Am Anfang ist die Euphorie schier grenzenlos. Das Schweizer Fernsehen sucht den Nachfolger für Ski- und TV-Legende Bernhard Russi (69). Und ist nach intensiven Castings im Mai dieses Jahres überzeugt, den richtigen gefunden zu haben – Marc Girardelli (54), vierfacher Weltmeister für Luxemburg.
Ein halbes Jahr später, nach den ersten drei Weltcuprennen im Olympia-Winter, ist die Euphorie verflogen. Die Stimmung in der Ski-Schweiz hat sich zu Ungunsten von «Gira», dem neuen Russi, gedreht.
In den sozialen Medien hagelt es schon nach dem Slalom in Levi böse Kommentare. Girardelli zieht waghalsige Vergleiche: Er bezeichnet den 28-jährigen Norweger Jonathan Nordbotten als «Nachwuchstalent» und sieht im 29-jährigen Österreicher Marc Digruber den möglichen Nachfolger des um ein Jahr jüngeren Marcel Hirscher.
«Schlaftablette» und «Fehlbesetzung»
Nach dem Speed-Auftakt in Lake Louise muss Girardelli noch härtere Formulierungen einstecken. Viele Facebook-User bezeichnen ihn als «Schlaftablette am Mikrofon» und «Fehlbesetzung». Seine Kommentare werden als emotionslos und undeutlich beschrieben.
«Marc Girardelli ist ein absolutes No-Go. Bringt jemanden, der wirklich mitfiebert. Ansonsten schalte ich um zum ORF», schreibt eine Zuschauerin. Ein anderer legt nach: «Hoffentlich hat Girardelli eine Probezeit, damit man den Versuch mit ihm frühzeitig abbrechen kann.»
Auch die BLICK-Leser sind wenig begeistert vom Russi-Nachfolger am SRF-Mikrofon. Im Online-Voting sprechen sich bei 14 000 Teilnehmern 72 Prozent gegen Girardelli aus.
Beim SRF ist die Absetzung bereits Thema
Denkt man im Leutschenbach gar schon an eine vorzeitige Vertragsauflösung mit Girardelli? «Die Chefs haben bis jetzt noch keine ernsthaften Alarmsignale versendet. Aber es gibt in der Sportredaktion Leute, die der Meinung sind, dass man Girardelli vor sich selber schützen und nach den Rennen in Beaver Creek vom Sender nehmen sollte», sagt ein SRF-Insider zu BLICK.
Und was sagt Girardelli? «Mir ist bewusst, dass mein Start als Co-Kommentator nicht optimal verlaufen ist. Aber ich bin mir sicher, dass ich mich bei den nächsten Übertragungen noch steigern kann. Ich habe es in meinem Leben schon immer so gehabt, dass ich lieber schwach anfange und dafür richtig stark aufhöre.»
Auch Russi war beim Startals TV-Experte eher schwach
Und eines ist klar: Wer sich heute die Aufzeichnungen von Bernhard Russis ersten Einsätzen als TV-Experte anschaut, kommt zum Schluss, dass selbst «Bernhard National» am Mikrofon eher schwach angefangen hat.