Nordkoreas Diktator Kim Yong Un hat wieder eine Rakete abgefeuert. Was geht Ihnen da durch den Kopf?
Bernhard Russi: Ich erschrecke und ich bin besorgt wie wohl alle Leute. Und hoffe, dass dieser unberechenbare Konflikt nicht weiter eskaliert.
Sorgen Sie sich auch um die Durchführung der Olympischen Spiele, die hundert Kilometer von der Grenze zu Nordkorea entfernt stattfinden sollen?
Ja, natürlich. Wie reagieren da die anderen Länder? Gibt es Absagen grosser Sportnationen? Aber es geht ja hier nicht in erster Linie um die Olympischen Spiele, das ist nur ein Detail. Der ganze Konflikt hat ja eine Dimension, die schon sehr besorgniserregend ist.
Sie waren letzte Woche erneut in Südkorea. Wie erleben die Leute da die Krisensituation?
Als ich da war, da hat Kim ja angeblich eine Wasserstoffbombe getestet. Die Südkoreaner hatten das Gefühl, es sei ein Erdbeben gewesen. Ansonsten aber erlebe ich die Bevölkerung sehr gelassen. Wir haben die Schlussinspektion der Skipisten gehabt.
Ohne weitere Zwischenfälle?
Natürlich zirkulieren immer wieder Militärflugzeuge, die den Luftraum sichern. Aber eine Verängstigung der Bevölkerung spüre ich nicht. Es wird auch wenig über Nordkorea geredet.
Und Sie? Fliegen Sie jeweils beruhigt in die Region?
Grundsätzlich schon. Ich bin von Südkorea weiter nach Peking geflogen und hatte auch dort mit den Olympia-Organisatoren von 2022 eine Inspektion. Da schaut man sich dann die Flugroute schon genau an und hofft, dass man nicht über Nordkorea fliegt.
Waren Sie schon in Nordkorea?
Nein. Aber ich bin auch schon von Pyeongchang an die Grenze rauf gefahren. Da wird einem schon mulmig, wenn man die Stacheldrahtzäune und die Sicherheitszone sieht. Man wird da etwas an die Mauer in Berlin erinnert.
Werden die Spiele im Februar wie geplant stattfinden?
Ich gehe davon aus. Natürlich kann der Konflikt eskalieren, und natürlich kann man eine Absage nicht grundsätzlich ausschliessen. Aber Kim ist offenbar ein grosser Sportfan. Ich glaube kaum, dass er die Spiele gefährden will.
Aber grosse Sportnationen wie die USA oder Japan könnten absagen.
Ja, das ist möglich. Ich hoffe einfach, dass niemand die Nerven verliert. Und, dass der Sport nicht schon wieder in politische Geiselhaft genommen wird. Gerade der Sport soll doch völkerverbindend und friedensstiftend sein.
Eine schöne Illusion?
Unter Sportlern nicht. Ich bin überzeugt und hoffe fest, dass es ganz friedliche Spiele in freundschaftlichem Rahmen geben wird. In Südkorea ist die Vorfreude riesig. Es wäre eine Tragödie, wenn Olympia diesem schwelenden Konflikt zum Opfer fallen würde. Das wäre ein schwerer Schlag für den Sport.
«Unsere Aufgabe ist es, die besten Spiele zu organisieren. Wir sind keine Politiker», sagt IOC-Exekutivmitglied Juan Antonio Samaranch junior nach dem neusten Raketen-Abschuss des verrückten Kim, der mit dem Weltfrieden spielt.
Der junge Samaranch hat das wohl von seinem Alten gelernt. Juan Antonio Samaranch senior war von 1980 bis 2001 Präsident des Internationalen Olympischen Komitees.
Olympia und Politik – Sport und Politik, die hätten nichts miteinander zu tun? Das Gegenteil ist richtig. Olympia und Politik sind seit jeher eng miteinander verbandelt.
