Das Podest
1. Loïc Meillard (Sz) 1:57,05
2. Atle Lie McGrath (No) +0,21
3. Lucas Pinheiro Braathen (Br) +0,47
Das Rennen
Loïc Meillard ist nicht zu stoppen. Nach seinem Triumph im Riesenslalom vom Samstag doppelt der Romand am Sonntag im Slalom nach! Meillard zeigt im ersten Durchgang – trotz Rückenschmerzen – einen Traumlauf. Der Slalom-Weltmeister schlängelt sich spielerisch leicht durch den Stangenwald und nimmt seinen zuvor gestarteten Kugel-Konkurrenten (siehe «Kugel-Kampf») Henrik Kristoffersen und Clement Noël knapp über eine halbe Sekunde ab. Der Riesenslalom-Sieger vom Vortag ist damit auf dem besten Weg zum Double in Hafjell. Am Nachmittag hat Meillard zwei Schrecksekunden, die ihn Zeit kosten. Am Ende fährt er mit zwei Zehntel Vorsprung auf den Norweger Atle Lie McGrath über die Ziellinie. Der zweite Sieg in Folge ist somit perfekt.
Damit schraubt die Schweiz dank Meillard einen erst gestern neu aufgestellten Schweizer Rekord weiter in die Höhe. Beim Riesenslalom holten die Schweizer Männer mit dem Dreifachsieg drei weitere Podestplätze und knackten die bisherige Bestmarke von 38 aus der Saison 1984/85. Dank dem Walliser sichert sich die Schweiz in dieser Saison bereits den 41. Weltcup-Podestplatz.
Hinter Meillard komplettieren Atle Lie McGrath und Lucas Pinheiro Braathen das Podium. Vor allem der Brasilianer konnte sich als Halbzeit-Zweiter grosse Chancen auf den ersten Sieg unter brasilianischer Flagge ausrechnen. Nach dem ersten Lauf sagte Braathen ins SRF-Mikrofon, er wolle «für die norwegischen und brasilianischen Fans tanzen». Auch seine Grossmutter war vom Sieg des 24-Jährigen überzeugt. «Natürlich wird er gewinnen», sagte sie in einem Kurzinterview. Braathen blieb jedoch im unteren Abschnitt an einem Tor hängen, konnte den Zweitplatzierten McGrath nicht mehr einholen und muss somit weiter auf seinen ersten Sieg für Brasilien warten.
Der Kugel-Kampf
Der Kampf um die Slalom-Kugel wird definitiv beim Weltcupfinal in Sun Valley entschieden. Mit Henrik Kristoffersen, Clement Noël, Loïc Meillard und Timon Haugan kommen vor dem Hafjell-Slalom noch vier Fahrer infrage. Dank des Sieges ist Meillard am Ende mit 565 Punkten in der Wertung auf Kosten von Noël neu Zweiter und verkürzt seinen Rückstand auf Kristoffersen (612) auf 47 Punkte. Sollte Meillard auch den Slalom in Sun Valley gewinnen, dürfte Kristoffersen nicht besser als Vierter sein, damit sich der Romand die Kugel sichert. Derweil wächst der Rückstand von Noël auf 86 Punkte (insgesamt 526 Punkte) an. Für den Franzosen ist der Kugel-Gewinn rechnerisch noch möglich, er muss jedoch zwingend gewinnen und gleichzeitig auf grobe Patzer seiner Konkurrenten hoffen. Definitiv nicht mehr im Rennen um die Kugel ist Haugan, der mit 103 Punkten einen zu grossen Rückstand hat.
Die weiteren Schweizer
8. Tanguy Nef +1,12
10. Ramon Zenhäusern +1,40
21. Luca Aerni +2,24
23. Daniel Yule +2,30
28. Marc Rochat +4,43
Tanguy Nef geht am Morgen oben nicht das volle Risiko ein und verliert viel Zeit. Unten dreht der Genfer auf und kann dank dem soliden Schlussteil noch einige Positionen gut machen. Im zweiten Lauf kann er seinen Vorsprung behaupten und übernimmt zwischenzeitlich die Führung.
