Ski-Check zum Levi-Wochenende
Neureuther-Kritik an Hirscher, Schweizer mit Bier-Sponsor und Shiffrins Geste

Kehren zwei weitere Ski-Legenden in den Weltcup zurück? Was hat es mit Zenhäusern neuem Bier-Sponsor auf sich? Und welche Geste von Shiffrin berührte eine Italienerin? Hier kommt der Ski-Check zum Levi-Wochenende.
Publiziert: 18.11.2024 um 11:51 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2024 um 14:23 Uhr

Vonn gibt wieder Gas – wann kehrt sie zurück?

Sie ist 7400 Kilometer entfernt von Levi, ist aber ein grosses Gesprächsthema: Lindsey Vonn (40). Samstag, Sonntag und Montag trainiert die ehemalige Speed-Queen, die ein künstliches Knie hat, mit dem US-Team in Copper Mountain (USA). Sie bereitet ihre Rückkehr in den Ski-Zirkus vor. FIS-Rennen, Vorläuferin in Beaver Creek (USA) und das Comeback mit einer Wildcard in St. Moritz GR – so könnte der Vonn-Fahrplan aussehen. Übrigens: Auf der FIS-Seite wird Vonn erstmals nach fünf Jahren als «active» gemeldet – sie ist damit offiziell keine Weltcup-Rentnerin mehr.

Vonn rückt ihrem Sensations-Comeback näher
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Wieder Teil des US-Skiteams:Vonn rückt ihrem Sensations-Comeback näher

Kehrt auch Ehepaar Raich zurück?

Österreichs Marlies Raich-Schild (43), die zwischen 2004 und 2013 im Weltcup 36 Slaloms und einen Riesen gewann, hat letzte Woche mit einem Video auf Instagram für grosse Aufregung gesorgt. Der Clip beinhaltet Bilder vom Slalom-Training der Salzburgerin und das Zitat: «Ein neues Kapitel öffnet sich und meine Vorfreude ist riesengross.» Diese Botschaft führte in den Medien zu grossen Spekulationen, zumal kurz darauf ihr Ehemann Benni Raich (Gesamtweltcupsieger 2005/06) ein ähnliches Video postete. Kehrt nach Marcel Hirscher, Lucas Braathen und Lindsey Vonn nun auch das Ehepaar Raich in den Ski-Zirkus zurück? Gemäss Blick-Informationen werden Marlies und Benni tatsächlich am kommenden Wochenende bei den Weltcup-Slaloms in Gurgl starten. Allerdings nicht als Renn-, sondern als Vorfahrer.

Wagt auch Marlies Raich die Rückkehr in den Rennsport?
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Ski-Legende denkt an Comeback:Wagt auch Marlies Raich die Rückkehr in den Rennsport?

Zenhäusern mit Bier-Marke als Sponsor unterwegs

Zumindest einen kleinen Schritt in die richtige Richtung hat Ramon Zenhäusern am Sonntag gemacht. Der Walliser, der im letzten Winter in der Startgruppe der Top 7 auf die Position 27 abgestürzt ist, beendete den Levi-Slalom auf Rang 20. Beim anschliessenden Interview-Marathon ist der Doppelmeter auch mit seinem neuen Trinkflaschen-Sponsor Quöllfrisch. Der Slalom Vize-Olympiasieger von 2018 ist somit der erste Schweizer Skirennfahrer, der für Bier wirbt. «Wir haben uns vor der Vertragsunterzeichnung lange Gedanke gemacht, ob wir diesen Deal wirklich eingehen sollen, weil uns bewusst war, dass eine Partnerschaft zwischen einem Bierhersteller und einem Leistungssportler einigen Menschen in den falschen Hals geraten könnte. Aber weil Ramon ja das alkoholfreie Bier der Brauerei Locher bewirbt, sind wir letztendlich zum Schluss gekommen, dass diese Kooperation perfekt passt», erzählt Zenhäuserns Papa und Manager Peter.

