BLICK: Anja Pärson, es ist 8.30 Uhr, und Sie haben gerade ein Fitness-Training hinter sich. Ticken Sie immer noch wie eine Sportlerin?
Anja Pärson: Nein (lacht)! Aber ich bin gerne fit.
Wegen Ihrer TV-Show mit dem
Ex-Hockey-Star Peter Forsberg?
Auch. Wir messen uns mit anderen Ex-Sportlern in Wettkämpfen. Es geht um Geschicklichkeit, aber auch um Kraft und Ausdauer. Da muss ich schon parat sein.
Vor zwölf Jahren bei der WM in Are waren Sie auch parat, holten fünf Medaillen, darunter drei Mal Gold. Dabei waren Sie gar nicht als Favoritin gestartet.
Ein Jahr zuvor hatte ich eine Knieoperation. Ich brauchte in diesem Winter etwas Zeit, um in die Gänge zu kommen. Aber es stimmt, vor der WM fuhr ich keinen Sieg ein. Ich war zwar gut in Form, doch mit meinen Schuhen hatte ich Probleme. Also liess ich ein Wochenende im Weltcup aus, wir suchten und lösten das Problem. Prompt klappte es bei der WM.
Lindsey Vonn, damals Kildow, wurde zweimal hinter Ihnen Zweite.
Ich bin nicht überrascht, dass sie heute noch dabei ist. Aber es tut mir weh, dass sie ihre Karriere nun wegen ihrer Verletzungen beenden muss. Das hat sie nicht verdient. Ich kenne sie gut, wir trainierten früher oft im Sommer zusammen.
Sie wuchsen in Tärnaby auf. So
wie Ingemar Stenmark. Sind Sie erleichtert, dass Vonn seinen Rekord von 86 Siegen nicht schlagen wird?
Nein. Rekorde sind da, damit sie gebrochen werden. Schön, dass Lindsey so nahe gekommen ist.
Mikaela Shiffrin hat mit 23 Jahren schon 54 Siege auf dem Konto.
Bleibt sie gesund, bin ich sicher, dass sie die Bestmarke schlagen wird. Shiffrin fährt 20 Prozent über dem Level aller anderen. Sie ist unglaublich.
Ein Jahrhunderttalent?
Nicht nur. Das ganze Paket stimmt bei ihr. Entscheidend ist für mich: Shiffrin gibt sich nicht mit guten Resultaten zufrieden. Nein, sie sucht immer nach Verbesserungen, sie will den perfekten Schwung. Die Neugier macht sie einzigartig.
Sind Sie überrascht, dass Shiffrin nach dem Sieg im Super-G auf die Kombination verzichtet?
Nicht wirklich. Shiffrin ist schlau, sie übertreibt es nicht, sondern haushaltet mit ihren Kräften. Ich denke, in Peking 2022 ist sie dann bereit, alle Rennen zu fahren.
Trotzdem sagt vielen Amerikanern der Name Shiffrin nichts. Sie dagegen sind in Schweden eine Legende.
In einer öffentlichen Umfrage wurden Menschen gefragt, ob sie die Person auf einem Foto erkennen. Ich war drauf, und zwar mit Helm und Skibrille. 90 Prozent erkannten mich.
Kurz nach Ihrem Rücktritt 2012 gaben Sie bekannt, homosexuell zu sein. Warum erst dann?
Vorher wollte ich das Kapitel Spitzensport beenden. Als Athletin habe ich mein Privatleben für mich behalten. Wenn ich mich vorher geoutet hätte, hätte ich keine ruhige Minute mehr gehabt.
Sie und Ihre spätere Ehefrau Filippa Radin waren zu diesem Zeitpunkt schon seit Jahren ein Paar.
Es war uns wichtig, den richtigen Moment für das Outing zu erwischen. Und das richtige Medium. Es gab damals eine 90-minütige Radiosendung, bei der bekannte Personen zu Wort kamen. Das war für uns ideal, weil wir über alles reden konnten – nicht kurz, sondern ausführlich.
Wie waren die Reaktionen?
Es war eine Welle der Sympathie. Das sage ich nicht nur einfach so. Es gab keinen einzigen negativen Kommentar.
Das Outing war überall ein Thema.
Meine Frau und ich waren vorher nervös, klar. Es erschienen überall Artikel: Von der «New York Times» bis hin nach Dubai,
wo auch darüber berichtet wurde. Unglaublich. Ich denke, es half vielen Homosexuellen. Noch heute bekommen wir E-Mails mit schönen Kommentaren.
