Ski-Star Lindsey Vonn gesteht
«Es ist schwierig, einen Mann zu finden»

Lindsey Vonn erklärt im Interview, was sie von den US-Wahlen hält, wieso sie sich nicht mehr wie Superman fühlt, wieso sie mit St. Moritz eine Rechnung offen hat und wie sie sich den Traummann vorstellt.
Publiziert: 14.02.2016 um 10:29 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 03:15 Uhr
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Lindsey Vonn strahlt.
Foto: AP
Marco Ackermann aus Crans Montana

Lindsey Vonn, was haben Sie am rennfreien Samstag gemacht?
Ich war im Pulverschnee mit den italienischen Mädels. Ich machte nur zwei Abfahrten, aber es war unglaublich schön. Ich habe so einen Tiefschnee seit zehn Jahren nicht mehr erlebt. Mein Auto vor dem Hotel war vergraben. 

Die Schweizer waren zuerst sauer wegen der gestrichenen Kombi. Wie sehen Sie das?
In einem Freiluftsport wie Ski muss man Planänderungen akzeptieren. Mit diesem Schnee habe ich keine Chance auf einen Slalom am Sonntag gesehen. In den letzten Saisons hatten wir ja meistens auch nur zwei oder drei Kombis. Jetzt sind es halt auch wieder drei. Das bedeutet am Ende nicht viel.

Sie haben ins Schweizer Hotel gezügelt. Wie das?
Ich war zuerst mit den Amerikanerinnen. Es war schwierig, um mich dort vom Komfort her wohlzufühlen. Weil ich schon so lange im Weltcup unterwegs bin und wir in Crans ein hartes Programm haben, wollte ich eine bessere Lösung. Deshalb der Wechsel. Auch meinem Hund Lucy geht es hier prima. Weil sie eine Gespielin der gleichen Rasse hat. 

Vor Crans waren Sie mit Lucy in Zürich. Was gefällt Ihnen an der Schweiz?
Ich durfte Zürich erstmals so richtig erleben. Es war echt schön, mit Lucy durch die Fussgängerzone zu laufen. Weil ich die Brille trug, hatte ich ziemlich viel Ruhe. Es waren nur etwa drei Leute, die ein Foto mit mir wollten. Ich habe auch Shopping gemacht. Obwohl es etwas teuer war. Und ich habe Fondue gegessen. Die Schweiz hat viele tolle Plätze. Das Highlight war wohl 2014 auf dem Jungfraujoch mit Roger Federer.

Wie zufrieden sind Sie aktuell mit Rogers Leistungen?
Für mich ist es egal, ob er siegt oder nicht. Sein Spiel und sein Kampf gefällt mir immer. Solch einen charakterstarken und sympathischen Weltsportler findet man selten. Er ist nicht egoistisch, immer nett. Er bleibt auf ewig mein Vorbild.

Sie schwärmen von der Schweiz. Was bedeutet Ihnen gleichzeitig Ihre Heimat USA?
Mein Land ist so gross. Wir haben alles. Berge, Meere, Wüsten. Und so unterschiedliche Städte. Du kannst haben, was du willst. Am meisten verbunden bin ich schon mit Vail, wo ich wohne, und mit Minnesota, wo ich herkomme.

Im Moment sind ja bei euch die Wahlen. Interessiert Sie das?
Ich bin so viel unterwegs, dass ich das nicht richtig verfolgen kann. Ich hoffe, dass ich noch irgendwie Zeit finde, um meine Stimme abzugeben. Wenn man halt nicht im Land ist, ist es schwierig, etwas auszufüllen. Doch Politik ist sowieso nicht mein Ding.

Deshalb zurück zum Sport. Was haben Sie aus ihrem letzten Comeback gelernt?
Die erste grosse Knieverletzung hatte meine Mentalität nicht verändert. Ich hatte immer noch das Gefühl, unbezwingbar und unzerstörbar zu sein. Wie Superman. Ich war mir sicher, dass mir sowas kein zweites Mal widerfährt. Heute weiss ich, dass das die falsche Überlegung war. Inzwischen habe ich realisiert, dass immer alles passieren kann. Und dass es daher nicht nötig ist, pausenlos volles Risiko zu gehen. Eine gewisse Vorsicht hat mir geholfen. Ich agiere jetzt mehr mit Köpfchen, taktischer – und kenne mein Limit besser.