Beim SRF-Interview erscheint Ramon Zenhäusern mit einer Dose von Quöllfrisch.

Geschwisterliebe! Die Meillards glänzen, die Mächlers freuen sich

In Hérémence VS kommt man aus dem Jubeln kaum noch hinaus: Zuerst fährt Mélanie Meillard (in ihrem 100. Weltcuprennen) am Samstag auf Rang 7, tags darauf Bruder Loïc auf Rang 3. Und das, nachdem beide viele körperliche Probleme plagten – Mélanie seit Jahren, Loïc seit Sölden. Schwester und Bruder glücklich? Das ist auch bei den Mächlers so: Zwar verpassen Janine und Reto den zweiten Lauf, mit dem ersten gemeinsamen Start an einem Weltcupwochenende erfüllen sich die jungen Zürcher aber einen lang ersehnten Traum. «Ich bin so stolz auf dich, du warst immer meine Inspiration», so Janine.

Meillard fährt im Levi-Slalom auf Platz 3
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Hinter Noël und Kristoffersen:Meillard fährt im Levi-Slalom auf Platz 3

Material-Probleme bremsen Yule und Aerni aus

Obwohl Loïc Meillard (Rang 3) und Tanguy Nef (Platz 5) in Levi brilliert haben, ist die Freude im Schweizer-Slalom-Team getrübt. Besonders die Auftritte der «Fischer-Männer» Daniel Yule (22.) und Luca Aerni (Qualifikation für den zweiten Lauf verpasst) kommen einem Stimmungskiller gleich. «Daniel und Luca waren in diesem Rennen aufgrund ihrer Material-Abstimmung absolut chancenlos», glaubt Trainer Matteo Joris. Ein genauerer Blick auf die Rangliste untermauert die Joris-These. In den Top 10 fungieren ausschliesslich Athleten, die von Rossignol-Dynastar (6), Atomic (3) und Van Deer (1) ausgerüstet werden. Das Kuriose an dieser Geschichte: Die Piste in Levi beinhalte genau das, was die Fischer-Ski in den letzten Jahren am liebsten hatten – viel Eis.

Aber weil Yule und Co. auf weicheren Pisten regelmässig viel Zeit verloren haben, erteilte Fischer-Rennchef Sigi Voglreiter im letzten Frühling seinen Rennfahrern die Erlaubnis, anstelle der Tyrolia- eine Marker-Bindung auf die Ski zu schrauben. Die Kombination Fischer-Marker hat in der Saisonvorbereitung dann auch sensationell funktioniert. Yule hat aber schon vor dem Abflug nach Levi darauf hingewiesen, «dass wir in den letzten Monaten nie auf einer komplett vereisten Piste trainieren konnten». Deshalb haben die Fischer-Cracks erst nach Levi die Gewissheit, dass auf Eis offensichtlich die Abstimmung Fischer-Tyrolia viel besser funktioniert als Fischer-Marker.

Daniel Yule kommt in Levi nicht auf Touren.
Foto: keystone-sda.ch

Neureuther erklärt Hirscher-Debakel

Grosse Schwierigkeiten hatte in Finnland auch der Neo-Holländer Marcel Hirscher. Der achtfache Gesamtweltcupsieger scheiterte bei seinem ersten Weltcup-Slalom seit fünf Jahren in der Quali für den zweiten Lauf kläglich, als 46. und somit Fünftletzter büsste der gebürtige Österreicher auf die Bestzeit von Clément Noël 2,59 Sekunden ein. «Ich bin regelrecht erschrocken, als ich Marcel in diesem Slalom gesehen habe. Das war definitiv die schlechteste Leistung, die er jemals im Weltcup abgeliefert hat», kommentiert Felix Neureuther (De/40), der zwischen 2010 und 2019 einige legendäre Riesen- und Slalom Duelle mit Hirscher geliefert hat. Neureuther betreibt Ursachenforschung: «Marcel hat sich ausschliesslich in Österreich auf die Levi-Rennen vorbereitet. Und die Trainings-Bedingungen in der Heimat waren eben ganz anders als auf dem Rennhang in der Nähe des Polarkreises.»

