Das Podest
1. Camille Rast (Sz) 1:46,87
2. Wendy Holdener (Sz) 1:47,44
2. Anna Swenn-Larsson (Sw) 1:47,44
Das Rennen
Obwohl sie nicht fährt, ist Mikaela Shiffrin in aller Munde. Warum? Klar, die vielen Fans am Streckenrand wollten ihren 100. Sieg im Weltcup erleben. Klappt nicht. Nach ihrem heftigen Abflug im Riesenslalom liegt Shiffrin mit einer Stichwunde am Bauch im Spitalbett. Genäht werden kann diese nicht, die Gefahr einer Infektion ist zu gross. Wann Shiffrin in den Weltcup zurückkehrt, ist unklar.
Die Schweizerinnen muss das nicht kümmern. Und tatsächlich: Sie liefern eine Gala-Vorstellung ab. Doppelsieg! Camille Rast holt ihren ersten Weltcupsieg und Wendy Holdener wird zeitgleich mit Anna Swenn-Larsson Zweite. Dazu Mélanie Meillard auf Rang 5 und Aline Höpli auf 15 – viel besser geht es nicht!
Die anderen Schweizerinnen
5. Mélanie Meillard 1:47,64
15. Aline Höpli 1:49,13
19. Michelle Gisin 1:50,00
Den zweiten Lauf verpasst: 38. Eliane Christen (+3,08)
Im 1. Lauf ausgeschieden: Nicole Good, Aline Danioth, Elena Stoffel.
Kann überhaupt jemand diese Frau noch stoppen? Camille Rast setzt ihren Höhenflug fort und holt nach dem ersten Podestplatz ihrer Karriere (3. in Gurgl) nun den ersten Sieg. Nicht irgendwie, sondern mit einer tollen Leistung. Die Walliserin: «Es ist verrückt, alles geht so schnell. Ich bin einfach glücklich.» Tatsächlich führt Rast nun auch im Slalom- und im Gesamtweltcup. Sie ist darüber überrascht und meint: «Das kann ich gar nicht glauben. Am Start habe ich mir gesagt: Habe einfach Spass und mach, was du machen kannst! Ich hatte richtig Spass und war sehr schnell.» Sie werde heute mit dem Team einen sehr schönen Abend haben, so Rast.
Auch Wendy Holdener strahlt über beide Ohren. An jenem Ort, wo sie vor zwei Jahren ihren ersten Slalomsieg feiern konnte, wird sie nun Zweite – und ist erneut zeitgleich mit Anna Swenn-Larsson. Ein verrückter Zufall. Nach einem Bock im ersten Lauf (Rang 9) geht Holdener aufs Ganze, riskiert viel. Oben rutscht sie einmal rasch weg, das kostet Zeit. Aber die Schwyzerin lässt sich nicht beirren, zeigt einen starken Steilhang. War es ein gutes Omen, dass ihr Trainer Jörg Roten den zweiten Durchgang setzen durfte? «Ich habe das Herz in die Hand genommen. Und es hat geklappt. Es war geil zum Fahren, auch wenn ich oben einen Rumpler hatte. Dass es so weit nach vorne reichen würde, hätte ich nicht gedacht.» Ist das jetzt eine Befreiung? «Platz 2 ist richtig cool. Unglaublich, dieses Teamergebnis. Killington ist ein guter Ort für mich.»
Mélanie Meillard fällt im zweiten Lauf zwar noch einen Rang zurück (von 4 auf 5), dennoch darf auch sie happy sein. Sie beweist, dass sie nach vielen, schwierigen Jahren, wieder in der Weltspitze angekommen ist. «Ich bin sehr zufrieden. Klar, ich habe das Podest knapp verpasst. Aber ich nehme Rennen für Rennen und wenn ich so vorwärtskomme, macht mich das sehr glücklich.»
Im 8. Weltcuprennen schafft es Aline Höpli erstmals in einen zweiten Lauf. Und die St. Gallerin zeigt mit der Startnummer 55 eine starke Leistung. Im ersten Lauf wird sie 24. und auch danach geht sie nicht weg vom Gaspedal – Rang 15. Ein toller Erfolg für Höpli, die in ihrer Karriere schon drei Kreuzbandrisse auskurieren musste. Sie sagt: «Es ist mega cool. Im zweiten Lauf konnte ich die Ski voll gehen lassen. Man hat mir gesagt, ein 28. Platz interessiert niemanden. Also habe ich viel riskiert, wirklich super.»
Michelle Gisin kommt weiterhin nicht auf Touren. Sie startet zwar in Killington noch in der ersten Gruppe (Top 7), doch diesen Luxus verspielt sie sich, je länger, desto mehr. Die Engelbergerin erreicht zwar den zweiten Lauf, kann aber die Handbremse nicht lösen. Zwar gehört Gisin der Speed-Gruppe bei Swiss-Ski an, dennoch hat sie sich wohl vom Saisonstart mehr erhofft.
Die Bedingungen
Minus 7 Grad herrschen am Start des zweiten Laufs, die Sonne blinzelt ab und zu durch. Die Piste ist hart und glatt, aber gut fahrbar. Mehrere Übergänge prägen die Piste «Superstar», es gibt einen Steilhang, der aber nicht furchteinflössend ist.
Das gab zu reden I
Holdeners Ex-Coach Klaus Mayrhofer, der bei den Österreicherinnen engagiert ist, hat den ersten Lauf gesetzt. Und Jörg Roten, ihr neuer Trainer, ist für den zweiten Durchgang verantwortlich. Holdener nutzt die Chance und fährt auf Rang 2.
Das gab zu reden II
Die Schweiz ist wieder die Nummer 1 im Nationenranking. Nach einem holprigen Start führt Swiss-Ski das Klassement nun mit 905 Punkten an. Dahinter liegen Norwegen (741) und die USA (604).
Das gab zu reden III
Nicht nur Shiffrin fehlt beim Slalom in Killington. Auch die zweite ganz grosse Slalomfahrerin der letzten Jahre ist weiterhin nicht dabei: Petra Vlhova. Aber es gibt Hoffnung, dass man die Slowakin schon bald wieder sehen wird – sie plant ihr Comeback nach überstandenem Kreuzbandriss auf die Rennen in Semmering (28. und 29. Dezember).
So gehts weiter
Weil es in Tremblant (Ka) zu wenig Schnee gibt, wurden die beiden technischen Rennen vom kommenden Wochenende abgesagt. Sie sollen nachgeholt werden – wo und wann, ist aber offen. Sicher ist: Als Nächstes geht es für die Ski-Frauen auf die langen Latten! Am 14. Dezember steigt in Beaver Creek der Super-G, am 15. Dezember dann die Abfahrt. Viele freuen sich darauf – kein Wunder, ist es doch schon lange her, dass die Frauen dort fahren durften.