Swiss-Ski-Präsident glättet Wogen nach CEO-Knall um WM 2027
Lehmann: «Wir wollen keinen Krieg»

Die WM 2027 wirft ihre Schatten voraus. Doch just vor dem Weltcup-Wochenende in Crans-Montana gibt es Dissonanzen. Was ist los auf dem Walliser Hochplateau?
Publiziert: 24.02.2023 um 21:03 Uhr
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Aktualisiert: 25.02.2023 um 10:52 Uhr
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Die Freude war gross, als Crans-Montana die WM 2027 erhielt.
Foto: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott
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Mathias GermannReporter Sport

Dem grossen Ski-Publikum ist sie kein Begriff. Und trotzdem ist sie derzeit in Crans-Montana in aller Munde: Caroline Kuyper. Die 58-jährige Westschweizerin mit niederländischen Wurzeln schmiss ihr Amt als CEO der WM 2027 kürzlich hin – und dies nach nur zwei Monaten. Gegenüber «Le Nouvelliste» sprach sie von «Störungen in der Betriebsführung» und einem «Ungleichgewicht in der Governance». Kauderwelsch halt.

Hört man sich in Crans-Montana um, gibt es dagegen deutliche Worte. Zwischen Kuyper und Swiss-Ski, das die Leitung der WM 2027 hat, habe es heftige Meinungsverschiedenheiten gegeben. Präsident Urs Lehmann kontert: «Caroline ist ein guter Mensch mit grossen Fähigkeiten. Allerdings haben wir je länger, desto mehr gemerkt, dass unsere Philosophien unterschiedlich sind. Das ist bedauernswert, doch es kann vorkommen. Wir wollen keinen Krieg, sondern schauen nach vorne.»

Ok-Chef: «Ich war richtig sauer!»

Das Gerücht, dass Kuyper mit ihrer Kündigung einer Entlassung zuvorgekommen sei, bestätigt Lehmann nicht. Im Gegenteil: «Wir hatten geplant, am Sonntag mit ihr zusammenzusitzen. Dass es nicht dazu gekommen ist und sie auch direkt auf die Medien zugegangen ist, war für uns sehr überraschend.» Gut möglich, dass die früher bei Nestlé und Philip Morris in wichtigen Positionen arbeitende Kuyper mit dem Umfeld Sport, wo alles etwas hemdsärmeliger ist, nicht klargekommen ist.

Marius Robyr, der OK-Chef der Weltcuprennen in Crans-Montana, war über den Zeitpunkt von Kuypers Kündigung nicht nur überrascht, sondern schockiert. «Ich war richtig sauer! Denn dies geschah just vor unserem Weltcup-Wochenende, bei dem so viele Menschen mit Herzblut arbeiten. Das hat uns viele Probleme bereitet.»

Befürchtet man nun einen Image-Schaden für die WM 2027? Lehmann geht nicht davon aus. «Es ist besser, die Beziehung jetzt zu beenden, als noch ein oder zwei Jahre weiterzumachen, obwohl es nicht passt.» Heisst: Man hat lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Défago als Nachfolger?

Swiss-Ski hat mit mehreren möglichen Nachfolger Kuypers Kontakt aufgenommen – auch mit Didier Défago. «Er ist ein valabler Kandidat, spricht die Sprache der Sportler, ist Präsident der Bergbahnen im Wallis und eine Integrationsfigur für die ganze Region.» Aber ist der Olympiasieger von 2010, der auch als Pistenbauer tätig ist, auch ein Mann fürs Administrative? Vielleicht nicht. Daher wäre es eine CEO-Doppelspitze möglich – mit Défago und einer anderen Person. Sicher ist: Die WM 2027 wirft ihre Schatten schon jetzt voraus.

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