Auf einen Blick
- Marco Odermatt gewinnt Super-G in Crans-Montana trotz hoher Startnummer
- Odermatt betont Unterschied zwischen WM-Medaillen und Weltcup-Gesamtsiegen
- Odermatt führt im Gesamtweltcup mit 500 Punkten Vorsprung
Crans-Montana VS am Samstag, kurz nach 18.30 Uhr: Im Schweizer Lager erhält die überschwängliche Stimmung nach dem dreifachen Abfahrtssieg einen Dämpfer. Als Party-Crasher entpuppt sich die Startnummernauslosung für den Super-G.
Der grosse Abfahrts-Triumphator Franjo von Allmen (23) darf mit der 6 zwar zufrieden sein, aber Marco Odermatt (27) ist mit der 15 genauso unglücklich wie Alexis Monney (25) mit der 19. «Bei diesen frühlingshaften Temperaturen hätte ich mir auf dieser salzigen Piste eine tiefere Nummer gewünscht», sagt Odermatt. Doch weil die beiden Pistenchefs Jean-Philippe Vuillet (66, Ex Swiss-Ski-Coach) und Williem Besse (56, Lauberhornsieger 1994) mit ihrer Crew bei der Präparation der Strecke ein Meisterstück abliefern, verläuft dieses Rennen anders als erwartet.
Am Ende klassiert sich Franjo von Allmen nach einem Fehler im Mittelteil auf dem siebten Schlussrang, Marco Odermatt und Alexis Monney fahren mit den hohen Nummern den fünften Doppelsieg für das Schweizer Männer-Team in diesem Winter ein.
«Super-G fühlt sich hier schwieriger an als die Abfahrt»
Dass Odermatt auf der «Piste Nationale» innerhalb von 24 Stunden einen zweiten Rang (Abfahrt) und einen Sieg im Super-G einfährt, durfte vor diesem Wochenende nicht erwartet werden. Nach den Trainings hat der Nidwaldner «von der einfachsten Piste, auf der ich jemals im Weltcup gefahren bin», gesprochen. Und als begnadeter Techniker bevorzugt der 27-Jährige schwierigere Kurse.
Im Vergleich zur Abfahrt fühlt sich der Super-G hier in Crans-Montana auch etwas schwieriger an, betont der Weltmeister und Olympiasieger nach seinem 45. Weltcupsieg. Warum? «Der Super-G beinhaltet hier mehr Gelände, zudem kann man mit der Kurssetzung besser variieren. Unmittelbar nach der Mittelstation hat es eine Passage gegeben, in der ich als Techniker für den Unterschied sorgen konnte.»
Kugeln für Odermatt wertvoller als WM-Medaillen
Dieser Sieg beinhaltet für Odermatt zwei wichtige Nebeneffekte. Im Kampf um die kleine Super-G-Kugel liegt der Buochser bei zwei verbleibenden Entscheidungen 181 Zähler vor dem Italiener Mattia Casse (35). Anders ausgedrückt: Beim nächsten Super-G in Kvitfjell genügt dem vierfachen Schweizer Sportler des Jahres für den Gewinn der kleinen Kugel ein 13. Rang.
Ähnlich gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass Odermatt zum vierten Mal in Serie die grosse Kristallkugel gewinnen wird. Im Gesamtweltcup beträgt sein Vorsprung auf Henrik Kristoffersen (30) 500 Punkte. Wenn man in Betracht zieht, dass der Technik-Spezialist aus Norwegen nur noch sechs Rennen bestreiten wird und somit maximal 600 Punkte gewinnen kann, darf man Odermatt schon jetzt gratulieren.
«Es ist sicher so, dass ich mit dem Gewinn von 180 Punkten in diesen beiden Rennen einen grossen Schritt in Richtung dieser Kugeln gemacht habe», sagt Odermatt und macht deutlich, dass ihm der Gewinn von Kugeln rein sportlich betrachtet wichtiger sind als seine drei WM-Goldmedaillen: «Eine WM-Medaille gewinnt derjenige, welcher an einem Tag der beste ist. Wenn du eine Kugel gewinnst, ist das die Bestätigung dafür, dass du während einer ganzen Saison der Beste warst.»
Die Jagd nach neuen Rekorden
Weil der Jahrhundert-Athlet vom Vierwaldstättersee auch in der Abfahrts- und in der Riesenslalom-Gesamtwertung in Führung liegt, lebt die Chance, dass er wie im Vorjahr vier Kristallkugeln gewinnen wird. Dieses Kunststück haben neben Odermatt lediglich der Franzose Jean Claude-Killy (81), der Walliser Pirmin Zurbriggen (62) und Österreichs Hermann Maier (52) geschafft.
Mit dem «Herminator», dem Austria-Holländer Marcel Hirscher und dem Schweden Ingemar Stenmark (68) teilt sich Odermatt die Bestmarke von 13. Weltcupsiegen in einem Winter. In der laufenden Weltcup-Saison hat der Stöckli-Pilot acht Siege erkämpft. Weil er bis am 25. März voraussichtlich noch acht Rennen bestreiten wird, könnte Odermatt in dieser Kategorie schon bald der alleinige Rekordhalter sein. Theoretisch liegt auch noch die Verbesserung seines eigenen Weltcup-Punkterekordes aus der Saison 2022/23 (2042 Zähler) drin. Um diese Marke zu übertrumpfen, müsste Odermatt jedoch in acht Rennen acht Siege realisieren.