Daniel Yule schreibt in Madonna di Campiglio Slalom-Geschichte! Schon letztes Jahr triumphiert er beim italienischen Slalom-Klassiker, jetzt doppelt der Unterwalliser nach. Als Führender nach dem 1. Lauf demonstriert er Nerven wie Stahlseile und fährt im 2. Lauf den Sieg vor dem Norweger Henrik Kristoffersen nach Hause. Dies, nachdem er im Slalom vom Sonntag in Zagreb nicht einmal in den Top 20 klassiert war.
So lief das Rennen
1. Daniel Yule (Sz) 1:35,60
2. Henrik Kristoffersen (No) +0,15
3. Clement Noel (Fr) +0,25
Daniel Yule und Madonna di Campiglio – das passt! Wie schon beim letzten Slalom an gleicher Stätte kurz vor Weihnachten 2018 triumphiert der Walliser erneut. Und auch dieses Mal trägt er die Startnummer 4. Erstmals sitzt er allerdings schon nach dem 1. Lauf auf dem Leaderthron. Zur Halbzeit liegt er 19 Hundertstel vor Henrik Kristoffersen und verteidigt dieses Polster in einem packenden Duell zum Abschluss des Rennens. Damit gehört er nun zu einem ganz erlauchten Kreis von Ski-Fahrern. Einerseits ist Yule nach Dumeng Giovanoli, Pirmin Zurbriggen und Didier Plaschy erst der vierte Schweizer, der zwei Slaloms gewinnen kann. Und andererseits hat es vor ihm nur das Trio Ingemar Stenmark, Alberto Tomba und Kristoffersen geschafft, zweimal in Folge in Madonna di Campiglio zu triumphieren.
Nach dem 1. Lauf ist mit Ramon Zenhäusern als Sechster ein zweiter Schweizer in Tuchfühlung mit dem Podest. Der Doppelmeter attackiert voll und ist auf dem Weg zur Bestzeit – und scheidet dann aus. Das ist bitter!
Die anderen Schweizer
Tanguy Nef zeigt bereits im ersten Lauf eine ganz starke Fahrt, stösst mit Startnummer 34 auf Rang 9 vor. Und bestätigt diese Leistung auch im zweiten Durchgang. Nur knapp verpasst er bei der Zieleinfahrt die Führung, freut sich am Ende aber über sein Bestresultat und die erstmalige Klassierung in den Top 10 eines Weltcup-Rennens.
Sandro Simonet eröffnet als 30. des 1. Laufs die Entscheidung. Und zaubert eine super Fahrt in den Schnee! Ein Fahrer nach dem anderen beisst sich die Zähne an seiner Zeit aus, bis ihn Stefan Hadalin (20. des 1. Laufs) von der Spitze verdrängen kann. Dennoch macht er einen gewaltigen Sprung nach vorne und hat nach zuletzt fünf Mal Ausscheiden im Weltcup und Europacup endlich wieder ein Resultat vorzuweisen. Grund zur Freude hat auch Marc Rochat, der seine ersten Weltcuppunkte in dieser Saison einfährt.
Loic Meillard hingegen kommt in beiden Läufen nicht auf Touren, viele kleine Fehler kosten in der Summe einiges an Zeit. Und auch für Luca Aerni setzt es eine Enttäuschung ab. 2017 steht der Berner in Madonna di Campiglio als Zweiter auf dem Podest, nun verpasst er als 63. (+3,37) die Quali für den zweiten Lauf klar. Nur unwesentlich besser läuft es Reto Schmidiger als 59. (+2,82).
6. Tanguy Nef +0,85
12. Sandro Simonet +1,46
19. Marc Rochat +1,87
19. Loic Meillard +1,87
Out im 2. Lauf: Ramon Zenhäusern
Nicht für 2. Lauf qualifiziert: Reto Schmidiger
Nicht für 2. Lauf qualifiziert: Luca Aerni
Die Stimmen (zu SRF)
Daniel Yule: «Unglaublich, ich bin wirklich sehr zufrieden. Vor allem nach der Enttäuschung in Zagreb so zurückzukommen, freut mich riesig. Ich bin zufrieden, habe ich das vor Ramon geschafft habe. Im gestrigen Training habe ich mich so aufgeregt, dass ich danach Kopfschmerzen hatte. Aber dann ist mir die Umstellung fürs Rennen gelungen. Ich liebe den Schnee und den Hang hier einfach so sehr.»
Tanguy Nef: «Der erste Top-10-Platz bedeutet viel, ich bin zufrieden. Meine Mentalität war gut, ich habe viel riskiert und attackiert.»
Die Nationenwertung
Dank fünf Fahrern in den Top 20 überflügelt die Schweiz in der Nationenwertung Österreich. 13 Punkte liegen wir nun vor unserem östlichen Nachbarn, der diese Wertung seit der Saison 1989/90 ununterbrochen gewinnen konnte.
1. Schweiz 3'260 Punkte
2. Österreich 3'247 Punkte
3. Norwegen 2'851 Punkte
Stand Slalom-Weltcup (nach 4 von 12 Rennen)
1. Henrik Kristoffersen (Nor) 242 Punkte
2. Clement Noel (Fra) 240 Punkte
3. Daniel Yule (Sz) 190 Punkte
...
6. Ramon Zenhäusern (Sz) 130 Punkte
Das gab zu reden
Als 75. und letzter Fahrer des 1. Laufs stürzt sich der Argentinier Cristian Simari Birkner in den Stangenwald. Nach gut 25 Sekunden endet seine Fahrt abrupt. Ein Pistenarbeiter ist übermotiviert und nimmt seinen Job etwas zu früh in Angriff. Obwohl er noch flüchtet, kommt er dem 39-Jährigen in die Quere, sodass dieser seinen Lauf nicht zu Ende bringt. Der Zwischenfall ärgert Simari Birkner verständlicherweise sehr.
Die Bedingungen
Bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt präsentiert sich die Piste in perfektem Zustand. Die Sicht ist unter dem italienischen Flutlicht einwandfrei.
So gehts weiter
Januar ist der Monat der Techniker! Von Madonna di Campiglio reisen die Ski-Männer weiter ins Berner Oberland. In Adelboden stehen am legendären Chuenisbärgli am Samstag ein Riesenslalom und am Sonntag der Slalom auf dem Programm.