Ramon Zenhäusern hat im ersten Durchgang einige Holperer drin und büsst konstant an Zeit ein. Am Nachmittag läuft es dem Walliser deutlich besser. Er zeigt eine entfesselte Fahrt und reckt im Ziel sichtlich erleichtert über seine gute Leistung die Faust in die Höhe. Lange kommt keiner an Zenhäuserns Zeit heran und so macht er viele Plätze gut. Schlussendlich resultiert mit dem 10. Rang sein bestes Resultat der Saison und das beste seit zwei Jahren.
Luca Aerni findet nicht richtig ins Rennen und muss dann zunächst am Ende des Klassements lange um die Qualifikation für den zweiten Durchgang zittern, schafft diese als 30. gerade noch so. Im zweiten Lauf kann Aerni viel Tempo aufbauen und kommt ohne grosse Probleme durch.
Im ersten Lauf fährt Daniel Yule nicht eng genug um die Tore herum und liegt bereits oben deutlich hinten. Auch danach kommt der Walliser nicht richtig in Fahrt und verliert konstant an Zeit. Am Nachmittag rutscht Yule mehrmals weg, verliert dadurch an Geschwindigkeit und wird im Klassement nach hinten durchgereicht.
Marc Rochat zeigt einen guten ersten Lauf ohne grosses Risiko einzugehen. Im zweiten Lauf ist er einmal zu früh dran und fädelt beinahe ein. Der Fehler kostet viel Zeit und so bleibt der Waadtländer chancenlos.
Matthias Iten reicht es mit der hohen Startnummer 60 auch in seinem fünften Slalom nicht, im ersten Lauf unter die ersten 30 zu fahren und so verpasst er den zweiten Durchgang.
Die Stimmen (gegenüber SRF)
Loïc Meillard nach seiner Siegfahrt: «An diesem Wochenende hat es funktioniert. Für jeden Techniker ist es ein Traum, an beiden Tagen zu gewinnen, im Riesenslalom und Slalom. Schön, hat es geklappt. Nach dem ersten Fehler dachte ich, das kostet viel Zeit. Dennoch habe ich versucht, weiter zu attackieren – etwas zu viel mit dem Fehler im Flachstück. Ich habe aber nie aufgegeben und das hat sich ausbezahlt. Dank 27 Jahren auf dem Ski habe ich die nötige Erfahrung dazu.»
Loïc Meillard nach dem 1. Lauf: «Ich musste etwas mehr reagieren, als ich gedacht habe. Ich habe mich auf dem Schnee aber wohl gefühlt und habe versucht, sauber zu fahren. Es gab einige Stellen, die nicht ganz perfekt waren. Die Piste war hart, da dachte ich, ich müsse gut auf den Ski stehen. Vom Schub in der Kurve war ich dann überrascht, konnte es aber gut kontrollieren.»
Ramon Zenhäusern nach seinem 2. Lauf: «Es ist ein Moment her, seitdem ich auf dem Ledersessel sass – ich habe es schon fast verlernt. Der zweite Lauf hat sehr viel Spass gemacht. Es ist ein Unterschied, ob man als Fünfter oder 30. ins Rennen startet. Ich konnte den Ski laufen lassen und meine Linie fahren, statt der Spur von anderen Fahrern zu folgen.»
Marc Rochat zu seinem Out im 2. Lauf: «Ich bin enttäuscht. Eigentlich bin ich in Form, nun beende ich die Saison mit so einem dummen Fehler. Das ist frustrierend. Ich weiss noch nicht genau, was passiert ist. Ich wollte etwas mehr riskieren, weil die Spuren schon da waren. Es ist enttäuschend.»
Tanguy Nef nach dem 1. Lauf: «Ich habe gut gekämpft. Es ist ein langer Lauf, der Schnee war sehr aggressiv, aber schön zu fahren. Ich hatte oben leider einen grossen Fehler. Den Rest des Kurses bin ich gut und fein gefahren. Beim Fehler habe ich mir gesagt, einfach Gas geben, ich habe nichts zu verlieren. Loïc hat mir auch hilfreiche Tipps gegeben wegen den letzten zwei Kombinationen.»
