Ester Ledecka ist keine gewöhnliche Sportlerin. Sie ist nicht einmal ein gewöhnlicher Mensch. Das zeigt die 21-Jährigen schon mit ihrem metallfarbenen Rennanzug, der an die Comic-Heldin «Iron Woman» angelegt ist. Man merkt: Die Tschechin weiss sich zu vermarkten.
Die Schlagzeilen gehören ihr aber sowieso. Warum? Weil sie als einzige Frau professionell Snowboard und Ski fährt. Und so fährt sie in diesem Winter zwei Weltmeisterschaften. Zuerst in St. Moritz, dann in einem Monat in der Sierra Nevada (Spanien).
Eine Exotin ist Ledecka allerdings nicht. Im Gegenteil. Im Snowboard (Alpin) holte sie 2015 WM-Gold, ein Jahr später wurde sie Gesamtweltcup-Siegerin. Und im Skisport? Da gab sie mehrmals Kostproben ihrer Klasse ab, zuletzt landete sie bei beim Speed-Wochenende in Garmisch-Partenkirchen auf den Rängen 13 und 19. Trotz ständiger Doppelbelastung! «Es ist nicht einfach, denn ich muss meine Einsätze in beiden Sportarten genau koordinieren. Aber es macht Spass!»
In St. Moritz peilt Ledecka nun Platzierungen in den Top 15 an, mit Rang 29 im Super-G war sie «enttäuscht», wie sie sagte. Kein Wunder. Denn: Ester will mehr, viel mehr! «Mein Ziel ist es, in beiden Sportarten top zu sein. Alle sagen, dass dies unmöglich ist, das ich verrückt bin. Dann bin ich halt verrückt!»
Ihr rebellisches Naturell hat Ledecka schon von kleinauf. «Ja, ich war ein aussergewöhnliches Kind. Mit zwei fing ich mit Skifahren an, als ich fünf war stand ich dann auf dem Snowboard. Ich hatte Energie ohne Ende», erinnert sie sich.
Das ist auch heute noch so, Ledecka ist ständig unter Strom. Sie spricht vier Sprachen («dazu lerne ich Griechisch»), geht in der Freizeit Kickboxen, spielt Bass in der Band ihres Bruders Jonas, dazu studiert sie Wirtschaft im 3. Semester. «Und im Frühling stehen die nächsten Prüfungen an», sagt sie.
Aber wird sie eigentlich nie müde? Ester lacht: «Nein, denn es macht mir alles Spass!» Nur für etwas hat die hübsche Tschechin keine Zeit: Für einen Freund! «Es gibt da schon jemanden. Aber ich reise so viel, da ist das schwierig», sagt sie und macht sich auf. Krafttraining ist angesagt – irgendwie passend.