So etwas hat Beni Matti (39) noch nie erlebt. Der Rennsportleiter des Ski-Ausrüsters Stöckli hat derzeit sieben Athletinnen und Athleten im Ski-Weltcup, die verletzt sind (siehe Box unten).
Die meisten hat es derart schwer erwischt, dass sie für den ganzen Rest der Saison ausfallen. «Es ist ein enormer Schlag für uns», so der Berner Oberländer, «denn wir zählen nicht zu den grossen Ski-Firmen.» Tatsächlich: Fast die Hälfte aller Weltcup-Profis von Stöckli ist derzeit ausser Gefecht.
Dazu kommen Nachwuchstalente wie Nicole Good (Sz) – sie erwischte es im Sommertraining schwer (Kreuzbandriss). Doch das ist nicht alles. Wichtige Stöckli-Athleten wie Marco Odermatt oder Jasmine Flury mussten in diesem Winter zwischendurch wochenlang pausieren. Jammern will Matti nicht. Auch andere Firmen hätten grosse Verletzungssorgen. Tatsächlich: Es gibt in diesem Winter kaum eine Woche ohne Hiobsbotschaft. Wo liegen die Gründe?
«Die meisten unserer Verletzten haben sich aufgrund unterschiedlicher Ursachen verletzt. Einzig bei Marco, Vicky und Aline war es immer ein Schlag in der Piste, der zum Unglück führte», so Matti. Blickt er über den Stöckli-Tellerrand hinaus, erkennt er aber schon grundlegende Probleme. «Die Anforderungen an die Fahrer sind immer höher, der Ski-Kalender ist übersättigt. Die Athleten reisen hin und her und erholen sich kaum. Oft ist es eine physische, aber auch mentale Müdigkeit spürbar. Das kann fatal sein.» Nun könnte man einwenden, dass es jedem selbst überlassen ist, ob er oder sie eine Pause einlegt. So wie es Mikaela Shiffrin (USA) seit mehreren Saisons macht. «Stimmt», sagt Matti, «aber Shiffrin ist so erfolgreich, dass sie sich das leisten kann.»
Kein Vorwurf an Weltcup-Veranstalter
Fahrfehler, Pech und Überbelastung: Es gibt für Matti viele Faktoren, die zu Verletzungen führen. Speziell in diesem Winter findet er aber noch einen weiteren Grund. «Wir hatten oft Pisten mit völlig unterschiedlichen Schneebeschaffenheiten. Auf einigen Abschnitten war die Unterlage eisig, dann wieder sulzig, kurz darauf aggressiv. So ist es enorm schwierig, die Ski einzustellen.» Letztlich müssten sich die Serviceleute sich für ein Setup entscheiden und hoffen, dass sich der Athlet während der Fahrt adaptiert. Zuletzt sei in Garmisch genau das nötig gewesen – nicht alle schafften es. Am Ende verletzten sich Rebensburg, Nathalie Gröbli (Sz) und Sofia Goggia (It) schwer.
Matti macht den Weltcup-Veranstaltern keinen Vorwurf. «Die Temperaturen schwanken viel zu oft. Und auch das Wetter ändert von Tag zu Tag. Die Organisatoren geben ihr Bestes, vor allem auf langen Speed-Strecken ist aber eine gleichmässige Präparierung unter diesen Umständen fast nicht möglich», so Matti.
Derzeit verletzt: Viktoria Rebensburg (De), Aline Danioth (Sz), Nils Mani (Sz), Luana Flütsch (Sz), Laurenne Ross (USA), Christoph Brandner (De), Noémy Kolly (Sz).
Derzeit fit: Ilka Stuhec (Sln), Marco Odermatt (Sz), Jasmine Flury (Sz), Andrea Ellenberger (Sz), Martin Cater (Sln), Carole Bissig (Sz), Jasmina Suter (Sz), Michaela Wenig (De), Patrizia Dorsch (De), Lila Lapanja (USA).
Auszeit (nicht verletzt): Dustin Cook (Ka).
Derzeit verletzt: Viktoria Rebensburg (De), Aline Danioth (Sz), Nils Mani (Sz), Luana Flütsch (Sz), Laurenne Ross (USA), Christoph Brandner (De), Noémy Kolly (Sz).
Derzeit fit: Ilka Stuhec (Sln), Marco Odermatt (Sz), Jasmine Flury (Sz), Andrea Ellenberger (Sz), Martin Cater (Sln), Carole Bissig (Sz), Jasmina Suter (Sz), Michaela Wenig (De), Patrizia Dorsch (De), Lila Lapanja (USA).
Auszeit (nicht verletzt): Dustin Cook (Ka).