Auf den ersten Blick läuft zwei Wochen vor dem WM-Auftakt alles nach Plan. Beat Feuz zeigt gestern Freitag mit seinem dritten Rang beim Super-G auf der Streif, dass er immer besser in Fahrt kommt. Und nach der Rückkehr aus Kitzbühel werden unsere Abfahrer das Privileg von zwei Trainingstagen auf der WM-Strecke in St. Moritz geniessen.
Doch genau deswegen könnte die Schweiz längerfristig richtig viel Ärger mit den Amerikanern bekommen. Swiss-Ski-Männerchef Tom Stauffer und Amerikas Alpin- Direktor Patrick Riml kennen und schätzen sich seit vielen Jahren. Der Berner Oberländer und der gebürtige Tiroler haben früher gemeinsam die US-Ladys um Lindsey Vonn (damals noch Lindsey Kildow) trainiert.
Zuletzt sind sich die zwei im November in Colorado begegnet. Riml bestimmt als US-Alpin-Direktor, welche Nationen neben den Amis vor den Weltcuprennen in Lake Louise und Beaver Creek im grandiosen US-Trainingszentrum von Copper Mountain einen Platz bekommen.
Im Gegensatz zu den Ösis hat Riml die Schützlinge seines Kumpels Stauffer bis jetzt immer bevorzugt behandelt. Auch deshalb, weil Riml und Stauffer bereits vor längerer Zeit eine Abmachung getroffen haben. Wenn die Schweizer optimal in Copper Mountain trainieren können, dürfen die Amis mit den Schweizern auf der WM-Strecke üben.
Die Schweizer Trainer wollten dieses Versprechen nächste Woche einlösen. Doch jetzt werden sie von höherer Stelle überstimmt! Patrick Riml: «Swiss-Ski-Boss Urs Lehmann hat mir in Kitzbühel mitgeteilt, dass wir nächste Woche nicht in St. Moritz trainieren dürfen. Ich bin sehr enttäuscht und werde in Zukunft bei der Pistenvergabe in Copper Mountain auf die Schweiz keine Rücksicht mehr nehmen.»
Kommunikations-Panne?
Swiss-Ski-Alpin-Chef Stéphane Cattin bleibt trotzdem hart: «Die Amerikaner werden tatsächlich nicht mit uns auf der WM-Piste trainieren. Das Präsidium und ich haben das so entschieden. Wir müssen jetzt einfach versuchen, unseren Heimvorteil so gut wie möglich auszunützen.»
Die Trainer sind sich aber einig, dass man in dieser delikaten Angelegenheit den Heim-vorteil auch hätte wahren können, wenn man das Versprechen gehalten hätte. Ein SwissSki-Coach zu BLICK: «Die Amerikaner haben derzeit keinen absoluten Weltklasse-Abfahrer. Wenn wir uns von denen fürchten, können wir die WM gleich absagen.»
Hinter vorgehaltener Hand wird von einer Kommunikations-Panne gemunkelt. Das Swiss-Ski-Präsidium habe von der Abmachung der Trainer nichts gewusst.