Das Podest
1. Sofia Goggia (It) 1:16,63
2. Cornelia Hütter (Ö) +0,95
3. Lara Gut-Behrami (Sz) +1,02
Das Rennen
Lara Gut-Behrami (32) ist in St. Moritz GR der grösste Schweizer Trumpf. Und im ersten Abschnitt kann sie als eine von nur wenigen Fahrerinnen mit der Führenden mithalten. Doch unten raus muss auch die Tessinerin abreissen lassen. Anstatt die Eins leuchtet im Ziel Platz 3 auf. Für Gut-Behrami beginnt das Zittern um den Podestplatz. Eine Fahrerin nach der anderen fällt hinter sie zurück, so sorgt sie zum Speed-Auftakt für einen Schweizer Podestplatz. Nach zwei Siegen und Platz 2 im Riesenslalom ist es bereits ihr vierter in dieser Saison – im fünften Rennen. Hinzu kommt ein 5. Rang. Was für eine Mega-Bilanz!
In einer eigenen Liga fährt im Nebel von St. Moritz Sofia Goggia (31). In ihrer bekannten wilden Manier fährt die Italienerin am Limit. Und das Risiko zahlt sich aus. Keine Konkurrentin kann auch nur annähernd mit ihr mithalten. Mit fast einer Sekunde Vorsprung feiert sie ihren 23. Weltcupsieg – den dritten im Engadin. Einzig die Zweitplatzierte Cornelia Hütter büsst weniger als eine Sekunde auf die entfesselte Siegerin ein.
Die Schweizerinnen
8. Corinne Suter +1,91
13. Joana Hählen +2,54
17. Jasmine Flury +2,83
20. Michelle Gisin +3,29
21. Delia Durrer +3,42
26. Priska Nufer +3,69
33. Jasmina Suter +4,26
DNF Juliana Suter
Mit der frühen Startnummer 2 geht Joana Hählen (31) ins Rennen. Sie setzt trotz des einen oder anderen Fehlers eine klare neue Bestzeit. Das liegt aber auch daran, dass die vor ihr gestartete Deutsche Kira Weidle (27) extrem vorsichtig unterwegs war. Das zeigt sich wenig später, als einige Athletinnen noch einmal deutlich schneller als die Schweizerin fahren.
Corinne Suter (29) war zuletzt krank, konnte deswegen nicht voll trainieren. Das zeigt sich bei ihrer Fahrt. Sie kommt überhaupt nicht auf Touren und verliert viel Zeit. Trotzdem reichts am Ende für eine Klassierung in den Top 10.
Lange ist Michelle Gisin (30) gut unterwegs. Doch dann leistet sie sich kurz vor dem Flachteil einen Ausflug in den Tiefschnee. Das bremst sie aus und kostet viel Zeit.
Der Startabschnitt gelingt Jasmine Flury (30). Dort fährt sie auf Augenhöhe mit Goggia. Aber ihre weitere Fahrt ist von Unsicherheit geprägt, so wächst ihr Rückstand kontinuierlich.
Vor der zweiten Zwischenzeit baut Priska Nufer (31) zwei Fehler in ihre Fahrt ein, die werfen sie weit zurück. Auch während ihrer restlichen Fahrt wächst ihr Rückstand weiter an.
Mit Startnummer 34 zeigt Delia Durrer (21) eine starke Fahrt. In ihrem siebten Super-G im Weltcup fährt sie zum dritten Mal in die Punkte – und realisiert nach den Rängen 30 und 24 als 21. ihr bestes Ergebnis.
Über vier Sekunden büsst Jasmina Suter (28) auf die Bestzeit von Sofia Goggia ein. Das reicht nicht für Weltcuppunkte. Der Cut liegt bei einem Rückstand von 3,99 Sekunden.
Juliana Suter (25) verpasst nach rund einer Minute ein Tor und scheidet als einzige der neun gestarteten Schweizerinnen aus.
Die Bedingungen
Anspruchsvolle Bedingungen in St. Moritz. Die Piste ist zwar perfekt präpariert, aber der Himmel über dem Engadin ist grau. Und nicht nur das. Es schneit auch leicht und Nebelschwaden hängen über der Piste. Das wirkt auf den Fernsehbildern aber extremer als auf der Strecke selber. Obwohl dadurch die Sichtverhältnisse für die Athletinnen schwierig sind.
