des Pinzgaus», schwärmt Ex-Swiss-Ski-Erfolgstrainer Sepp Brunner, der aktuell Österreichs Abfahrer coacht.

Neureuther ist begeistert von Aerni

Felix Neureuther geht davon aus, dass wir nach der «Rosskur» auf dem Hörl-Hof eine richtig starke Schweizer Mannschaft erleben werden. «Ich habe ja bereits in den ersten Rennen viele sehr gute Ansätze gesehen. Luca Aerni, in Madonna Achter nach dem ersten Lauf, gefällt mir technisch am besten von allen. Und Tanguy Nef war in Val d’Isère bei Halbzeit Vierter, ehe er im zweiten Lauf am ersten Tor eingefädelt hat. Aber es wird nicht mehr lange dauern, bis diese Jungs zwei gleich starke Läufe ins Ziel bringen.» Hoffentlich schon am Mittwoch in Zagreb beim ersten von fünf Slaloms in 20 Tagen.

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