Daniel Yule nach dem 1. Lauf: «Es war ein schwieriger erster Lauf. Ich bin ins Ziel gefahren und dachte, ich kassiere 2,5 Sekunden, danach war es doch ein akzeptabler Rückstand. Es ist typisch für meine Saison. Irgendwie passen meine Gefühle nicht immer zur Leistung. Ich bin immer etwas auf der Suche. In den ersten Toren kam ich gar nicht rein, dann lief es besser.»
Henrik Kristoffersen nach dem 1. Lauf: «Der erste Steilhang war sehr schwierig. Ich habe mich oben etwas zurückgehalten und dort Zeit auf Loïc verloren. Von da bis unten war meine Fahrt gut. Die gerade Kurssetzung mit den langen Abständen war nicht ein Vorteil für mich. Mit Startnummer 1 wusste ich nicht, wie ich die Geschwindigkeit einteilen soll, weil ich vorher noch keinen Fahrer auf der Strecke gesehen hat.»
Das gab zu reden I
Manuel Feller läuft es aktuell nicht nach Wunsch. Bereits beim Riesenslalom vom Samstag musste sich der gesundheitlich angeschlagene Österreicher mit dem enttäuschenden 26. Rang zufrieden geben. Noch während des Rennens gab er in einem Interview gegenüber ORF bekannt, seine Riesenslalom-Karriere zu beenden – dies weil er in der Disziplin aus den Top 30 fällt. Am Folgetag kommt er auch beim Slalom nicht auf Touren. Der sechsfache Slalom-Sieger ist oben zwar noch gut dabei, kommt bei den eng gesteckten Toren im Schlussteil aber von der idealen Linie ab, verpasst das nächste Tor und scheidet aus. Ein weiterer Dämpfer für den 32-Jährigen.
Das gab zu reden II
Als sich Loïc Meillard auf das Rennen vorbereitet, macht sich ein unbekanntes Crew-Mitglied von der Rennorganisation an dessen Schuhen zu schaffen. SRF-Kommentator Stefan Hofmänner fragt verwundert: «Was macht denn der da?», vermutet dann aber, dass es sich um einen Mitarbeiter des Schweizer Zeitmessers Longines handeln könnte, der den Chip im Schuh des Schweizers überprüft. Für Hofmänner ist es dennoch «ein seltsames Bild, so kurz vor dem Start bei einem Top-Crack einen Mitarbeiter zu sehen, der nicht zum unmittelbaren Umfeld des Athleten gehört», wie er im Kommentar erklärt.
Die Bedingungen
Die Sonne scheint in Hafjell, die Temperaturen liegen um den Gefrierpunkt. Für Probleme sorgen Windböen, die schon vor dem Start über die Piste fegen und Werbebanner aus den Verankerungen lösen – und vor allem bei den Top-Athleten noch weiter über die Strecke ziehen. Die Piste ist aufgrund einer kalten Nacht in Norwegen härter als noch am Vortag. Von Fahrer zu Fahrer ist der Schnee jedoch immer mehr gezeichnet. Der Kurs mit den vielen speziellen Wendungen im Mittelteil im ersten Lauf stellt für einige Fahrer eine Herausforderung dar. Die Vorfahrer haben es gemäss SRF-Kommentator Stefan Hofmänner allesamt nicht ins Ziel geschafft. Auch ein Kamerafahrer hat den Kurs dreimal neu in Angriff nehmen müssen, weil er sich mehrfach verfahren hatte.
So gehts weiter
Nächstes Wochenende startet der Weltcupfinal in Sun Valley (USA). Zunächst stehen mit der Abfahrt am Samstag und dem Super-G am Sonntag die Speed-Rennen an. Die Technik-Spezialisten bestreiten anschliessend unter der Woche einen Riesenslalom (Mittwoch, 26. März) und einen Slalom (Donnerstag, 27. März).