Das Podest
1. Federica Brignone (It) 2:12,69
2. Alice Robinson (Neus) +0,40
3. Thea Louise Stjernesund (No) +1,57
Das Rennen
Der erste Schweizer Dämpfer an diesem sonnigen Tag in Sestriere folgt schon sehr früh. Lara Gut-Behrami scheidet mit der Startnummer 3 im unteren Bereich der Strecke aus. Sie schätzt eine neue, künstlich eingebaute Welle falsch ein, ist zu direkt, rutscht am Innenski weg und erwischt das nächste Tor nicht mehr. Bitter für die Tessinerin, die im Gesamtweltcup wichtige Punkte auf Federica Brignone, ihrer grossen Konkurrentin, einbüsst. Die wegen einer Grippe angeschlagene Italienerin zeigt ihrerseits eine starke Fahrt, nur Alice Robinson ist im ersten Lauf stärker. Die Schweizer Halbzeit-Bilanz ist schwach. Nur Camille Rast (10.), Wendy Holdener (22.) und Vanessa Kasper (29.) schaffen es in den zweiten Durchgang.
Der Showdown um den Sieg beginnt im zweiten Lauf mit Brignone, die Halbzeit-Zweite ist. Reichen die Kräfte der Riesenslalom-Weltmeisterin? Und wie! Die 34-Jährige fährt mit viel Risiko und knallt die Laufbestzeit in den Schnee. Da kann auch Robinson nicht mithalten, wie schon in Saalbach wird sie hinter Brignone Zweite. Der Rest des Feldes liegt weit zurück, Thea Stjernesund (No) verliert als Dritte bereits mehr als eineinhalb Sekunden.
Die Schweizerinnen
9. Camille Rast +2,67
20. Wendy Holdener +4,31
28. Vanessa Kasper +4,97
Im ersten Lauf ausgeschieden: Lara Gut-Behrami, Stefanie Grob, Delphine Darbellay, Janine Schmitt.
Nicht für den zweiten Lauf qualifiziert: 44. Sue Piller (+5,02). 48. Selina Egloff (+5,31).
Weniger als eine Sekunde fehlt Slalom-Weltmeisterin Camille Rast nach Durchgang 1 aufs Podest. Folgt danach der grosse Angriff? Ja! Rast drückt mächtig aufs Gaspedal, sucht die engste Linie. Zwar verschlägt es der Walliserin ab und zu die Ski, sie bleibt aber stabil. Rang 9 ist sehr solide, Rast hatte sich einen Top-10-Platz vorgenommen.
Nach dem Gewinn von drei WM-Silbermedaillen greift Wendy Holdener wieder ins Geschehen ein. «Ich hätte gerne eine etwas längere Pause gehabt», sagte sie bereits in Saalbach. Dennoch: Nach Platz 22 im ersten Lauf zeigt sie am Nachmittag eine stärkere Fahrt. Man spürt, dass der etwas mehr drehende Kurs ihr besser behagt. Die Schwyzerin steigert sich ein wenig und landet auf Platz 20.
Als 29. schafft es Vanessa Kasper hauchdünn in den zweiten Durchgang. Die Bündnerin, die in diesem Winter ohne Kaderstatus ihre Karriere selbst organisieren muss, bringt die Punkte am Nachmittag mit einer soliden Fahrt ins Trockene. Nach Rang 27 am Kronplatz ist es für Kasper das zweite zählbare Resultat im Weltcup – 28.
Die Stimmen (gegenüber SRF)
Vanessa Kasper freut sich über ihre 2. Weltcuppunkte in diesem Winter: «Es ist schön und ich bin dankbar, hier zu sein. Es ist nicht selbstverständlich.» Im 2. Lauf schied vor Kasper Österreicherin Nina Astner aus, was die Schweizerin allerdings nicht mitbekam. «Ich dachte, es ginge um ein Tor.»
Wendy Holdener: «Ich konnte mich im zweiten Lauf definitiv steigern. Ich konnte mich besser reinhauen, spürte den Druck besser. Für morgen muss ich noch das Video analysieren und lege mir dann einen Plan zurecht.»
Camille Rast: «Es waren gute Sachen dabei, aber es gibt noch viel zu verbessern. Ich muss noch das Video schauen und es morgen dann besser machen. Wenn ich damit zufrieden bin, wie ich gefahren bin, kommen die Zeiten auch. Also konzentriere ich mich darauf, gut Ski zu fahren.»
Mikaela Shiffrin: «Es ist ein bisschen überwältigend. Auf der einen Seite hat es Spass gemacht, Ski zu fahren. Aber ich bin es dermassen gewohnt, zu analysieren, wie ich schneller werden kann. Das sind kleine Anpassungen. Heute ist die Lücke aber so gross, dass die Anpassungen viel grösser sein müssten. Ich habe mich im 2. Lauf eigentlich besser gefühlt, das hat sich aber nicht in der Zeit niedergeschlagen. Was ich mir vorstelle, wie ich Skifahren will und wie es sich anfühlen soll, ist komplett anders als das, was eigentlich passiert. Das ist aktuell die grosse Herausforderung und das wird Zeit brauchen. Ich kämpfe aktuell um Punkte, nicht um Podeste.»
Das gab zu reden I
Wie bitter der Nuller für Gut-Behrami ist, macht die Tatsache deutlich, dass sie für keine Interviews zur Verfügung steht. Sie meidet nicht nur die schreibende Zunft, sondern auch alle TV-Anstalten. Der Stachel des Ausfalls sitzt wohl tief. Kein Wunder, hatte sich die Tessinerin nach der WM doch so auf den Weltcup gefreut. Immerhin: Bereits am Samstag kann Gut-Behrami Revanche nehmen, da in Sestriere gleich der nächste Riesenslalom ansteht. Trotzdem: Die im Vergleich zu Brignone verlorenen Punkte schmerzen an diesem Freitag, nun hat sie im Gesamtweltcup 170 Punkte Rückstand.
Das gab zu reden II
Die Überlegenheit von Brignone, klar. Aber auch Mikaela Shiffrin ist zu erwähnen – sie ist nun auch im Riesenslalom zurück im Ski-Zirkus. Die 99-fache Weltcupsiegerin verliert im ersten Lauf drei Sekunden, qualifiziert sich aber locker für den zweiten Lauf. Ein wichtiger Schritt nach ihrer heftigen Bauchverletzung, die sie Ende 2024 erlitt. Dennoch: Auch im zweiten Durchgang merkt man, dass doch noch einiges zur alten Riesen-Form fehlt. Dennoch ist das ein Schritt in die richtige Richtung.
Die Bedingungen
Sonne pur im Piemont. Die Unterlage ist hervorragend, die Temperaturen liegen knapp über dem Gefrierpunkt. Die Piste Giovanni A. Agnelli ist nicht besonders schwierig, es fehlt ein echter Steilhang. Vielleicht ist das aber nach der anstrengenden WM gar nicht so schlecht.
So gehts weiter
Bereits am Samstag steht der nächste Riesenslalom in Sestriere an, am Sonntag folgt dann noch der Slalom.