Als Carlo Janka im Februar 2009 Weltmeister im Riesenslalom wurde, schmuste der damals 12-jährige Loïc Meillard daheim im Unterwallis vor lauter Freude fast den Fernseher ab. «Janka war als Kind eines meiner grossen Vorbilder», erzählt Loïc. Mittlerweile ist es Janka, der von Meillard schwärmt: «Loïc gehört seit letztem Frühling derselben Trainingsgruppe an wie ich – sein Potenzial ist wirklich riesig.»
Dabei war unser Riesen-Talent bis vor ein paar Jahren ein echter Zwerg! «Bis zu meinem 15. Lebensjahr war ich im Sport und in der Schule immer der Kleinste, bei meiner Konfirmation war ich knapp 1,50 m. Doch dann habe ich plötzlich einen kräftigen Wachstumsschub erhalten.»
Im letzten Winter ist der mittlerweile 1,81 m lange Bursche im Europacup über sich hinausgewachsen – mit einem Einzelsieg und dem dritten Rang in der Riesenslalom-Gesamtwertung hat er sich einen Fixplatz für die kommende Weltcup-Saison gesichert. Bei der Junioren-WM gewann er Gold in der Kombi und Bronze im Super-G – im Riesen war einzig der vierfache Einzelweltcupsieger Henrik Kristoffersen schneller als Meillard.
Der Traum vom Coup
Jetzt träumt der Junior, der im Juni die Banklehre mit der Note 4,5 abgeschlossen hat, heimlich vom sensationellen Coup in der alpinen Champions League. «Vor der letzten Europacup-Saison habe ich insgeheim gehofft, dass ich im einen oder anderen Rennen unter die Top 30 fahre, aber mit Podestplätzen habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Vielleicht läuft es ja in meiner ersten Weltcup-Saison ähnlich.»
Sein Trainer Jörg Roten tritt allerdings auf die Euphorie-Bremse: «Ich bin mir sicher, dass Loïc längerfristig ein ganz Grosser wird, wenn er gesund bleibt. Aber kurzfristig darf man von ihm keine Wunderdinge erwarten, alleine weil er ausser dem Adelbodner Chuenisbärgli keine einzige Weltcupstrecke kennt. Und noch etwas: Auf steilem Terrain fährt Loïc zwar extrem stark, im flachen Gelände verliert er aber noch zu viel Zeit.»
Das Gefühl für steile Hänge dürfte Meillard vom Vater geerbt haben. «Mein Papa war Schweizer Meister im Speed-Ski, sein persönlicher Rekord liegt bei 222 km/h.»
Richtig krachen lässt es übrigens auch Loïcs zwei Jahre jüngere Schwester Melanie, die im letzten Winter drei FIS-Rennen gewinnen konnte. Die Meillards sind eben echte «Meilleurs» (französisch für die Besten) ...