Die Kinder mussten sich keine doofen Sprüche in der Schule anhören?
Nein. Klar, Kinder sind neugierig. Manchmal fragt man Emmy und Elvis, wer denn nun ihre wirkliche Mutter sei: Filippa oder ich. Ein Problem war das aber nie. Dennoch gibt es etwas, das mir Sorgen macht ...
Was?
In letzter Zeit spüre ich – sowohl in Schweden als auch im Aus
land – eine wachsende Diskriminierung. Sie kommt aus der Politik heraus. Gegen homosexuelle Menschen, auch Schwarze – einfach alle, die nicht sind wie die Mehrheit. Umso wichtiger ist, dass ich als Vorbild mich dagegen wehre. Jeder Mensch ist doch gleich!
Zurück zum Sportlichen. Warum müsst ihr Schweden uns Schweizer eigentlich fast immer schlagen?
Oh, da weiss ich, worauf Sie hinauswollen (lacht)!
Zwei Eishockey-WM-Finals, der WM-Achtelfinal im Fussball 2018. Und bei Olympia gewann Myhrer vor Zenhäusern und Hansdotter vor Holdener.
Da ist sicher eine gesunde Rivalität da. Ich mag die Schweiz, bin oft dort – es ist wie eine zweite Heimat. Nächstes Jahr würde ich gerne mit meinem Sohn Maximilian in St. Moritz Ski fahren. Ich finde, wir Schweden sind euch von der Mentalität sehr ähnlich.
Wer holt mehr Medaillen an der WM?
Ich weiss es nicht. Wichtig wäre für mich, dass Schweden im Team-Event Gold gewinnt. Aber da sind die Schweizer eine echte Knacknuss. Ein Final gegen die Schweiz wäre toll – und wir holen Gold! (lacht)
Anja Sofia Tess Pärson ist die erfolgreichste schwedische Skifahrerin aller Zeiten. Die 37-Jährige gewann zwischen 2001 und 2011 sage und schreibe 13 WM-Medaillen. Davon sieben goldene, drei alleine bei der Heim-WM 2007 in Are. Legendär ist ihr Bauch-Rutscher auf dem Schnee, mit dem sie ihre Siege feierte. Pärson wurde in jeder Disziplin Weltmeisterin.
2012 beendete sie ihre Karriere und erklärte kurz darauf, lesbisch zu sein. Zwei Jahre später heiratete sie ihre langjährige Freundin und Designerin Filippa Radin. Die beiden haben drei Kinder: Radin brachte Emmy (12) aus ihrer ersten Ehe mit, danach kam Elvis (6) zur Welt. Auch Pärson ist leibliche Mutter, und zwar von Maximilian (3).
Anja Sofia Tess Pärson ist die erfolgreichste schwedische Skifahrerin aller Zeiten. Die 37-Jährige gewann zwischen 2001 und 2011 sage und schreibe 13 WM-Medaillen. Davon sieben goldene, drei alleine bei der Heim-WM 2007 in Are. Legendär ist ihr Bauch-Rutscher auf dem Schnee, mit dem sie ihre Siege feierte. Pärson wurde in jeder Disziplin Weltmeisterin.
2012 beendete sie ihre Karriere und erklärte kurz darauf, lesbisch zu sein. Zwei Jahre später heiratete sie ihre langjährige Freundin und Designerin Filippa Radin. Die beiden haben drei Kinder: Radin brachte Emmy (12) aus ihrer ersten Ehe mit, danach kam Elvis (6) zur Welt. Auch Pärson ist leibliche Mutter, und zwar von Maximilian (3).
Vom 4. bis 17. Februar 2019 findet in Are (Schweden) die alpine Skiweltmeisterschaft statt. Wer sind die Schweizer Favoriten? In welchen Disziplinen wird wann gefahren? Wo kann man Tickets kaufen? Und welche Schweizer brachten bereits Goldmedaillen nach Hause?
Vom 4. bis 17. Februar 2019 findet in Are (Schweden) die alpine Skiweltmeisterschaft statt. Wer sind die Schweizer Favoriten? In welchen Disziplinen wird wann gefahren? Wo kann man Tickets kaufen? Und welche Schweizer brachten bereits Goldmedaillen nach Hause?