Geduld? Nein, die hat Delia Carmen Durrer selten. Bei der 17-Jährige aus Oberdorf NW muss immer etwas gehen. «Ich bin ein Energie-Bündel», sagt sie. Ihre Eltern Andy und Felicia nicken. Das sei schon immer so gewesen, sagen sie. Ob beim Ballett, Tennisspielen oder Geräteturnen – Delias Energie musste raus. «Sie war sehr anspruchsvoll», sagt ihr Mami schmunzelnd. Zum Glück kam irgendwann das Skifahren dazu. Es wurde für ihre Tochter zur grossen Liebe. Delia: «Ab diesem Zeitpunkt konnte ich mich endlich genügend bewegen!»
«Mein Ziel ist der Weltcup»
Die Freude am Schneesport ist Durrers grosses Kapital. Sie ist Schülerin der Sportmittelschule Engelberg OW, für 2022 ist die Matura geplant. Danach möchte sie voll auf die Karte Ski setzen. «Mein Ziel ist der Weltcup. Dafür gebe ich alles», sagt der 1.62 m grosse Wirbelwind. Noch ist es nicht so weit, vorerst konzentriert sich Durrer auf auf die Youth Olympic Games. Da startet sie in Slalom, Riesenslalom, Super-G, Kombination und Teamevent. Mehr geht nicht. Das ist zwar bei den YOG üblich, man könnte auch sagen: es ist typisch Durrer.
Ob Medaillengewinne möglich sind, lässt sich nicht voraussagen. Auf dieser Stufe entscheiden unzählige Faktoren über Erfolg oder Absturz. Fakt ist: Zu nervös wird Durrer auch auf der Olympia-Bühne nicht sein – auch wenn ihre ganze Familie vor Ort in Les Diablerets VD zuschauen wird. «Sie gibt mir Halt und Kraft. Ich freue mich, wenn alle im Ziel stehen und mir die Daumen drücken.»
Alles andere als Scheu
Durrer redet offen, ist eloquent und auch nicht um einen Spruch verlegen. «Ich bin alles andere als scheu. Wenn ich neue Leute treffe, warte ich nicht ab, sondern gehe zu ihnen hin und rede mit ihnen», sagt sie. Mit der gleichen Einstellung geht sie beim Skifahren an den Start. «Bevor es losgeht, schaue ich noch einmal nach oben und sehe mir die Berge an. Das relativiert alles. Danach freue ich mich richtig auf den Lauf.»
Shiffrin ist ihr Vorbild
Dieses Rezept wird Durrer auch bei den YOG anwenden. Und wer weiss, vielleicht schaut am Ende ja ein Platz auf dem Treppchen heraus. So wie bei ihrem allerersten FIS-Super-G, als sie Startnummer 72 auf Platz 2 fuhr. «Ich hätte nichts dagegen, wenn es wieder so wäre», so Durrer schmunzelnd. Sollte es nicht klappen, wird sie vielleicht umso länger am Klavier, ihrer zweiten Leidenschaft, sitzen. «Da kann ich abschalten. Meistens spiele ich klassische Stücke.»
Und so kann es schon mal vorkommen, dass Durrer die Gäste in der Hotellobby mit ihren musikalischen Künsten erfreut. In dieser Sparte ist sie ihrem skifahrerischen Vorbild Mikaela Shiffrin, die ebenfalls gerne in die Tasten haut, längst entrückt. Und auf der Piste? Da hat Durrer noch Zeit. Auch wenn Geduld nicht ihre Stärke ist.