Das Podest
1. Alice Robinson (Neus) 1:55,28
2. Lara Gut Behrami (Sz) +0,56
3. Paula Moltzan (USA) +0,94
Das Rennen
Gesamtweltcup-Leaderin Federica Brignone ist im ersten Lauf die Schnellste. Die Italienerin reitet auf einer Welle des Erfolgs. Aber dann donnert die Italienerin mitten durch ein Tor – an der gleichen Stelle war schon die Schwedin Sara Hector gestürzt. Zwei Ausfälle, die das Klassement auf den Kopf stellen. Einzig Lara Gut-Behrami behält von den Top 3 im zweiten Lauf einen kühlen Kopf, sie passiert das Brignone-Hector-Tor mit viel Routine. Der Lohn? Platz 2. Erneut kein Sieg in diesem Winter, aber bereits ihr vierter Podestplatz. Und: Gut-Behrami holt im Kampf um die grosse Kristallkugel 80 Punkte gegenüber Brignone auf, sie liegt nur noch 55 Zähler zurück. Der Sieg geht nach Neuseeland: Alice Robinson schafft es endlich, das oberste Treppchen zu erklimmen. Ihr erster Sieg seit März 2021, damals gewann sie in Lenzerheide. Die US-Amerikanerin Paula Moltzan fährt von Platz zehn auf den dritten Rang vor – ihr erstes Podium im Riesenslalom.
Die Schweizerinnen
9. Camille Rast +1,75
15 Wendy Holdener +2,77
27. Vanessa Kasper +4,42
Den 2. Lauf verpassten: 36. Simone Wild +3,29, 43. Michelle Gisin +3,65, 52. Delphine Darbellay +4,86, DNF Stefanie Grob
Gewinnt Lara Gut-Behrami endlich ihr erstes Rennen des Winters? Mehrmals war die Tessinerin schon nahe dran. Auch diesmal. Im ersten Lauf verliert sie trotz grossen Problemen im unteren Teil nur 0,19 Sekunden auf Federica Brignone. Danach schaut sie ihre Ski an – offenbar hat sie einen Stein erwischt. Was im zweiten Durchgang noch folgt? Leider der frühe Fehler im 2. Lauf, schon weit oben. Aber wie schon am Vormittag zeigt sie im Steilhang ihre Klasse. Es ist der erste Podestplatz der Tessinerin in diesem Riesenslalom-Winter. Das gibt im Hinblick auf die WM Mut.
Während Camille Rast im Slalom derzeit die Sterne vom Himmel holt, bäckt sie im Riesenslalom kleinere Brötchen. Aber diese sind immer noch hervorragend. Platz 7 nach dem ersten Lauf, nur drei Zehntel fehlen zum Podest. Dann aber folgen zu viele Fehler im zweiten Durchgang, man hört sie vor Ärger schreien. Rang 9.
Langsam aber sicher nähert sich Wendy Holdener auch im Riesenslalom ihrer alten Form. Platz 15 am Vormittag bei einem ultraschnell gesetzten Kurs ist absolut in Ordnung. Auch im zweiten Lauf zeigt sie viele gute Schwünge, auch wenn die ganz feine Klinge nicht dabei ist. Sie bleibt letztlich 15.
Im Blick erklärte Vanessa Kasper vor dem Rennen, auch für ihre verstorbene Freundin Sophie Hediger zu fahren. Die Profi-Snowbarderin verstarb im Dezember bei einem Lawinenunglück – sie wurde nur 26 Jahre alt. Und Kasper liefert, schafft es als 23. in den zweiten Lauf. Dort verpasst die Bündnerin aus St. Moritz die Einfahrt in den Zielhang und verliert viel Zeit. Dennoch: Die Frau, die ohne Kaderstatus unterwegs ist, fährt endlich wieder einmal Weltcuppunkte ein.
Die anderen Schweizerinnen schaffen es nicht in den zweiten Lauf – Stefanie Grob, Michelle Gisin (s. «Das gab zu reden II») und Delphine Darbellay sind chancenlos.
