Das Podest
1. Ragnhild Mowinckel (No) 1:33,50
2. Jacqueline Wiles (USA) +0,35
3. Sofia Goggia (It) +0,44
Das Rennen
Lara Gut-Behrami ist der grosse Schweizer Trumpf. Die Zweite vom Freitag zeigt, dass sie die Tofana im Griff hat. Bis auf die Delta-Kurve. Die gelingt ihr nicht so gut, sie wird weit rausgetrieben. Da ihre Fahrt davon abgesehen stark ist, verpasst sie die zwischenzeitliche Führung nur um zwölf Hundertstel.
Am Ende reicht das trotzdem nicht fürs Podest. Zum einen, weil sich zunächst Sofia Goggia vor Laura Gauche und Gut-Behrami an die Spitze setzt. Und zum anderen, weil nach einem längeren, windbedingten Unterbruch, viele Fahrerinnen schnell unterwegs sind.
So steht vom zwischenzeitlichen Führungs-Trio am Ende nur Goggia auf dem Podest. Der Sieg geht überraschend an Ragnhild Mowinckel. Die Norwegerin kann es kaum glauben, als sie auf die Anzeigetafel im Ziel schaut. Ihr vierter Weltcupsieg ist ihr erster in der Abfahrt. Damit setzt sich in dieser Disziplin in diesem Winter eine Serie fort. Im fünften Rennen gibts die fünfte Siegerin. Hinter ihr erreicht Jacqueline Wiles ihr bestes Abfahrtsresultat. Nach zwei dritten Plätzen wird sie erstmals Zweite.
Die Schweizerinnen
5. Lara Gut-Behrami +0,71
11. Jasmine Flury +0,99
15. Priska Nufer +1,28
21. Delia Durrer +1,75
27. Jasmina Suter +2,27
28. Stephanie Jenal +2,34
DNF: Joana Hählen
Stand nach 37 Fahrerinnen
Jasmine Flury ist oben lange gut unterwegs, ihre Zwischenzeiten leuchten grün auf. Doch dann lässt sie untenraus nach und fällt noch zurück. Am Ende verpasst sie die Top 10 knapp.
Joana Hählen ist solide unterwegs. Und dann das! Sie kassiert einen Schlag aufs Knie, bricht ihre Fahrt ab und legt sich, offenbar von Schmerzen geplagt, kurzerhand auf die Piste. Das weckt Erinnerungen an Corinne Suter, die sich bei einem ähnlichen Zwischenfall das Kreuzband gerissen hat. Auch bei Hählen sieht es nicht gut aus. Sie fährt schon seit längerem mit gerissenem Kreuzband in ihrem linken Knie, in Cortina wird sie in einer Art Rollstuhl aus dem Zielgelände gefahren – das rechte Bein dick einbandagiert. Im Verlauf des Nachmittags folgt die bittere Diagnose: Kreuzbandriss.
Nach ihrem Sturz am Freitag steht Priska Nufer wieder am Start. Bestimmt fährt eine gewisse Portion Vorsicht mit, vor allem durch die Delta-Kurve, wo es sie am Vortag erwischt hat. Sie zeigt alles in allem eine solide Fahrt.
Starker Start von Delia Durrer. Allerdings hat sie während der ganzen Fahrt bei den Sprüngen mit Rücklage zu kämpfen. Das verwandelt ihren Vorsprung oben in einen grossen Rückstand unten.
Auch Stephanie Jenal ist oben mit grünen Zwischenzeiten unterwegs. Danach hat sie mit viel Wind zu kämpfen, der ihr durch den aufgewirbelten Schnee die Bodensicht nimmt. So fällt sie deutlich zurück. Ähnlich ergeht es Jasmina Suter, die sich unmittelbar vor ihrer Teamkollegin klassiert.
Die Stimmen gegenüber SRF
Jasmine Flury: «Vor allem mit dem mittleren Teil bin ich nicht zufrieden. Der war alles andere als optimal. Gestern war brutal, fürs ganze Team. Auch am Abend mit der Gedenkfeier für Elena (Fanchini, Anm.d.Red.). Ich weiss nicht, wann ich zuletzt einen so emotionalen Tag erlebt habe. Von dem her bin ich zufrieden, dass ich mich heute wieder konzentrieren konnte.»
Lara Gut-Behrami: «Es war ein spezielles Rennen. Persönlich habe ich die Delta-Kurve komplett verpasst, da bin ich selber schuld. Sonst war es gut, vor allem, dass ich im unteren Teil so schnell war, ist positiv. Ich hoffe, morgen passts von oben bis unten. Wir wissen, hier kann viel passieren. Bei Unterbrüchen kann die Strecke schneller werden. Die Erinnerungen an die WM 2021 (Gold im Super-G, Anm.d.Red) rücken mit all den Stürzen in den Hintergrund. Wichtiger ist, am Morgen gesund zu sein und am Abend auch. Die Stürze zu akzeptieren, das würde ich nicht sagen. Man muss sich bewusst sein, dass man sich nie leisten darf, etwas zu unterschätzen. Zu oft wird nur aufs Resultat geschaut. Zuerst musst du denken, gesund zu sein. Wenns mal nicht mit dem Podest klappt, habe ich am nächsten Tag eine weitere Chance. Das hilft mir, den Druck wegzunehmen. Natürlich ist es wichtig, aber man muss denken, solange man gesund ist, kann man weiterarbeiten.»
Ragnhild Mowinckel: «Es ist unglaublich schön. Ich freue mich, bin stolz auf mich. Die Entwicklung durch die Saison macht mich stolz. Am Anfang hatte ich kein Selbstvertrauen, keine Sicherheit. Da wusste ich, das muss ich aufbauen. Das ist nicht einfach, aber Schritt für Schritt ist es vorwärts gegangen.»
Das gab zu reden
Auch die zweite Abfahrt in Cortina kommt nicht ohne Schreckmomente aus. Ester Ledecka, die in den letzten Tagen krank war und noch etwas entkräftet das Rennen eröffnet, kann nach einem Verschneider einen Sturz nur mit Glück verhindern. Ihr Auftritt ist nach rund 20 Sekunden vorbei.
Mit Startnummer 3 hat Isabella Wright weniger Glück. Die Amerikanerin stürzt in der Delta-Kurve heftig. Schon am Freitag hat es dort mehrere Fahrerinnen erwischt, weswegen etwas Schnee abgetragen wurde. Wright bleibt minutenlang liegen und muss mit dem Helikopter geborgen werden. Tags zuvor hats schon ihre Landsfrau Mikaela Shiffrin übel erwischt. Allerdings bei einer anderen Linkskurve. Kurze Zeit später gibts Entwarnung von Wright. Auf den Fernsehbildern ist sie gutgelaunt im Zielraum zu sehen – mit einem dicken Pflaster am Kinn, das eine erlittene Schnittwunde verdeckt.
Die Bedingungen
Blauer Himmel und Sonnenschein – die Bedingungen scheinen perfekt für die Abfahrt auf der WM-Piste 2021. Hie und da weht allerdings teils heftiger Wind. Dieser sorgt nicht nur für mehrere Unterbrüche, sondern auch dafür, dass nach den ersten 15 Athletinnen der Zielbogen demontiert wird. Kurze Zeit später kommts wegen des Windes gar zu einem rund halbstündigen Unterbruch.
So gehts weiter
Am Sonntag steht zum Abschluss des Wochenendes in Cortina d'Ampezzo ein Super-G auf dem Programm. Die nächste Abfahrt bestreiten die Athletinnen nächsten Samstag in Garmisch-Partenkrichen (De).