Nächste Woche hätte Jacques Reymond den ersten Geburtstag seiner Enkelin Chloé gefeiert. Genauer: Am 23. Mai. Und nur sieben Tage später wäre er 70 Jahre alt geworden. Auch hier hätte es ein Fest gegeben. Der Konjunktiv macht deutlich: Reymond wird nichts davon erleben. Der Ehemann von Erika Hess, der erfolgreichsten Schweizer Skifahrerin der 80er Jahre, starb am 7. Mai. Er erlag an den Folgen des Corona-Virus. Kaum einer wusste davon.
«Hatten keine einzige Beziehungskrise»
Wie die «Glückspost» schreibt, konnte Reymond nicht von seinen Liebsten Abschied nehmen. Die Sicherheitsmassnahmen im Spital liessen es nicht zu. Offenbar litt Reymond seit einigen Zeit an Herzproblemen. Dennoch schien es, als habe er sich gut von der Corona-Infektion erholt.
Doch dann verschlechterte sich sein Zustand plötzlich. Reymond fiel ins Koma und starb – einen Tag nach seinem 32. Hochzeitstag. In der Todesanzeige verabschiedete sich Erika Reymond-Hess, wie sie seit ihrer Heirat 1988 heisst, mit den Worten: «Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, sondern das Leben in unseren Jahren».
Das sagt viel aus über die Beziehung der sechsfachen Weltmeisterin und ihrem Ehemann. «Unglaublich, aber wir hatten in den weit über 30 Jahren, die wir nun zusammen sind noch keine einzige Beziehungskrise», erzählte Hess-Reymond vor einigen Jahren in der «Schweizer Illustrierten». Nachdem sie bereits mit 25 Jahren zurücktrat, heiratete sie 1988 und zog mit Jacques nach St-Légier VD. Kurz danach kamen die drei Söhne Fabian, Nicolas und Marco zur Welt. Das Glück war perfekt.
Zurbriggen schwärmt von Reymond
Dennoch: Die Liebe zwischen Erika Hess und Jacques Reymond war nicht immer spannungsfrei. Zumindest nicht für andere. Der Grund: Reymond war Anfang der 80er-Jahre nicht nur der Partner von Hess, sondern auch Kondi-Trainer im Schweizer Frauen-Team. «Es gab damals schon leichte Eifersüchteleien von anderen Fahrerinnen», erklärte sie einst. Genau darum wechselte Reymond 1987 zum Männer-Team.
Dort wurde er Cheftrainer – und er hatte grossen Erfolg. Ski-Legende Pirmin Zurbriggen (57) erinnert sich in der «Schweizer Illustrierten»: «Seine Einheiten waren hart, aber danach sass man auch wieder fröhlich zusammen. Er war ein unvergesslicher Trainer und unglaublich starker Motivator.»
Schneider: «Meine Gedanken sind oft bei ihnen»
Mehrere Jahrzehnte lang unterstützten Hess und ihr Ehemann den Schweizer Ski-Nachwuchs. Zuletzt wollte das Paar aber kürzer treten, um mehr Zeit für die Familie, den Schneesport und Segelfahrten zu haben. Und um mehr Zeit in ihrem Sommerhaus in der Ardèche (Fr) zu verbringen. «Es ist sehr traurig und meine Gedanken sind oft bei ihnen», sagt Vreni Schneider (55) zu BLICK.
Das ehemalige Ski-Ass aus Elm ist mit Hess befreundet – zu Beginn ihrer Karriere waren sie gar Zimmerkolleginnen. «Mir selbst geht es gut. Aber nur dann, wenn ich nicht gerade an Erika und Jacques denke.»