Das Podest
1. Sara Hector (Sd) 1:53,08
2. Zrinka Ljutic (Kro) +0,54
3. Camille Rast (Sz) +1,05
Das Rennen
In Killington ist alles angerichtet. Nach dem 1. Lauf führt Mikaela Shiffrin, hat den 100. Weltcupsieg in Griffnähe. Als sie sich als letzte Athletin aus dem Starthaus katapultiert, wird sie von ihrem Heimpublikum lautstark angefeuert. Und dann wirds von einer Sekunde zur nächsten mucksmäuschenstill. Kurz vor der dritten Zwischenzeit rutscht Shiffrin weg, kollidiert mit einem Tor und überschlägt sich. Bange Blicke bei allen, Shiffrin bleibt eine gefühlte Ewigkeit am Pistenrand sitzen. Sie wird mit dem Schlitten abtransportiert. Später gibt sie auf X leichte Entwarnung: «Aktuell kann ich mich nicht bewegen», sagt sie – und zeigt in einem Video eine hässliche Wunde am Becken. «Ich habe eine grosse Schürfung und irgendetwas hat mich aufgespiesst». Die US-Amerikanerin ergänzt aber: «Es gibt keinen Grund zur Sorge.» Klar ist aber auch: Shiffrin wird in ihrer Paradedisziplin, dem Slalom, am Sonntag nicht an den Start gehen. Dazu schreibt der Ski-Star kurz und knapp: «Ich werde von draussen anfeuern.»
Unmittelbar nach dem Sturz mögen sich die drei Podestfahrerinnen gar nicht richtig freuen. Auch Camille Rast nicht. Nachdem sie letzte Woche erstmals aufs Slalom-Podest gefahren ist, doppelt die Schweizerin im Riesenslalom nach. Im 1. Lauf fährt sie angriffig, ist zur Halbzeit Vierte. Und wird am Ende wegen Shiffrins Sturz Dritte. Vor ihr eine andere Fahrerin, die erstmals in dieser Disziplin aufs Treppchen fährt: die Kroatin Zrinka Ljutic. Der Sieg geht derweil nach Schweden an Sara Hector.
Die weiteren Schweizerinnen
12. Wendy Holdener +2,81
13. Lara Gut-Behrami +2,84
22. Simone Wild +4,09
25. Michelle Gisin +4,92
Den 2. Lauf verpasst: 37. Mélanie Meillard (+4,07)
Im 1. Lauf ausgeschieden: Stefanie Grob, Vanessa Kasper, Andrea Ellenberger
Beim Saisonauftakt verzichtete Lara Gut-Behrami kurzfristig auf einen Start. Nun lanciert sie in Killington ihre Saison – auf der Piste, wo sie die letzten beiden Jahre triumphiert hat. Im 1. Lauf fährt sie vorsichtig, auch in der Entscheidung kann sie nicht verbergen, dass ihr die Trainingstage fehlen. Sie driftet zu stark, büsst so viel Zeit ein. Trotzdem klassiert sie sich am Ende in den Top 15.
Nach dem 1. Lauf ist Wendy Holdener vor allem mit ihrem letzten Abschnitt nicht so zufrieden. Im zweiten Versuch macht sie es besser. Und wie. Weil sie untenraus noch einmal richtig Gas gibt, erklimmt sie deutlich die Spitze. Sechs Konkurrentinnen beissen sich an ihrer Zeit die Zähne aus, ehe Holdener den Leaderthron wieder verlassen muss. Sie macht zehn Plätze gut und ist mehr als zufrieden mit dem Resultat.
Für Simone Wild ist jeder Punkt wichtig, damit sie bei den Startnummern in den Top 30 bleibt. Sie zeigt zwei solide Läufe und punktet wie schon in Sölden.
Michelle Gisin kommt mit der Piste überhaupt nicht zurecht. Ihre Verunsicherung ist ihr anzumerken. Schon im 1. Lauf handelt sie sich einen Rückstand von 3,2 Sekunden ein, auch in der Entscheidung verpasst sie es, sich nach vorne zu verbessern. Fast fünf Sekunden liegt sie hinter der Siegerin.
