Das Herz des Männer-Skisports schlägt derzeit im amerikanischen Copper Mountain. Fast alle alpinen Hochkaräter bereiten sich im Trainingszentrum des US-Verbands auf die Weltcuprennen im benachbarten Vail/Beaver Creek vor.
Vis-à-vis des Zielgeländes hat die prominenteste Rennfahrer-WG der Schweiz ein Appartement bezogen. Die Rede ist von Marco Odermatt (26), Gino Caviezel (31) und Justin Murisier (31).
Bei Brändi Dog hört die Freundschaft auf
Der Nidwaldner, der Bündner und der Walliser gehen wie Brüder miteinander um. Der einzige Konfliktherd ist das Brändi-Dog-Brettspiel, das auf dem Tisch im Wohnzimmer liegt. «Dieses Spiel ist für unsere Freundschaft nicht förderlich», gesteht Odermatt. Und Murisier und Caviezel bestätigen: «Weil wir alle ehrgeizige Sportler sind, will logischerweise auch beim Brändi Dog keiner von uns verlieren.»
Wer viel trainiert, muss auch die Batterien wieder aufladen. Hier ist ausgerechnet ein Obwaldner zuständig für das Wohl des Nidwaldner Jahrhundert-Athleten. Severin Portmann aus Alpnach ist hauptberuflich Küchenchef im Alpstübli am Trübsee oberhalb Engelberg. Für die Nordamerika-Tour hat ihn Swiss-Ski als Koch verpflichtet. Diesmal serviert er Athleten und Trainern eine asiatische Reispfanne. Das einstimmige WG-Urteil: «Severin kocht wirklich ausgezeichnet!»
«An denen werden wir diesen Winter noch viel Freude haben»
Zum Dessert bereitet Odermatt für seine Kameraden Kaffee und Tee zu. Nach einem kräftigen Schluck stimmt er ein Loblied auf Caviezel und Murisier an: «Gino und Justin haben in den Trainings sehr gute Leistungen gezeigt. An den beiden werden wir in diesem Winter viel Freude haben.» Caviezel und Murisier galten lange als Riesenslalom-Spezialisten, in den beiden letzten Saisons haben sie aber auch ihr gigantisches Speed-Potenzial unter Beweis gestellt: Gino klassierte sich im Super-G zweimal in den Top 4, Murisier kann in der Abfahrt und im Super-G acht Top-10-Klassierungen vorweisen.
Diese tollen Leistungen wurden medial aber aufgrund der überragenden Erfolgsserie ihres WG-Gefährten kaum registriert. «Der vierte Rang beim Super-G in Beaver Creek war für mich im letzten Jahr auch deshalb ein grosser Erfolg, weil es gleich im ersten Rennen nach dem bösen Sturz von meinem Bruder Mauro passierte», erinnert sich Gino Caviezel. «Aber weil Odi in grandioser Manier gewann, hat mich keine einzige TV-Station um ein Interview gebeten.»
Im Gegensatz zum Brändi Dog haben solche Vorkommnisse aber keinen Einfluss auf die Stimmung in der stärksten Schweizer Rennfahrer-WG. Odermatt, Caviezel und Murisier sind ziemlich beste Freunde.