Die Stimmen (gegenüber SRF)
Lara Gut-Behrami: «Es ist sicher positiv, dass ich zweimal gut gefahren bin. Die Müdigkeit war da. Ich hatte im 1. Lauf wieder Pech, weil ich einen Stein erwischt habe. Im 2. passiert wieder ein Fehler und dann fahre ich zu kontrolliert im Schlussteil. Daher habe ich mich im Ziel geärgert. Aber ich habe seit September für das Vertrauen im Riesen gekämpft, das ist jetzt da. Es ist zwar nicht immer alles sauber, aber es geht vorwärts. Das nehme ich mit.»
Camille Rast: «Es war so lala. Im 2. Lauf habe ich den Rhythmus nicht gefunden und habe mich im letzten Teil nicht gut gefühlt. Aber es ist ein top 10 im Riesen. Das ist ok. Es ist schwierig, zwei Disziplinen parallel voranzubringen. Ich war körperlich nicht topfit, das passt schon. Ich freue mich auf die Slalom-Skier. Es ist alles ok, ich habe einfach überall etwas schmerzen und freue mich auf ein paar Tage Pause.»
Vanessa Kasper: «Ich habe eigentlich schon probiert, schnell zu sein und nicht zu verbremsen. Aber das ist mir nicht gelungen. Da und dort war ich nicht so sauber, das wurmt mich ein bisschen. Aber endlich wieder Punkte hier beim Lieblingsrennen. Das macht mich happy. Ich habe keine einfache Zeit hinter mir.»
«Es war immer eine meine Lieblingspiste. Sie hat von allem etwas. Du brauchst Mut, um schnell zu sein. Und die Fans sind super. Es ist unglaublich, wieder mal wieder zu gewinnen. Letztes Jahr fuhr ich gut, wurde aber immer Zweite oder Dritte», sagt die überglückliche Siegerin Alice Robinson nach ihrem ersten Sieg seit März 2021 auf der Lenzerheide.
Das gab zu reden I
Wissen Sie, welche Österreicherin als Letzte einen Riesenslalom gewonnen hat? Wenn nicht, müssen Sie sich nicht grämen. Es war Eva-Maria Brem vor 3242 Tagen in Jasna. Im ersten Lauf scheint es, als könnte die fast neunjährige Durststrecke am Kronplatz ein Ende haben. Julia Scheib fährt genial, ist bei der letzten Zwischenzeit 44 Hundertstel schneller als alle anderen. Doch kurz darauf rutscht sie weg und fällt aus. Das Warten beim ÖSV geht also weiter.
Das gab zu reden II
Für Michelle Gisin bleibt es ein Winter zum Vergessen. Die Engelbergerin kommt im ersten Lauf überhaupt nicht auf Touren, verliert 3,65 Sekunden und landet auf dem 43. Platz. Was ist mit der Allrounderin, die in den letzten Jahren regelmässig für Spitzenplätze sorgte, los? Swiss-Ski lässt ausrichten: «Michelle Gisin ist seit Samstagabend krank. Sie konnte am Montag nicht trainieren.» Bleibt zu hoffen, dass sie bis zum Speed-Wochenende in Garmisch wieder zu Kräften kommt. Vorerst bleibt Platz 8 bei der Abfahrt in Beaver Creek (USA) ihr bestes Ergebnis.
Die Bedingungen
Die Piste ist in Top-Zustand. «Sie haben es cool präpariert», findet Wendy Holdener nach dem 1. Lauf. Das Wetter steht der Piste in nichts nach – blauer Himmel im Südtirol. Wie immer am Kronplatz liegt der Zielhang im 2. Lauf aber bereits im Schatten, was den Athletinnen das Leben schwer macht.
So gehts weiter
Für die Speed-Fahrerinnen steht am Wochenende eine Abfahrt (Samstag) und ein Super-G in Garmisch-Partenkirchen auf dem Programm. Auf die Technikerinnen wartet am 30. Januar der Slalom in Courchevel. Der nächste Riesenslalom steigt an der WM in Saalbach am 13. Februar.