Bereits für die Olympischen Spiele der Antike galt eine politische Bedingung: Während des Wettstreits der Sportler durften keine Kriege geführt werden. Bei den Spielen der Neuzeit seit 1896 in Athen gilt Gleiches: Kriegsführenden Mächte wie Deutschland, Österreich oder Ungarn blieb nach den Weltkriegen die Olympia-Teilnahme versagt.
Adolf Hitler durfte 1936 die Spiele dazu nützen, der Welt seine Macht und die Überlegenheit seiner edlen Rasse zu zeigen. Von 1964 bis 1992 wurde das IOC politisch aktiv, indem es Südafrika wegen der Apartheid fast 30 Jahre lang von Olympia ausschloss.
1972 in München endete die Geiselnahme bewaffneter Palästinenser mit 17 Toten. Im kalten Krieg boykottierten 42 Nationen die Spiele 1980 in Moskau.
Auch die Vergabe der Spiele ist politisch. Finanzpolitisch: Statt für 1996 zum 100-Jahr-Jubiläum die Kandidatur Athens zu berücksichtigen, wurde IOC-Hauptsponsor Coca Cola mit Atlanta beehrt. 2006 musste Sion dem Geld des Fiat-Clans aus Turin weichen. 2014 wird Russlands Wladimir Putin trotz tschetschenischer Bedrohung mit seinem Protz-Projekt Sotschi beehrt. 2022 soll es aus Marketing- und Sponsorüberlegungen das schneelose Peking in China sein.
Olympia ist neben Sport ganz viel Politik. Auch wenn das IOC das Gegenteil behauptet.
«Unsere Aufgabe ist es, die besten Spiele zu organisieren. Wir sind keine Politiker», sagt IOC-Exekutivmitglied Juan Antonio Samaranch junior nach dem neusten Raketen-Abschuss des verrückten Kim, der mit dem Weltfrieden spielt.
Der junge Samaranch hat das wohl von seinem Alten gelernt. Juan Antonio Samaranch senior war von 1980 bis 2001 Präsident des Internationalen Olympischen Komitees.
Olympia und Politik – Sport und Politik, die hätten nichts miteinander zu tun? Das Gegenteil ist richtig. Olympia und Politik sind seit jeher eng miteinander verbandelt.
Bereits für die Olympischen Spiele der Antike galt eine politische Bedingung: Während des Wettstreits der Sportler durften keine Kriege geführt werden. Bei den Spielen der Neuzeit seit 1896 in Athen gilt Gleiches: Kriegsführenden Mächte wie Deutschland, Österreich oder Ungarn blieb nach den Weltkriegen die Olympia-Teilnahme versagt.
Adolf Hitler durfte 1936 die Spiele dazu nützen, der Welt seine Macht und die Überlegenheit seiner edlen Rasse zu zeigen. Von 1964 bis 1992 wurde das IOC politisch aktiv, indem es Südafrika wegen der Apartheid fast 30 Jahre lang von Olympia ausschloss.
1972 in München endete die Geiselnahme bewaffneter Palästinenser mit 17 Toten. Im kalten Krieg boykottierten 42 Nationen die Spiele 1980 in Moskau.
Auch die Vergabe der Spiele ist politisch. Finanzpolitisch: Statt für 1996 zum 100-Jahr-Jubiläum die Kandidatur Athens zu berücksichtigen, wurde IOC-Hauptsponsor Coca Cola mit Atlanta beehrt. 2006 musste Sion dem Geld des Fiat-Clans aus Turin weichen. 2014 wird Russlands Wladimir Putin trotz tschetschenischer Bedrohung mit seinem Protz-Projekt Sotschi beehrt. 2022 soll es aus Marketing- und Sponsorüberlegungen das schneelose Peking in China sein.
Olympia ist neben Sport ganz viel Politik. Auch wenn das IOC das Gegenteil behauptet.