Plötzlich kommt sich der grosse Beat Feuz wieder wie ein kleiner Lehrling vor. Der Abfahrts-Weltmeister von 2017 will an der Zentralschweizer Bildungsmesse in Luzern dort anknüpfen, wo er im Frühling 2006 aufgehört hat – damals hat der Emmentaler trotz vielen sportbedingten Absenzen die Ausbildung als Maurer mit Erfolg abgeschlossen.
Nachdem der zweifache Lauberhornsieger 13. Jahre keinen Mörtel mehr gemischt hat, wirkt er bei seinem Comeback leicht verunsichert. «Auf dem Bau würde mein jetziges Können wohl nur noch für einen Handlangerjob reichen», glaubt Feuz, nachdem die Fugen zwischen den Steinen etwas zu dick geraten.
Doch der «Kugelblitz» kommt schnell wieder in den Rhythmus. Nach einer halben Stunde zementiert er die Steine schon fast wieder wie in seiner erfolgreichen Lehrzeit. «Während meiner Ausbildung zum Maurer habe ich auch einiges für meine Laufbahn als Skirennfahrer gelernt», erzählt Feuz, der offizieller Botschafter für Bauberufe ist. «Weil ich im Sommer an jedem Werktag um 6 Uhr auf der Baustelle sein musste, habe ich gelernt diszipliniert zu sein. Diese Eigenschaft und die auf dem Bau erlangte Selbständigkeit helfen mir heute als Rennfahrer sehr.»
Mauer mit dem Gummi-Hammer angepasst
Der 32-Jährige hat allerdings auch seine Flop-Momente als Maurer nicht vergessen. «Einmal sollte ich die Mauer für ein WC errichten. Dummerweise habe ich bei dieser Aufgabe keine Türe eingeplant. Ja, ich habe mich damals regelrecht eingemauert.»
Und dann verrät Feuz, wie er seine Ausbildner immer wieder mit einem besonderen Werkzeug hinters Licht geführt hat: «Wenn ich in Kursen eine Meter hohe Mauer bauen musste und diese nicht ganz gerade herausgekommen ist, habe ich sie mit dem Gummi-Hammer angepasst. Mit einem normalen Hammer wären die Spuren auf dem Stein ersichtlich gewesen, mein Einsatz mit dem Gummi-Hammer hat aber keine Spuren hinterlassen.»
Dafür spricht derzeit alles dafür, dass Feuz im kommenden Winter viele gewinnbringende Spuren im Schnee ziehen wird. Die Saisonvorbereitung ist für den Mann, der sich in den letzten beiden Wintern die kleinen Kristallkugeln für den Sieg im Abfahrtsgesamtweltcup geschnappt hat, nahezu optimal verlaufen. «Ich bin im letzten Sommer mehr auf den Ski gestanden als in anderen Jahren, ich habe die grösseren Umfänge trainiert. Ich fühle mich zurzeit sehr fit. Deshalb habe ich mir in den letzten drei Wochen eine Skitrainingspause gegönnt. Und bin deshalb erst drei Tage nach meinen Teamkollegen ins Trainingscamp nach Nordamerika gereist.»
Am Dienstag ist der schnellste Maurer seit Hermann Maier aber pünktlich in Lake Louise eingetroffen, wo am Mittwoch das erste Training für die Abfahrt am Samstag auf dem Programm steht.