Das gab zu reden
Elena Curtoni (32) wird nach rund 40 Sekunden bei einer Welle ausgehebelt. Die Italienerin kann den spektakulären Sturz nicht verhindern. Der Abflug ist heftig, das zeigt auch die Tatsache, dass ihr Ski, den sie verliert, durch die Gegend fliegt. Kurz nach der harten Landung gibt Curtoni per Handzeichen Entwarnung. Sie scheint glimpflich davongekommen zu sein. Denn wenig später steht sie wieder und kann selbständig ins Ziel runterfahren. Die Hiobsbotschaft folgt am frühen Abend. Wie der italienische Skiverband mitteilt, ist Curtoni doch nicht so glimpflich davongekommen. Untersuchungen haben ergeben, dass sie sich eine Verletzung im unteren Rücken zugezogen hat. Diagnostiziert wurde ein komplizierter Bruch des Kreuzbeins. Damit wird Curtoni einige Wochen pausieren müssen.
Das gab zu reden II
In den beiden Abfahrtstrainings fuhr Nina Ortlieb (27) auf die Plätze 1 und 3. Nur: Am Start des Super-G steht die Österreicherin trotzdem nicht. Der Grund: Sie ist gemäss österreichischen Medien beim Einfahren schwer gestürzt und hat sich nach ersten Informationen des österreichischen Skiverbands eine Verletzung am Unterschenkel zugezogen. Wie schwer diese ist, ist noch offen. Doch anstatt an den Start ging es für sie per Helikopter ins Spital. Mit dem Verdacht auf Schien- und Wadenbeinbruch wird sie wenig später in die Heimat geflogen. Ortlieb ist eine leidgeplagte Athletin. Nach 19 Operationen feierte sie im Februar den grössten Erfolg ihrer Karriere. Sie wurde in Méribel (Fr) Vize-Weltmeisterin in der Abfahrt.
Die Stimmen gegenüber SRF
Lara Gut-Behrami: «Ich bin zufrieden, dass es für einen Podestplatz reicht, aber mit meiner Fahrt bin ich nicht zufrieden. Ich fahre noch ein bisschen zu viel Riesenslalom, ich habe oft zu früh angefangen und konnte die Ski nicht freikriegen. Ich nehme das Positive mit, also das Resultat. Ich wusste, dass ich herkommen werde und noch nicht von einem auf den anderen Tag alles so kommen wird, wie ich möchte. Super-G hat mir immer geholfen, den Flow und das Vertrauen zu finden. Ich habe schon das Gefühl, dass es vorwärtsgeht. Ich hätte am liebsten, dass es immer perfekt geht, denn Geduld habe ich nicht so. In der Abfahrt muss es klappen, dass ich endlich wieder geradeaus fahren kann und nicht Kurven fahre. Ich wusste, dass es so kommt, denn ich habe seit Sölden nur Riesenslalom trainiert. Ich versuche, dass es morgen gerader geht, dass ich eine frechere Linie wähle.»
Sofia Goggia: «Ich weiss nicht, wo der Unterschied zwischen mir und den anderen war, denn ich habe meine Fahrt noch nicht gesehen. Ich war mit meinem Skifahren nicht so zufrieden, aber dort wo es nötig war, habe ich die Falllinie gefunden und wo es nötig war, konnte ich pushen. Ich bin etwas überrascht von diesem Sieg mit so grossem Vorsprung. Dass ich im Riesenslalom stärker werde, hat mir heute geholfen.»
Joana Hählen: «Die Sicht war okay, man weiss aber nie, wie es sich noch verändert. Es geht recht gut zum Fahren, man sieht die Wellen trotzdem. Ich hatte aber ein, zwei Fehler zu viel in meiner Fahrt. Als Zweite hatte ich noch keine Infos. Dennoch habe ich versucht, mutig zu fahren – aber in ein, zwei Passagen hat mich der Mut verlassen.»
Corinne Suter: «Ich war etwas nervöser als auch schon. Es ging sehr lange bis zum Saisonstart und dann ist Curtoni auch noch vor mir gestürzt. Ich muss noch mehr auf meinen Instinkt hören und die Ski gehen lassen. Ich habe nicht so gut geschlafen, war sehr früh wach. Ich war nervös, weil ich nicht einschätzen konnte, wo ich stehe. Aber das wird jetzt bestimmt von Rennen zu Rennen besser.»
Michelle Gisin: «Positiv ist, dass ich oben dabei bin. Im mittleren Teil, wo Goggia den Unterschied macht, habe ich viel Zeit verloren. Doch dann kommt der Fehler, das ist sehr schade. Da muss ich fast mit den Stöcken ran, um die Fahrt fortzusetzen. Ich wusste, heute muss ich Vollgas geben, es gibt viel Positives, das ich mitnehmen kann. Eigentlich bin ich vorne dabei, aber Fehler gehören im Super-G leider dazu.»
So gehts weiter
Der Super-G war der Auftakt ins Speed-Wochenende in St. Moritz. Am Samstag (10.30 Uhr) bestreiten die Athletinnen die erste Abfahrt des Winters, am Sonntag steht ein weiterer Super-G (10.30 Uhr) auf dem Programm. (bir)