Ski-Talent Meillard über ihre Knieverletzung
«Weiss nicht, ob ich je wieder bei 100 Prozent bin»

Kurz vor Olympia platzten Mélanie Meillards Träume: Kreuzbandriss, Operation, sieben Monate Pause! Jetzt spricht sie erstmals darüber.
Publiziert: 06.03.2018 um 10:43 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:15 Uhr
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Die Tränen sind getrocknet. Aber: Mélanie Meillard gibt zu, dass sie oft weinen musste im letzten Monat.
Foto: KEY
Mathias Germann

Wenige Tage vor Beginn der Olympischen Spiele passiert es: Mélanie Meillard, das grösste Talent im Schweizer Skirennsport, stürzt beim Riesenslalom-Training in Südkorea.

Mit gravierenden Folgen: Die 19-Jährige reisst sich das vordere Kreuzband im linken Knie. Dazu kommt eine Meniskusverletzung. Anstatt um Medaillen zu kämpfen, fliegt Meillard nach Hause und lässt sich in Genf operieren.

Nun, fast einen Monat nach ihrem verheerenden Unfall, spricht Meillard erstmals öffentlich über ihren Schicksalsschlag.

Mélanie Meillard, wie geht es Ihnen?
Es wäre vermessen zu sagen, dass es mir gut geht. Aber immerhin fühle ich mich von Tag zu Tag besser. 

War Ihr Unfall Pech?
Ja und nein. Es war ein dummer Fehler in einer Kurve, ich habe die Ski nicht richtig belastet. Das Knie hat schon vor dem Sturz nachgegeben. Ich ahnte, dass mein Olympia-Traum vorbei war.

Warum?
Weil ich zwar schon oft gestürzt, aber noch nie einen solchen Schmerz gespürt habe. Mein Knie hatte sich vorher noch nie so angefühlt. Ich war enttäuscht von mir. 

Sie gehen hart mit sich ins Gericht.
Aber so ist es.

Als die Diagnose kam: Wie haben Sie diese verarbeitet?
Ich habe oft geweint – an diesem, aber auch in den folgenden Tagen. Ich war sehr traurig. Die Fragen «Warum?» und «Weshalb?» habe ich mir aber lange nicht gestellt. Die Enttäuschung war so gross, dass ich gar nie daran gedacht habe.

Als der Unfall passierte, waren ihre Eltern nicht in Südkorea. Wie wurden sie informiert?
Ich habe ihnen gleich nach der Diagnose ein SMS geschrieben. Wegen der Zeitverschiebung haben sie es erst gelesen, als sie aufgewacht sind. Es gibt schönere Nachrichten so früh am Morgen (schmunzelt). Danach habe ich mit meinem Vater telefoniert. Er hat mich getröstet, so wie auch meine Mutter – aber in diesem Moment hat das natürlich nicht viel genützt.

Sie sind zurückgereist und haben sich in Genf operieren lassen. Hatten Sie überhaupt noch Lust, die Olympischen Spiele zu verfolgen?
Ja. Klar, es war hart – aber im Spital hatte ich ja sowieso nicht viel Besseres zu tun, als den TV anzuschalten (schmunzelt). Für die Skirennen habe ich sogar den Wecker gestellt! Und es war schön zu sehen, dass das Schweizer Team so gut abschneiden konnten.

Hatten Sie Kontakt mit Ihren Teamkolleginnen?
Ja. Auch Lara Gut und Charlotte Chable, die ebenfalls schon Kreuzbandrisse erlitten, haben mir geschrieben. Und gemeint, dass ich sie immer kontaktieren kann, sollte ich eine Frage haben. Das bedeutet mir viel.

Wie geht es nun weiter?
Bis ich wieder auf den Ski stehen kann, dauert es sieben Monate. Ob ich je wieder bei 100 Prozent sein werde, weiss ich nicht. Das kann man nie wissen. Bis jetzt läuft alles gut.

Was wollen Sie aus den kommenden Monaten mitnehmen?
Ich kann meinen Körper besser kennenlernen. Aber nicht nur meinen Körper. Nein, ich kann auch viel über mich selbst lernen. Bis jetzt ging es in meiner Karriere immer nach oben, ich konnte mich stets verbessern. Nun aber ist alles anders. Es ist eine neue Etappe in meinem Leben und ich bin bereit, sie so gut wie möglich zu meistern.

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