Das Podest
1. Marco Odermatt (Sz) 2:15,75
2. Alexander Steen Olsen (No) +0,91
3. Manuel Feller (Ö) +1,08
Das Rennen
Nachdem die Speedrennen letztes Wochenende in Chamonix (Fr) nicht durchgeführt werden konnten, hat Marco Odermatt die freie Zeit für einen Abstecher in die Heimat genutzt. Neben Entspannen standen auch Trainingseinheiten auf dem Titlis auf dem Programm. Erholt geht Odermatt so in den sechsten Riesenslalom des Winters, den er eigentlich auslassen wollte – hätte Chamonix stattgefunden. Und zeigt einmal mehr, dass er der Mann ist, den es in dieser Disziplin zu schlagen gilt.
Den ersten Lauf absolviert keiner so schnell wie der Nidwaldner. Und in der Entscheidung reicht dann die drittschnellste Zeit – hinter dem Österreicher Raphael Haaser und Gino Caviezel –, um zu einer weiteren Gala anzusetzen. Fast eine Sekunde liegt er am Ende des Tages vor dem Zweitplatzierten Alexander Steen Olsen. Der Norweger setzt damit seinen Aufwärtstrend fort. In dieser Saison war er im Riesenslalom nie schlechter als Zwölfter, nun darf er sich über seinen ersten Podestplatz freuen. Bereits zum siebten Mal aufs Riesen-Treppchen steigt der Österreicher Manuel Feller.
Die anderen Schweizer
7. Loïc Meillard +1,51
8. Thomas Tumler +1,59
13. Gino Caviezel +2,21
18. Fadri Janutin +2,58
22. Justin Murisier +2,88
25. Livio Simonet +3,16
DNQ 2. Lauf: 33. Sandro Zurbrügg, 42. Marco Fischbacher, 45. Josua Mettler
DNF 1. Lauf: Semyel Bissig
Nach Platz 7 am Morgen greift Loïc Meillard im zweiten Lauf an. Das Risiko wird nicht belohnt. Er verpasst die Führung haarscharf und kann sich nicht verbessern.
Nach dem ersten Lauf hat Thomas Tumler als Elfter die Top 10 im Visier. Er zeigt einen starken zweiten Lauf, setzt sich kurzzeitig an die Spitze. Auch wenn er direkt wieder verdrängt wird, knackt er letztlich die Top 10. So gut war er in dieser Saison noch nie, im Riesenslalom hat er sich davor erst dreimal unter den ersten Zehn klassiert.
Zuletzt hat Fadri Janutin dreimal die Quali für den zweiten Lauf verpasst. Diese Negativ-Serie endet in Bansko. Er bringt zwei solide Läufe runter und darf sich über das drittbeste Riesen-Resultat seiner Karriere freuen.
Am Morgen hat Gino Caviezel grosse Mühe mit dem Timing. So ist er zur Halbzeit nur 21. Er wirft in der Entscheidung alles in die Waagschale, geht das volle Risiko. Zwischenzeitlich liegt er anderthalb Sekunden vorne, zwei grosse Fehler kosten allerdings viel Zeit. Er übernimmt dennoch die Führung und macht einen Sprung nach vorne.
Justin Murisier kommt in beiden Läufen nicht so recht auf Touren. Er nimmt zwar Punkte mit, klassiert sich aber ausserhalb der Top 20.
Als 30. qualifiziert sich Livio Simonet gerade noch so für den zweiten Lauf. Das ist ihm davor in dieser Saison erst einmal gelungen. Er zeigt einen guten Auftritt und schiebt sich einige Positionen nach vorne.
Elf Fahrer schaffen es im ersten Lauf nicht ins Ziel. Unter ihnen ist mit Semyel Bissig auch ein Schweizer. Drei seiner Landsmänner büssen zudem im Vergleich mit Odermatt zu viel Zeit ein, sie verpassen die Qualifikation für die Entscheidung. Am knappsten ist es bei Sandro Zurbrügg. Ihm fehlen 23 Hundertstel auf Platz 30. Auch Marco Fischbacher und Josua Mettler dürfen kein zweites Mal starten.
