«Vor Gericht zu gehen, war ihr Entscheid»
2:17
Swiss Ski zum Lauberhorn-Zoff:«Vor Gericht zu gehen, war ihr Entscheid»

Swiss-Ski-Boss Bernhard Aregger zum Lauberhorn-Zoff
«Vor Gericht zu gehen, war ihr Entscheid»

Die Wengener schäumen vor Wut, nachdem Swiss Ski die Lauberhornrennen aus dem Weltcup-Kalender 2022 streichen liess. Swiss-Ski-Gerschäftsführer Bernhard Aregger verteidigt den Schritt. Die Eskalation habe mit der Klage der Berner Oberländer begonnen.
Publiziert: 21.05.2020 um 12:10 Uhr
1/7
«Wir wissen um den emotionalen Wert und das Spektakel am Lauberhorn und dass dieses Rennen wichtig ist», sagt Aregger.
Foto: keystone-sda.ch
Stefan Meier

Hand aufs Herz Herr Aregger, kann sich Swiss Ski wirklich einen Winter ohne Lauberhorn-Rennen vorstellen?
Bernhard Aregger: Das erhofft sich niemand. Aber wenn sich die Situation so ergibt, sind wir aktiv daran, Alternativen zu prüfen. Wir wissen aber natürlich um den emotionalen Wert und das Spektakel am Lauberhorn und dass dieses Rennen wichtig ist. Wir hoffen, mit den Veranstaltern auf eine Ebene zu kommen, damit das Rennen durchgeführt werden kann. Aber nicht um jeden Preis.

Wie konnte der Streit derart eskalieren?
Es ist über die letzten Jahre entstanden. Man hätte sich nie vorstellen können, dass man an diesen Punkt kommt. Aber es ist so, dass Wengen in den letzten vier Jahren enorme finanzielle Forderungen an Swiss Ski gestellt hat. Und vor zwei Jahren hat Wengen dann entschieden, dass sie mit uns vor Gericht gehen. Das war ihr Entscheid. Dadurch hat sich das Verhältnis geändert. Und da müssen wir unsere rechtlichen Möglichkeiten prüfen.

Ist das Lauberhorn nicht zu wertvoll, um es zu verlieren?
Der Wert des Lauberhorn ist uns völlig bewusst, das steht nicht zur Diskussion. Aber wir müssen Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen, die im ersten Moment unpopulär sind. Ich will unterstreichen, dass es sich um den provisorischen Langzeitkalender handelt, in dem wir das Terrain neutralisiert haben. Im nächsten Winter stehen die Rennen nicht zur Diskussion. Wir haben so unser finanzielles Risiko verkleinert. Aber wir sind immer gesprächsbereit gewesen und sind es auch jetzt. Nun geht es darum, ein gemeinsames Ziel zu finden. Nur die hohle Hand ausstrecken und mehr zu fordern, das geht nicht. Das Lauberhorn hat auch Hausaufgaben, muss sich anpassen und mit der Zeit gehen. Es ist nicht mehr der gleiche Event wie vor 30 Jahren. In Sachen Vermarktung muss etwas gehen und auch eine Kostenoptimierung muss stattfinden. Vieles in Wengen kann man auch günstiger machen.

Welche Reaktionen haben Sie erhalten?
Die grossen Skifans sind natürlich empört, das ist völlig verständlich. Aber es geht auch darum, Sicherheit für die Zukunft zu schaffen. So dass die Rennen nicht nur ein oder zwei Jahre, sondern viel länger bestehen können. Wir haben aber auch Verständnis gespürt, dass wir so handeln. Es ist ja so: Wenn wir den Lauberhorn-Rennen viel mehr zahlen müssen, dann bringt das Abstrich an der Basis mit sich, im Nachwuchs. Der Skisport existiert in der Schweiz nicht nur an drei Tagen während des Lauberhorn-Wochenendes, sondern wir investieren das ganze Jahr viel. Wir haben nun deswegen Verantwortung übernommen, auch wenn der Entscheid nicht populär.

Lauberhorn-Boss Urs Näpflin wirft Swiss Ski schlechten Stil vor. Er spricht sogar von Erpressung.
Das verstehe ich nicht. Wie er emotional damit umgeht, da will ich nicht näher darauf eingehen. Alle wussten, dass dieser Konflikt da ist. Wir haben mit Exponenten der FIS vorgängig gesprochen, haben jedoch niemanden gesagt, dass man nichts zum Lauberhorn-OK sagen darf. Beim offiziellen Termin hat dann Tom Stauffer als Delegierter den entsprechenden Antrag gestellt, im provisorischen Langzeitkalender Wengen rauszunehmen und für die Schweiz einen Platzhalter einzusetzen. Noch mit Ende dieser Sitzung ging ein anderthalbseitiges Statement raus. Für mich ist also klar, dass sie informiert waren, von schlechtem Stil kann da keine Rede sein. Wir haben einfach das Protokoll eingehalten und den Antrag am offiziellen Termin gestellt, anstatt vorher Gerüchte zu streuen.

Wie geht es jetzt weiter? Sind sie noch Gesprächsbereit?
Wir sind immer gesprächsbereit gewesen mit Wengen. Wenn man in einem Verfahren ist, gibt es gewisse Fristen und Prozesse. Es gibt auch Rechtsmittel, die man ergreifen kann. Es gab Schriftverkehr mit unseren Anwälten. Da steht klar, dass wir uns bis zum 2. Juni mit ihnen in Verbindung setzen. Man kann uns da nichts vorwerfen. Wir haben diesen Schritt, die Rennen aus dem Kalender zu nehmen, auch schon im Vorfeld den Wengenern angekündigt. Und nun haben wir das unaufgeregt vollzogen.

Von Seiten Lauberhorn heisst es dagegen, Swiss Ski sei in den vergangenen Wochen nie Gesprächsbereit gewesen.
Das bestreite ich vehement. Das war nicht so. Wir haben ihnen mitgeteilt, dass wir etwas Zeit brauchen. Nicht nur Präsident Urs Lehmann und ich entscheiden. Da gibt es mehrere Entscheidungsträger und einen Sitzungsrhythmus, den wir einhalten. So verläuft unser Weg. Ich gehe nicht weiter darauf ein, weil es nicht der Wahrheit entspricht.

Was erwarten Sie von den Wengenern?
Wenn man ein Problem hat und es lösen will, dann kann man nicht nur die hohle Hand ausstrecken. Wir haben in der Vergangenheit ans Lauberhorn essentiell mehr Geld gegeben als anderen Veranstaltern, das Rennen hat für uns eine Wichtigkeit. Aber was klar ist für uns ist, dass der Betroffene mehr machen muss, Schen besser machen muss. Man muss am Lauberhorn neue Möglichkeiten prüfen und Dinge ändern. Das betrifft zum Beispiel die Vermarktung. Und dann muss man auch schauen, wo man Geld einsparen kann. Oder wie die Möglichkeiten sind, öffentliche Gelder zu erhalten. Wir bieten da auch Hand und auch diesbezüglich ist ja ein Prozess in Gang gekommen.

Sind Sie zu einem Entgegenkommen bereit, also selber auch mehr zu zahlen?
Es geht nicht einmal nur ums Zahlen. Es geht vor allem auch um Leistungen. Wir sind gerne bereit mehr Verantwortung übernehmen und zusammen mit allen unseren Weltcupveranstaltern Optimierungen zu tätigen um gemeinsam eine gesunde finanzielle Basis zu erarbeiten.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?