Ein Winter ohne Lindsey Vonn. Daran muss man sich zuerst mal gewöhnen, wenn am Samstag die neue Weltcup-Saison in Sölden (Ö) beginnt. Auch Corinne Suter (25) hat Mühe mit dem Gedanken. «Lindsey war immer mein Idol. Sie wird mir sehr fehlen», so die Schwyzerin.
An die letzte Begegnung mit der zurückgetretenen Ski-Queen aus den USA erinnert sich Suter besonders gern. Vor acht Monaten, genau gesagt am 10. Februar 2019, lachten die beiden Speed-Spezialistinnen vom WM-Podest in Are (Sd). Suter mit der Silber-, Vonn mit der Bronzemedaille in der Abfahrt. «Lindseys Hündchen Lucy war auch da, wir hatten es wirklich lustig.»
Bei Suters Worten schwingt Wehmut mit. Gleichzeitig darf sie nicht zu viel zurückdenken, muss sich auf ihre nächste Aufgabe konzentrieren – den Riesenslalom auf dem Rettenbachgletscher. «Wie bitte?», wird sich manch einer nun denken, «warum bloss fährt Suter nun plötzlich Riesenslalom?» Tatsächlich war die Speed-Spezialistin bei ihrem letzten Weltcup-Riesen (in Aspen, USA) gerade mal zarte 18 Jahre alt.
«Vonn hat ihre Unbeschwertheit gelebt»
Die Antwort ist vielschichtig. Erstens: Suter holte in der letzten Saison mehr als 500 Startlisten-Punkte, wodurch sie gleich nach den Top 30 starten darf. Sie hat also relativ gute Pistenbedingungen. Zweitens: Suter trainierte zuletzt auf dem Rennhang in Sölden und hinterliess einen guten Eindruck. Technik-Coach Alois Prenn: «Sie konnte sich auch im Steilhang gut überwinden, das hat mir gefallen.» Und drittens: Bis zu Suters nächsten Weltcup-Einsatz in Lake Louise (Ka) Anfang Dezember bleibt viel Zeit – ihr bleibt genügend Zeit, um sich gezielt darauf vorzubereiten.
Zurück zu Vonn. Skitechnisch hatte Suter die Amerikanerin im letzten Winter bereits klar überflügelt. Doch da ist eine Eigenschaft, welche die Innerschweizerin gerne von der 82-fachen Weltcup-Siegerin übernehmen würde. «Ihre Unbeschwertheit. Die hat sie voll gelebt, das hat man auch gesehen.» Ihr fehle das zuweilen, so Suter. «Manchmal bin ich vor dem Start zu fest im Tunnel, schaue nicht nach links oder rechts. Dabei würde es mir vielleicht helfen, auch vor dem Start etwas offener und lockerer zu sein. Lindsey selbst kam immer wieder mal auf mich zu, um zu plaudern – das war grosse Klasse.»