Er hat stählerne Muskeln, fast eine Glatze, einen ergrauten Bart und viele Tattoos. Vor allem aber hat er Lara Gut-Behrami wieder auf die Erfolgsspur gebracht. Sein Name: Jose Luis Alejo Hervas (43). Der Spanier aus Sevilla ist seit diesem Winter der neue Konditionstrainer der Tessinerin. «Wenn ich heute so fahren kann, ist es wegen ihm», sagt Gut-Behrami. «Es ist es das erste Mal in meiner ganzen Karriere, dass ich mich während eines Winters körperlich verbessert habe. Das habe ich Alejo zu verdanken. Ich bin froh, dass er da ist.»
Tatsächlich ist Hervas ein Glücksfall für Gut-Behrami. Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor sorgte im letzten Sommer dafür, dass Swiss Ski die Kosten für den charismatischen Muskelmann übernimmt. «Gemeinsam mit Lara habe ich ihn durchgedrückt. Es ist aufgegangen. Alejo ist aber nicht nur für Lara wichtig, sondern auch eine sehr gute Erscheinung in der Mannschaft. Das hilft sehr», so Tschuor.
«Einen Schleifer wie mich braucht es»
Doch wer ist dieser Mann, der Gut-Behrami neues Leben einhauchte? Rückblende. BLICK trifft ihn im letzten Herbst in Zermatt. Soeben hat er den Morgen auf dem Gletscher mit seinem Schützling verbracht. Und schon bald wird er Gut-Behrami im Kraftraum zum Leiden bringen. Hervas lacht und sagt: «Ich bin hart und fordernd. Ein Schleifer, wenn Sie so wollen. Aber das braucht es.» Der Südspanier geniesst das Vertrauen Gut-Behramis – er kennt sie seit ihrem 11. Lebensjahr. «Ich sah sie aufwachsen», so Hervas. Der Hintergrund: Er war einst Kondi-Coach von Maria Jose Rienda Contreras (6 Weltcupsiege), mit der Gut-Behrami einst ihre Sommertrainings absolvierte. «Lara und ihr Vater Pauli vertrauen mir völlig», sagt Hervas.
Später verlor er, der einst selbst kleinere Rennen fuhr, die Familie Gut etwas aus den Augen. Hervas studierte und wurde bei den Paralympics 1998 in Nagano Olympiasieger. Wie? Als Guide eines 19-Jährigen, blinden Spaniers. «Eine tolle Erfahrung», wie er sagt. Klar, dass er auch Gut-Behrami 2022 in Peking gerne zu Olympiagold führen würde. «Ich glaube an Lara, sie ist ein Champion.»
«Da ist Lara wie ein Tier»
Hervas ist überzeugt, dass Gut-Behramis Siege im Wallis mehr als nur ein Strohfeuer sind – auch, weil sie körperlich top sei. «Wir haben ihre Grundlagen in Kraft und Ausdauer gezielt gestärkt. Metaphorisch gesprochen: Die Basis des Hauses vergrössert, damit das noch weiter nach oben kommen konnte.» Gut-Behrami ist dankbar. Und sagt: «Ich bin sehr zuversichtlich für die Zukunft.» Derweil betont Hervas Laras Talent und Elan im Training. «Und im Vergleich zu anderen Fahrerinnen kann sie bei den Rennen mächtig zulegen, da ist sie wie ein Tier.»
Vor seinem Engagement bei Swiss Ski war Hervas in Kanada aktiv, zuletzt drei Jahre unter dem Berner Chef-Coach Martin Rufener. «Er legte mir keine Steine in den Weg, als Lara anfragte. Dafür bin ich sehr dankbar», so Hervas. Bleibt die Frage: Glaubt er daran, dass Gut-Behrami auch neben der Piste den Fokus beibehält? Hervas zweifelt keine Sekunde. «Ich habe Lara seit Beginn unserer Zusammenarbeit gesagt: Du hast alles, um durchzustarten. Einen Ehemann, der dich liebt, der dich liebt und immer unterstützt. Du hast einen Vater, der dir jene Vertrautheit gibt, welche du brauchst. Und du hast Lust auf mehr! Das ist ein super Paket.»