Das gab zu reden
Marco Odermatt feiert saisonübergreifend den neunten Riesenslalom-Sieg in Serie, insgesamt ist es der 20. Triumph in dieser Disziplin. Mit dieser Siegesserie zieht er mit einer italienischen Legende gleich. Alberto Tomba (57) feierte zwischen Januar 1994 und Januar 1995 neun Slalom-Siege in Serie. Insgesamt steigt Odermatt zum 26. Mal in Folge in einem Riesenslalom aufs Podest. Angefangen hat die Serie vor drei Jahren – mit Platz 2 in Bansko.
Das gab zu reden II
Zweimal muss Marco Odermatt im ersten Lauf um seine Führung zittern. Der Norweger Alexander Steen Olsen fällt im unteren Abschnitt noch hinter den Nidwaldner zurück und ist zur Halbzeit Zweiter. Auch der Andorraner Joan Verdu ist schnell unterwegs. Bei der zweiten Zeitmessung liegt er drei Zehntel vor Odermatt – ehe er wegrutscht und ausscheidet.
Das gab zu reden III
Harry Laidlaw (27) ist auf dem Weg, ein Stück Ski-Geschichte zu schreiben. Er qualifiziert sich erstmals für den zweiten Lauf eines Riesenslaloms. In diesem ist er gut unterwegs, bis er kurz vor dem Ziel das richtige Timing verpasst und ausscheidet. Damit wird er nicht der erste Australier, der Riesenslalom-Weltcuppunkte gewinnt.
Die Stimmen gegenüber SRF
Marco Odermatt: «Jeder Sieg ist schön, egal wo man ihn holt. Aber wenn man fast an jedem Ort einen feiern kann, ist es cool. Der 26. Riesenslalom-Podestplatz in Serie ist Wahnsinn. Es sind Zahlen, über die man nicht zu sehr nachdenken darf. Es ist genial und super cool – auch das ganze Team-Resultat. So macht es doppelt Spass. Wirklich cool war, dass wir zwei total verschiedene Kurssetzungen hatten. Im ersten Lauf war es rund, man musste taktisch fahren und konnte nicht überall pushen. Unser Trainer hat dann weniger drehend gesteckt, sodass man richtig ziehen und pushen kann.»
Gino Caviezel: «Die Enttäuschung ist sehr gross. Ich habe gezeigt, dass ich schnell fahren kann. Das ist positiv. Aber der Rest – was soll ich sagen? Die Fehler fuchsen mich sehr. In diesem schnellen Lauf darfst du keine Fehler machen.»
Loïc Meillard: «Ich bin nicht ganz zufrieden. Ich habe in beiden Läufen nicht geschafft, was ich wirklich wollte. Mit meinen Ski konnte ich nicht so Tempo machen. Das kostet auf so einer Piste Zeit. Jetzt habe ich die Piste und den Schnee gesehen, mehr kann ich nicht mitnehmen. Morgen ist ein neuer Tag und eine neue Chance im Slalom.»
Thomas Tumler: «Ich wusste, ich bin Elfter nach dem ersten Lauf, mein grosses Ziel waren die Top 10. Wenn es grün aufleuchtet, ist die Chance gross, dass es reicht. Ich bin happy mit meiner Leistung. Ich habe versucht, im zweiten Lauf zu attackieren. Das Gefühl war nicht zu 100 Prozent da, aber es hat sich gelohnt. Endlich hatte ich zwei konstante Läufe, darauf kann ich aufbauen und das positive Gefühl mitnehmen.»
Die Bedingungen
Die ganze Woche wurde gewässert, auch am Tag vor dem Rennen wurde noch einmal der Wasserschlauch ausgepackt. Die Arbeit hat sich gelohnt, die Piste ist teilweise eisig und in gutem Zustand, auch wenn sie mit der Zeit etwas gezeichnet ist. Der Himmel über Bansko ist bewölkt. Drückt während des ersten Laufs noch teilweise die Sonne durch, ist sie zur Entscheidung verschwunden. Dafür fegt hie und da ein böiger Wind über die Piste.
So gehts weiter
Am Sonntag steht in Bansko ein Slalom auf dem Programm. Den nächsten Riesenslalom bestreiten die Athleten in zwei Wochen in Palisades Tahoe (USA).