Die Stimmen (gegenüber SRF)
Camille Rast nach dem 2. Lauf: «Es klingt ein bisschen unglaublich. Ich habe das so nicht erwartet. Ich war im Ziel und habe Mikaela zugeschaut, sie fährt so gut Ski. Die Emotionen sind komisch. Erstes Podest im Riesenslalom und dann ein nicht so schöner Sturz. Ich hoffe, es geht ihr gut. Wir sind seit Sölden knapp zwei Tage Riesenslalom gefahren. Heute war die Piste super präpariert, die Bedingungen waren nicht einfach. Ich freue mich auf die nächsten Rennen. Wenn es gut läuft, ist es immer einfacher, zu den nächsten Rennen zu gehen.»
Wendy Holdener nach dem 1. Lauf: «Ich habe versucht, konsequent und mutig zu fahren. Oben oder im Mittelteil hat es sich okay angefühlt. Aber vor dem Ziel konnte ich es nicht mehr ganz umsetzen.»
Wendy Holdener nach dem 2. Lauf: «Es macht sehr viel Freude, so lange auf dem Leaderthron zu sitzen. Ich habe versucht, das umzusetzen, was nicht gepasst hat. Das war schwierig, weil ichs mir nicht vorstellen konnte. Dass es trotzdem geklappt hat, macht mich mega glücklich.»
Michelle Gisin nach dem 2. Lauf: «Im Moment fehlt der Flow und das gute Gefühl. Heute war ein schwieriges Rennen. Ich versuche, es mit Humor zu nehmen. Der Saisonstart war so grottenschlecht, dass ich gar nichts dazu sagen kann. Jetzt freue ich mich auf den Slalom, daran habe ich gute Erinnerungen, deswegen hoffe ich, das gute Gefühl wiederzufinden.»
Das gab zu reden
In Sölden wurde Alice Robinson Zweite, in Killington endet ihr Rennen abrupt. Sie wird ausgehebelt, dreht sich in der Luft und landet ziemlich unsanft auf der Piste. Dazu gibts noch eine etwas längere Rutschpartie, die kurz vor den Fangnetzen endet. Die Neuseeländerin muss den Schock kurz verdauen, steht dann aber zum Glück auf und fährt selber in Richtung Ziel. Julia Scheib, Dritte in Sölden, schafft es im 1. Lauf ebenfalls nicht ins Ziel – wie viele weitere. 14 der 64 Fahrerinnen fliegen raus, darunter auch drei Schweizerinnen. Im 2. Lauf erwischt es dann unter anderem mit Federica Brignone auch die Frau, die den ersten Riesenslalom des Winters gewonnen hat.
Die Bedingungen
Lange hat in Killington der Schnee gefehlt. Deswegen wurde die Piste mit Kunstschnee präpariert. Doch dann ist der Schnee doch noch gekommen – und das gleich in rohen Massen. Am Freitag kommen 90 cm vom Himmel runter. Mit viel Einsatz wird die Piste rennbereit gemacht. Dafür wird sie von oben bis unten stark gewässert, damit der Schnee verdichtet. Das gelingt, die Piste ist hart und in gutem Zustand. Allerdings gab es deswegen für die Athletinnen kein richtiges Hangbefahren. Einzig am Samstagmorgen früh ab 7.10 Uhr durften sie einmal über die Piste fahren. Hinzu kommt, dass zwar die Sonne scheint, aber ein teils heftiger Wind über die Strecke fegt und wohl auch deswegen Dreck oder Steine im Schnee liegen.
So gehts weiter
Für die Technikerinnen gehts am Sonntag mit dem Slalom an gleicher Stätte weiter. Die nächsten beiden Riesenslaloms hätten kommendes Wochenende in Mont Tremblant (Ka) stattfinden sollen. Doch wegen Schneemangels mussten sie abgesagt werden. Ob und wo die Rennen nachgeholt werden, wird die FIS zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben. So steigt der nächste Riesenslalom erst am 28. Dezember in Semmering (Ö).