Miss Gucci ist hart im Nehmen
Wegen ihrer Mode-Affinität wurde Stephanie Venier einst von ihren Teamkolleginnen Miss Gucci getauft. Zart besaitet ist die 30-Jährige allerdings nicht. Während viele wegschauen, schaut sich Venier am Freitag am Start alle schlimmen Ausfälle und Stürze (Nufer, Shiffrin, Brignone, Suter) ganz genau am TV-Bildschirm an. «Ich will das Problem sehen – dann kann ich es besser machen», sagt sie. Mit Startnummer 18 rast sie dann zum Abfahrtssieg – der erste für Österreich seit vier Jahren.
Gisin klagt an
Insgesamt 35 Fahrerinnen erreichen in drei Rennen das Cortina-Ziel nicht. Am schlimmsten erwischt es zwei Schweizerinnen: Joana Hählen und Corinne Suter – beide reissen sich das Kreuzband. «So viele Verletzte – das kann es nicht sein», sagt Michelle Gisin. Auch sie stürzte heftig und fällt mit einer Schuhrandprellung aus. Die FIS müsse die Ereignisse genau analysieren. «Das machen wir immer», sagt FIS-Renndirektor Peter Gerdol.
Die grosse Überraschung
Neben dem Berner Oberländer Franjo von Allmen (22) hat Nils Allegre in Garmisch am meisten verblüfft. Der 30-jährige Franzose war bis dato ein klassischer Platzfahrer, vor dem ersten Super-G auf der Kandahar war er im Weltcup nie besser als Vierter. Doch am Samstag hat Allegre davon profitiert, dass das Licht ab der Startnummer 16 besser wurde. Somit triumphierte der Mann aus dem Südosten Frankreichs mit der Startnummer 18 vor dem Italiener Guglielmo Bosca, welcher mit der 17 ins Rennen ging. Beide konnten ihre Exploits am Tag danach nicht bestätigen: Allegre wurde im zweiten Garmisch Super-G 14, Bosca 18.
Der grosse Rückschlag
Nach den zwei Abfahrts-Triumphen auf der Kitzbüheler Streif und dem Super-G-Sieg am Lauberhorn wurde Cyprien Sarrazin auch in Garmisch als Favorit gehandelt. Doch Frankreichs «Skidane» konnten den Erwartungen nicht gerecht werden: 11. am Samstag, Out am Sonntag. Damit kann der 29-Jährige den Gewinn der Super-G-Kugel vergessen – bei noch zwei ausstehenden Rennen beträgt sein Rückstand in der Disziplinen-Gesamtwertung auf Marco Odermatt 216 Punkte. Auch die beiden Österreicher Vincent Kriechmayr (121 Punkte Rückstand) und Raphael Haaser (168 Zähler zurück) können Odermatt nur noch theoretisch gefährlich werden.
Goggia mit viel Pathos
Dritte, Dritte, Fünfte – die Cortina-Triplette verlief nicht ganz nach dem Wunsch von Speed-Dominatorin Sofia Goggia. Nicht nur, aber auch wegen der Wind-Lotterie am Samstag. Vielleicht hat sie sich den Sieg für 2026 aufgespart – dann finden auf der Tofana die olympischen Frauen-Rennen statt. «Das wird die Apotheose des Skifahrens», so die Flachland-Italienerin.
Gut-Behrami lässt Legende hinter sich
Lara Gut-Behrami gewinnt nicht nur den Super-G, sondern zum 41. Mal im Weltcup. Damit lässt sie Ski-Legende Pirmin Zurbriggen (40 Siege) hinter sich. Noch ist die Tessinerin in der ewigen Frauen-Rangliste Siebte – die Schwedin Anja Pärson (42 Siege) muss sich aber wohl auf eine baldige Einholung gefasst machen.
Die grösste Warterei und der Frust
Es ist 13.18 Uhr, als die Abfahrt am Samstag abgebrochen wird. Der Grund? Ein A-Netz ist kaputt. Die Folge: Die Kenianerin Sabrina Simader (Startnummer 44) und die Österreicherin Ricarda Haaser (Startnummer 45) dürfen nicht mehr ran. Nach fast drei Stunden Warterei (das Rennen begann um 10.30 Uhr) ist der Tag für sie gelaufen – ohne Rennen. Am Abend in der Teamführersitzung motzt ÖSV-Cheftrainer Roland Assinger: «Ich bin mit der Entscheidung der Renn-Jury nicht einverstanden. Sie hätten es sich verdient, fahren zu dürfen.»
TV-Frau ist Mami
SRF-Ski-Experte in Cortina ist Stefan Abplanalp. Und ihm steht in den nächsten Wochen ein Mammut-Programm bevor. Denn: Tina Weirather (34, Lie) ist gemäss Radio Liechtenstein am Sonntag zum ersten Mal Mutter geworden. Sie kehrt nächsten Winter ans Mikrofon. Vorerst geniesst Weirather die Zeit mit Söhnchen Lio – beide sind wohlauf.
Die Vorentscheidung
Als Österreichs mega Allrounder Marco Schwarz in der Altjahrswoche schwer gestürzt war, prophezeite der fünffache Gesamtweltcupsieger Marc Girardelli, «dass Marco Odermatt bereits Ende Januar auf die Malediven in den Urlaub fliegen kann, weil er zu diesem Zeitpunkt bereits als Gesamtweltcupsieger feststehen wird». Hat der Luxemburger recht gehabt? Fakt ist: Nach 23 von 39 Rennen führt der Titelverteidiger 722 Punkte vor Cyprien Sarrazin und 847 Zähler vor Manuel Feller. Speed-Spazialist Sarazin dürfte bis zum Weltcupfinale in Saalbach kaum mehr als 400 Punkte machen, weil nur noch zwei Abfahrten und zwei Super-G auf dem Programm stehen. Feller wird voraussichtlich noch sechs Riesen- und sechs Slaloms bestreiten. Damit könnte der Österreicher im optimalen Fall 1200 Punkte erzielen. Weil eine derartige Erfolgsserie aber unwahrscheinlicher ist als ein heftiger Schneesturm an der Copacabana, darf sich Odermatt schon jetzt über den dritten Gesamtweltcupsieg in Serie freuen.
Der Lederhösler auf der Kandahar
Was ist denn mit dem los? Diese Frage stellen sich einige Rennfahrer, als SRF-Kommentar Adrian Arnet anstatt im Skianzug in kurzen Lederhosen zur Besichtigung des zweiten Super-G in Garmisch erscheint. Arnets Co-Kommentator Marc Berthod klärt auf: «Adi und ich haben beim ersten Super-G auf die Platzierung von Stefan Rogentin gewettet. Er hat Rogi auf den neunten Platz gesetzt, ich auf Rang 8. Weil Stefan Siebter wurde, habe ich die Wette gewonnen. Auf Wunsch von Rogi musste der Verlierer die Streckenbesichtigung in Lederhosen absolvieren.»
Weil der Zentralschweizer selber keine Lederhosen besitzt, hat er sich welche bei Felix Neureuther geliehen.