Marcel Hirscher scheidet im 1. Lauf von Levi krachend aus.
Foto: keystone-sda.ch

Trauerflor für verstorbene Lorenzi

Man kann sich kaum vorstellen, wie schwierig der Levi-Slalom für die 26-jährige Italienerin Lucrezia Lorenzi gewesen sein muss. Drei Wochen nach dem tragischen Tod ihrer Schwester Matilde – sie wurde nur 19 Jahre alt – startet sie in Levi. «Anfangs war es ein Schock, zum Sport zurückzukehren. Das Skifahren, der Schnee und die Berge gehören jedoch seit unserer Kindheit zu unserer Natur. In den Nächten wurde mir klar, dass ich nicht allein auf der Piste sein werde, sondern mit ihr kämpfen werde», so Lucrezia. Sie bedankt sich nach dem Rennen, in dem sie keine Punkte macht, bei Siegerin Mikaela Shiffrin. Die US-Frau trägt (wie alle Schweizerinnen auch) Trauerflor. «Danke, dass du die Binde bis ganz nach oben auf das Podium gebracht hast – genau so, wie es Matilde gefallen hätte», sagt sie zur Amerikanerin.

MIkaela Shiffrin gedenkt Matilde Lorenzi (†19) mit einem weissen Trauerflor am rechten Arm.
Foto: keystone-sda.ch

Shiffrins Herde wächst

Sie heissen Rudolph, Sven, Mr. Gru, Ingemar, Sunny, Lorax, Grogu. Und neu: Rori. Die Rentier-Sammlung von Shiffrin – jeder Sieger erhält traditionell diesen Lebendpreis – wächst mit ihrem überlegenen Triumph auf acht an. Aber warum Rori? Es ist eine Abkürzung für Aurora Borealis – Shiffrin sah die Polarlichter in den Tagen davor erstmals und erfüllte sich damit einen Traum. «Am liebsten möchte ich Rori in den Flieger mitnehmen», witzelte die 29-Jährige.

Mikaela Shiffrin mit Rori, ihrem achten Rentier.
Foto: keystone-sda.ch
Mikaela Shiffrin und ihre Mutter bewundern Naturspektakel
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Naturspektakel bewundert:Mikaela Shiffrin erfüllt sich einen Kindheitstraum

Schlaflos in Levi

Wendy Holdener (Platz 16) muss bei ihrem ersten Slalom nach langer Pause hartes Brot essen – es läuft nicht. Die Erklärung gibts schon während ihres ersten Laufs: Sie habe schlecht geschlafen, heisst es im SRF. Kurz darauf sagt Holdener: «Eigentlich habe ich überhaupt nicht geschlafen.» Sie sei höchstens bei 60 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit gewesen, sagt sie – bleibt zu hoffen, dass es in Gurgl am kommenden Samstag wieder 100 Prozent sein werden.

Wendy Holdener ist bei ihrem Slalom-Comeback nicht bei vollen Kräften.
Foto: keystone-sda.ch

Legendäres ORF-Interview

Sie ist eine von vier Slalom-Österreicherinnen, die Katharina heisst: Katharina Truppe. Sie landet in Levi zwar nur auf Rang 19, sorgt aber im ORF nach dem verkorksten ersten Lauf für ein denkwürdiges Interview. «Meine Performance war jenseits von Gut und Böse», sagt sie. Und geht immer härter mit sich ins Gericht. Die Lockerheit des Trainings sei überhaupt nicht vorhanden gewesen, so Truppe. «Ich bin wie ein Bleistift runtergefahren. Ein richtiger Griff ins Klo.» Mehr Klartext geht nicht. Am Nachmittag verbessert sich Truppe um einen Platz. Es kann in Gurgl nur besser werden …

Katharina Truppe war mit ihrem ersten Levi-Lauf gar nicht zufrieden.
Foto: keystone-sda.ch
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