Sölden am 19. Oktober. Norwegens Alpin-Team absolviert eine Woche vor dem Weltcup-Auftakt ein Jux-Fussballspiel. Doch aus dem Spass wird schnell bitterer Ernst, als sich der Leader der «Attacking Vikings» plötzlich mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden wälzt. Wenige Stunden später bekommt Svindal in einem Tiroler Spital die schmerzliche Diagnose – die linke Achillessehne ist gerissen.
Für die Mediziner steht damit fest, dass die WM-Saison für den fünffachen Weltmeister gelaufen ist. Nur Svindal selber gibt sich von Anfang an kämpferisch, sagt zwei Tage nach der Operation: «Ich habe die WM in Beaver Creek noch nicht abgeschrieben.»
Fünf Wochen vor der WM-Eröffnungsfeier scheint im Fall des zweifachen Gesamtweltcupsiegers tatsächlich nichts mehr unmöglich. Svindal sonnt sich derzeit zwar noch an einem Strand in der Nähe des Silicon Valley. Bei seinem Ausrüster Head im vorarlbergischen Kennelbach werden aber erste Vorbereitungen für Aksels Schnee-Comeback getroffen.
Head-Rennchef Rainer Salzgeber bestätigt SonntagsBlick: «Die Chancen, dass Svindal in Beaver Creek am Start stehen wird, sind intakt. Aksel hat mir vor dem Abflug in die USA noch versichert, dass seine Reha wirklich sehr gut verläuft. Er kann im Trockentraining schon fast wieder alles machen. Deshalb ist für Mitte Januar seine Rückkehr auf die Skipiste geplant.»
Bis dahin gibt es im Prinzip nur ein grosses Fragezeichen: Gibt es einen Skischuh, in dem sich Aksel mit seiner angeschwollenen Ferse wohl fühlt? Salzgeber: «Svindal hat angekündigt, dass er Anfang Januar zu uns nach Kennelbach kommt, damit wir seinen Fuss ausmessen und einen neuen, speziellen Ski-Schuh für ihn bauen können. Dabei können wir auf Materialien zurückgreifen, die weniger Druck auf die Ferse ausüben.»
Der norwegische Verband übt natürlich keinen Qualifikations-Druck auf seinen Superstar aus. Svindal wird auf jeden Fall auch ohne Resultat in der heurigen Weltcup-Saison einen WM-Startplatz für sich beanspruchen.
Aber wie wirkt sich die aktuelle Siegesserie von seinem langjährigen Schattenmann Kjetil Jansrud (4 Saisonsiege) auf den 32-Jährigen aus? «Ich bin mir sicher, dass Kjetils Erfolge Aksel zusätzlich antreiben und Mut machen. Ganz einfach deshalb, weil Svindal bis zu seiner Verletzung in den teaminternen Trainingsvergleichen mindestens gleich schnell war wie Jansrud», so Salzgeber.
Es wäre ja nicht das erste verrückte Kapitel, dass der Wikinger in Beaver Creek schreiben würde. Im November 2007 wäre der Mann mit den 25 Weltcupsiegen nach einem Horror-Crash beim «Golden-Eagle-Jump» fast verblutet.
Zwölf Monate später triumphierte er auf der «Birds of Prey» in der Abfahrt. Wetten, dass die Verbindung Svindal und Beaver Creek auch 2015 eine besondere Pointe beinhalten wird?