Das Podest
1. Federica Brignone (It) 1:30.11
2. Lara Gut-Behrami (Sz) +0,06
3. Sofia Goggia (It) +0,09
Das Rennen
Bei vier von fünf Super-G-Rennen stand Lara Gut-Behrami in diesem Winter auf dem Podest. Entsprechend führt sie auch in der Disziplinenwertung mit 75 Punkten Vorsprung auf Federica Brignone (It). Was passiert im sechsten Super-G? Von den ersten vier Fahrerinnen fallen drei aus (wobei Michelle Gisin ins Ziel fährt, aber chancenlos bleibt). Keine Frage: Der vom US-Coach Daniel Dejori gesteckte Kurs hat seine Tücken. Auch Brignone, die als erste der Favoritinnen (mit Startnummer 6) ins Rennen geht, hat einige Probleme. Aber: Wie so oft lässt sie sich von kleinen Fehlern nicht beirren, zeigt unglaubliche Winkel in den Kurven und hält das Tempo hoch. Im Ziel leuchtet Grün auf, doch Brignone ist nicht zufrieden. Reicht es trotzdem zum Sieg?
Eine nach der anderen scheitert an ihrer Bestzeit. Sofia Goggia (It) und Ester Ledecka (Tsch) kommen zwar nahe, aber verdrängen sie nicht vom obersten Podest. Bei Lara Gut-Behrami wird es ganz eng! Die Tessinerin riskiert viel, macht im Mittelteil den einen oder anderen Fehler, kommt zuunterst aber dank ihrer tollen Technik und einer aggressiven Hocke wieder ganz nahe ran. Es reicht nicht, ganz knapp nicht.
Danach schafft es niemand mehr, das sich anbahnende Podest zu sprengen. Aber: Es bleibt lange ein sehr spannender, hochklassiger Super-G. Die ersten acht Fahrerinnen liegen innerhalb von 39 Hundertstel.
Und Lindsey Vonn? Sie hat ihre Schuh-Abstimmung immer besser im Griff, fährt bärenstark. Bei einer Linkskurve kurz vor dem Ziel hebt es sie aus, da geht viel Zeit – und wohl auch ein Top-3-Platz – verloren.
Die Schweizerinnen
14. Malorie Blanc +0,95
15. Corinne Suter +1,07
26. Joana Hählen +2,28
30. Janine Schmitt +2,45
41. Priska Ming-Nufer +3,04
43. Michelle Gisin +7,38
So wie Marta Bassino (Startnummer 1) scheitert auch Michelle Gisin (Startnummer 2) vor der Einfahrt in den Zielhang. Sie sticht zu direkt auf ein Tor zu, sofort werden die Wege weit. Bitter, schliesslich kämpft sie noch um die Qualifikation für den Weltcupfinal in Sun Valley (Idaho).
Corinne Suter (Startnummer 12) hat genügend Zeit, um sich über die Schlüsselstellen informieren zu lassen. Ihr Start ist hervorragend, sie ist pfeilschnell. Doch dann baut die Schwyzerin etwas ab, verliert in jedem Abschnitt Zeit. Nach den Rängen 14 und 9 in den Abfahrten ist auch dieses Resultat solide, wenn auch nicht das, was sie sich wünscht. Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass sich Suter nach ihrem Kreuzbandriss in der Comeback-Saison befindet.
Lara Gut-Behrami (Startnummer 14) zeigt wieder einmal, warum der Super-G ihre Schokoladendisziplin ist. Sie fährt sehr direkt, lässt ihre Intuition spielen, gerät dabei zuweilen von der Ideallinie weg. Dennoch: Ihre Körpersprache ist brillant und sie lässt den Ski freien Lauf. Am Ende darf sie sich über den fünften Podestplatz im sechsten Super-G der Saison freuen. Kleiner Wermutstropfen: Gut-Behramis Vorsprung im Disziplinen-Weltcup schmilzt, da Brignone gewinnt. Sie hat drei Rennen vor Schluss aber immer noch 55 Punkte Vorsprung. Drei Super-G folgen noch – das wird spannend.
