Das Podest
1. Clément Noël (Fr) 1:53,98
2. Henrik Kristoffersen (No) +0,80
3. Loïc Meillard (Sz) +0,95
Das Rennen
Henrik Kristoffersen ist nach dem ersten Durchgang vom Levi-Slalom richtig sauer! Grund: Der elfte Zwischenrang mit mehr als einer Sekunde Rückstand entspricht nicht den Vorstellungen des amtierenden Slalom-Weltmeisters. Doch dann gelingt dem 30-jährigen Norweger mit der Wut im Bauch im zweiten Lauf eine nahezu perfekte Fahrt. Deshalb liegt Kristoffersen auch noch in Führung, als Loïc Meillard den Final in Angriff nimmt. Obwohl der Walliser nach seiner in Sölden erlittenen Bandscheibenverletzung vor dem ersten Slalom in dieser Saison nur vier Ski-Trainings absolvieren konnte, war im ersten Lauf lediglich Frankreichs Olympiasieger Clément Noël um zwei Hundertstel schneller.
Meillards Vorsprung auf Kristoffersen beträgt fast eine Sekunde. Dem 28-Jährigen gelingt erneut ein starker Lauf, trotzdem liegt er im Ziel 15 Hundertstel hinter dem Wikinger. Schafft Kristoffersen den Sprung von 11 auf 1? Nein! Clément Noël, der in der Vergangenheit schon mehrmals als Halbzeit-Leader gescheitert ist, bleibt in Finnland eiskalt und triumphiert mit acht Zehnteln Vorsprung.
Damit hat der Franzose elf Weltcupsiege auf dem Konto. Wie ein Sieger strahlt aber auch der Drittplatzierte Meillard: «Ich bin sehr glücklich, obwohl es bezüglich dem zweiten Lauf Verbesserungspotenzial gibt. Nach den wenigen Trainingstagen habe ich nicht unbedingt damit gerechnet, dass ich Levi mit einem Podestplatz im Gepäck verlassen kann. Ich befürchte allerdings, dass die nächsten Tage für mich etwas weniger lustig werden. Sobald das Adrenalin weg ist, werde ich mit ziemlicher Sicherheit meinen Rücken spüren.»
Die Schweizer
Im November 2018 hat Tanguy Nef in Levi mit dem elften Rang ein beeindruckendes Weltcup-Debüt gefeiert. Danach hat der Genfer aber viele Rückschläge in Kauf nehmen müssen, oft ist der Sohn einer Psychiaterin und eines Universität-Professors in aussichtsreicher Position ausgeschieden. Deshalb steht der 27-Jährige aktuell auch ohne Kopfsponsor da. Doch bei seiner Rückkehr nach Levi macht Nef beste Werbung in eigener Sache, in dem er sich mit der Startnummer 28 auf den fünften Rang kämpft. Der Romand strahlt nach seinem besten Weltcup-Ergebnis im Interview mit SRF über das ganze Gesicht: «Ich war zwar schon in den Trainings sehr schnell, trotzdem hatte ich - so komisch es klingen mag - vor diesem Rennen keine grossen Erwartungen. Somit bin ich ohne jeglichen Druck, ganz locker gefahren. Nun werde ich versuchen, den Rest der Saison mit der genau gleichen Mentalität zu bestreiten.»
Weil Ramon Zenhäusern im letzten Weltcup-Winter keine einzige Top-10-Platzierung einfahren konnte, ist der Walliser von der ersten Startgruppe auf Position 27 zurückgefallen. Im ersten Slalom von diesem WM-Winter gelingt dem Doppelmeter zumindest ein kleiner Schritt nach vorne - Rang 20. Einen Fehlstart verbucht der Unterwalliser Daniel Yule. Der erfolgreichste Slalomfahrer der Swiss Ski-Geschichte (7 Weltcupsiege) muss sich mit dem 22. Schlussrang begnügen.