Nun in Crans Montana und in einer Woche in La Thuile erleben sie völlig neue Abfahrts-Pisten. Gibt das einen zusätzlichen Kick?
Neue Strecken sind immer schön. Das ist eine Challenge. Am Donnerstag im ersten Training in Crans war es schwierig. Ich war unsicher. Wegen den heiklen Bedingungen. Aber schon tags darauf gings besser. Von La Thuile weiss ich nur, dass es steil und eng ist. Und sehr schwierig. Aber ich war noch nie da. Darum wird es spannend. Vielleicht gibt es noch die Möglichkeit, Videos von La Thuile anzuschauen. Obwohl der Weltcup bisher nie da war.

In einem Jahr ist wieder WM in St. Moritz. 2003 durften sie da nicht dabei sein. Haben Sie eine Rechnung offen?
Damals hatte man beim US-Ski-Team kein Vertrauen in mich. Sie hatten an meinem Potenzial gezweifelt. Sie haben mir gesagt, ich sei zu dünn. Und dann hatte ich auch noch ein bisschen Rückenschmerzen. Sie glaubten, das reiche nicht für die WM-Teilnahme. Deshalb war ich leider zuhause. Das war eine sehr grosse Enttäuschung. Weil es am Fernsehen so wunderschön ausschaute. Klar, 2017 kommt nun meine Chance.

Bis mindestens Olympia 2018 wollen sie weiterfahren. In welche berufliche Richtung wird es nach dem Rücktritt gehen?
Der Fokus wird auf meiner Foundation liegen. Diese Stiftung ist das wichtigste. Das Ziel ist, junge Girls zu inspirieren und ihnen Kraft zu geben. Wenn ein Mädel einen Traum hat, will ich helfen. Es müssen nicht nur Sportlerinnen sein. Wenn man Unterstützung will, kann man mir einen Brief schreiben. Oder man kontaktiert mich via Homepage oder Facebook.

Haben Sie Beispiele, wo Sie geholfen haben?
Eine Mutter, die kein Geld hatte, fragte mich wegen einem Hund für ihr blindes Kind. Oder wenn jemand in der Ausbildung eine Extra-Lehrerin brauchte, versuchte ich, das zu ermöglichen. 

Wenn Sie jetzt einen Tag einen anderen Beruf als Skirennfahrerin ausüben könnten, was wäre es?
Tennis-Profi, eindeutig. Im nächsten Leben klappt es vielleicht (lacht).

Dürfen Sie derzeit Tennis spielen?
Mit meinem kaputten Meniskus ist es schwierig. Bewegungen auf die Seite mit Druck sind für meine Knie gefährlich. Es geht nur auf die lockere Art.

Wie stehts mit Snowboarden? Mit Ester Ledecka fährt ja neu eine Snowboard-Weltmeisterin im Ski-Weltcup.
Ich habe das nur einmal gemacht. Etwa mit 17 mit Teamkollegin Julia Mancuso. Ich mag Boarden nicht so, weil ich meine Füsse weniger bewegen kann als mit Ski. Ich fühle mich zu blockiert. Vielleicht probiere ich es nach meiner Ski-Karriere nochmals (lacht).

Gibts nach der Ski-Karriere weitere Auftritte als TV-Schauspielerin?
Auch das werde ich eventuell wieder versuchen. Es wäre sicher eine schöne neue Herausforderung. Ich trat ja einmal in der amerikanischen Serie Law & Order auf, und das hatte grossen Spass gemacht. Ich muss aber schon noch an meinem Schauspieltalent arbeiten. Ich weiss nicht, wie gut ich wirklich bin in dieser Sparte.

Wie solls privat weitergehen? Sie sagen, sie suchen den Traummann noch. Wie müsste er denn sein?
Ich habe keine genaue Vorstellung im Kopf. Ich hoffe nur, dass er nett ist und mich unterstützt. Aber es ist schwer, einen Mann zu finden, der mit einer erfolgreichen Frau zusammen sein will. Denn das braucht sehr viel Selbstvertrauen. Und zu viel Selbstvertrauen sollte er dann auch nicht haben (schmunzelt). Es braucht die ideale Balance.

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