Muss Malorie Blanc wie in den beiden Abfahrten auch im Super-G Lehrgeld zahlen? Sie ist erstmals auf der Olympiabakken-Piste unterwegs. Blanc greift an, macht kleine Fehler. Dennoch zeigt die 21-jährige Walliserin ihre Klasse, verliert weniger als eine Sekunde und fährt ihr drittbestes Weltcup-Resultat. Stark!
Die Knie von Joana Hählen machen der Bernerin nach wie vor Probleme. Nachdem sie die zweite Kvitfjell-Abfahrt sausen liess, kommt sie im Super-G nicht auf Touren. Sie versucht, anzugreifen, doch da fehlt eine Basis.
Einen Aufwärtstrend zeigte Delia Durrer (Ränge 20 und 22) in den Abfahrten von Kvitfjell. Beim Super-G hat sie mehr Mühe, da kämpft sie mit den Radien. Im Mittelteil fährt sie zu direkt und verpasst ein Tor. Der 15. Abfahrtsrang von Priska-Ming-Nufer am Samstag war eine schöne Nachricht. Daran kann sie nicht anknüpfen, sie verliert in jedem Sektor Zeit. Gleich ergeht es Janine Schmitt, die 24-Jährige büsst bei ihrer Premiere auf dieser Strecke viel Zeit ein. Dennoch: Diese Erfahrung bringt Schmitt viel.
Die Stimmen (gegenüber SRF)
Lara Gut-Behrami: «Ich bin überhaupt nicht zufrieden. Es ärgert mich langsam, denn ich mache immer wieder Fehler – die ganze Saison. Ich bin schon selber schuld, aber das regt mich schon auf. Ich habe acht Zehntel liegen lassen im Mittelteil, hätte also schon etwas besser machen können. Ich kann mich nicht freuen über diesen zweiten Platz, denn ich mache die ganze Saison Fehler. Ich fahre die ganze Saison nicht schlecht, aber es fehlt mir die Konstanz, fehlerfrei zu fahren. Ich stehe sauber auf dem Ski, alles war auf Zug, obwohl ich neben der Linie war. Das rettet mich. Was mich noch motiviert, ist das, was ich noch verbessern kann. Ich bin halt nicht eine, die schnell zufrieden ist.»
Malorie Blanc freut sich über den 14. Platz: «Es ist super, wieder in den Top 30 zu sein. Ich wollte zeigen, was ich im Super-G kann. Das war nicht einfach, aber super, wie ich gefahren bin. Ich muss noch viel lernen. Nach der gestrigen Abfahrt war ich enttäuscht, heute bin ich wieder zufrieden. Das nehme ich für die Zukunft mit. Im Super-G ist es einfacher mit Instinkt zu fahren, in der Abfahrt weniger. Ich reise mit einem grossen Lachen in die Schweiz zurück.»
Das gab zu reden
Das Duell zwischen Gut-Behrami und Brignone im Super-G-Weltcup bleibt faszinierend. Die Tiger-Frau aus Italien macht mit ihrem Sieg 20 Punkte gut, liegt aber noch 55 Zähler hinter der Schweizerin. In La Thuile, unweit von Brignones Heimat, werden am 13. und 14. März gleich zwei Super-G-Rennen ausgetragen. Das wird ein Showdown! Ganz generell lässt sich sagen, dass die Swiss-Ski-Athletinnen eine Reaktion auf die durchzogenen Abfahrten zeigen.
Die Bedingungen
Minus vier Grad, Sonnenschein, kein Wind: Auf dem Olympiabakken herrschen perfekte Verhältnisse für ein Skirennen.
So geht es weiter
Am kommenden Wochenende gilt es in Are (Sd) für die Technikerinnen ernst. Am Samstag steht ein Riesenslalom, am Sonntag ein Slalom auf dem Programm. Aus Schweizer Sicht besonders interessant: Der Kampf von Camille Rast um die Slalom-Kristallkugel.