Das gibt zu reden I
Bei seinem Riesen-Comeback in Sölden hat Marcel Hirscher als 23. acht Weltcuppunkte gewonnen, beim ersten Weltcup-Slalom seit fünf Jahren kann der achtfache Gesamtweltcupsieger den Erwartungen aber nicht einmal ansatzweise gerecht werden – mit einem Rückstand von 2,59 Sekunden verpasst der Neo-Holländer als 46. und somit Fünftletzter die Qualifikation für den zweiten Durchgang klar.
«Bei den ersten Toren habe ich mir noch gedacht: Super, heute gehts ziemlich fesch. Doch was so vielversprechend begonnen hat, hat sich in einen der schlechtesten Slalom-Läufe in meinem Leben entwickelt. Ich hatte auf dieser eisigen Unterlage überhaupt keinen Grip, es war für mich eine reine Plagerei. Dann ist es schnell in eine der schlechtesten Slalomfahrten meines Lebens ausgeartet», gibt der 36-Jährige im Interview mit dem ORF zu Protokoll. Dennoch steht fest, dass Hirscher auch am kommenden Sonntag beim Slalom in Gurgl starten wird.
Das gibt zu reden II
Mit vier Klassierungen in den Top-6 avancierte der Waadtländer Marc Rochat im letzten Winter zum Mr. Zuverlässig im Schweizer Slalom-Team. Der Start in die neue Saison missglückt dem 31-Jährigen aber komplett. Das grosse Problem: Kurz nach dem Start wird Rochats Ski von einem Stein beschädigt. Damit fehlt jeglicher Grip, der Ausfall ist die logische Konsequenz. Einer grossen Enttäuschung kommt auch der Auftritt von Luca Aerni gleich: Der Wallis-Berner, der in den Trainings sehr starke Leistungen abgeliefert hat, verpasst die Final-Qualifikation mit einer Hypothek vom 2,39 Sekunden klar. Der Zürcher-Weltcup-Debütant Reto Mächler (23) klassiert sich als 44 vier Plätze hinter Aerni.
Das gibt zu reden III
Obwohl Tormis Laine im zweiten Durchgang die langsamste Zeit aufstellt, schreibt der 24-Jährige ein besonderes Kapitel Ski-Geschichte – der 1,82 Meter-Mann aus Tallinn sichert mit dem 27. Schlussrang die ersten Weltcuppunkte für Estland.
Die Stimmen (zu SRF)
Loïc Meillard (3.): «Von Levi mit dem Podest wegzugehen, ist genial. Im zweiten Lauf gibts Verbesserungspotenzial. Doch es ist ein gutes Resultat. Die Erleichterung ist gross, dass ich überhaupt Ski-Fahren kann nach der Verletzung.»
Tanguy Nef, der Fünfter wird, sagt: «Ich hatte keinen Druck verspürt und bin einfach gefahren. Ich war der sechste Schweizer in der Startliste, deshalb war der Druck nicht sehr hoch. Es war eine perfekte Vorbereitung, das habe ich gewusst.»
Ramon Zenhäusern: «Diese paar Punkte bringen nicht gerade viel. Die Richtungswechsel haben es verhindert, dass ich voll riskiert habe. Ich nehme die positiven Sektionen raus. Es hatte in beiden Läufen gute Abschnitte drin. Man ist im Ziel und die Saison ist lanciert. Ich freue mich wirklich. Auch, dass ich beschwerdefrei bin.»
Die Bedingungen
Die Piste, welche 170 Kilometer nördlich vom Polarkreis liegt, ist bezeichnenderweise stark vereist. Während Grossbritannien-Trainer Jai Geyer im ersten Durchgang einen extrem drehenden Kurs setzt, kreiert ÖSV-Coach Martin Kroisleitner in der zweiten Halbzeit einen deutlich schnelleren Lauf.
So gehts weiter
Der Ski-Trupp macht sich auf nach Österreich. Am nächsten Wochenende steigen je ein Herren- und Frauen-Slalom in Gurgl auf fast 2000 Meter Höhe.