Das Podest
1. Marco Odermatt (Sz) 2:27,55
2. Loïc Meillard (Sz) +0,20
3. Luca De Aliprandini (It) +0,69
Das Rennen
«Adelbodi» oder «Odiboden» – man kann es nennen wie man will, aber der Ski-Klassiker im Berner Oberland und Marco Odermatt sind unzertrennlich. Zum vierten Mal in Serie gewinnt der Nidwaldner den Riesenslalom am Chuenisbärgli. Das hat bislang nur die schwedische Legende Ingemar Stenmark geschafft (1979 bis 1982). Odermatt schliesst in der Liste der Adelboden-Sieger zudem zu Marcel Hirscher auf Platz 2 auf, der ebenfalls viermal gewinnen konnte. Nur Stenmark liegt mit fünf Siegen noch vor den beiden.
Einmal mehr wird klar: Keiner beherrscht den schwierigen Zielhang so gut wie Odermatt. Dort nimmt er im 1. Lauf Loïc Meillard (28), der zur Halbzeit führt und am Ende Zweiter wird, 42 Hundertstelsekunden ab und liefert die beste Abschnittszeit. Im zweiten Durchgang sind dann nur Luca De Aliprandini (34), der dank eines Husarenritts (Bestzeit im 2. Lauf) Dritter wird, und Luca Aerni im letzten Streckenteil noch ein bisschen schneller. Am Ende bilanziert Odermatt: «Ich habe das Rennen im Steilhang gewonnen.»
Dabei hat auch Odermatt in beiden Läufen seine Mühen. Im Zweiten entgeht der 27-Jährige knapp einem Innenskifehler, bevor er Sekunden später das Schweizer Publikum zum Jubeln bringt – und seine Konkurrenten zum Staunen. Zum Beispiel Michelle Gisins Verlobten De Aliprandini, der als erster Italiener seit Massimiliano Blardone im Jahr 2012 auf dem Adelboden-Podest steht.
Die weiteren Schweizer
4. Thomas Tumler
7. Luca Aerni
2. Lauf verpasst: Livio Simonet.
DNF: Fadri Janutin, Lenz Hächler, Sandro Zurbrügg.
Thomas Tumler (35) versöhnt sich mit Adelboden. In seinen acht bisherigen Teilnahmen am Chuenisbärgli schied der Bündner viermal im ersten Lauf aus, zweimal verpasste er den zweiten Durchgang. 2024 fuhr er auf Rang 25, ein Jahr davor auf den 19. Platz. Heuer gibts erstmals einen Top-10-Rang. Mit der besten Zeit im 3. Sektor belegt Tumler nach Durchgang eins den 5. Platz und wird am Ende sogar Vierter. «Ich bin sehr glücklich», sagt der 35-Jährige im SRF-Interview. «Ich wusste, dass die Piste mir liegt. Ich bin mir bislang einfach selber im Weg gestanden. Ich glaube, die harten Zeiten haben mich gestärkt.»
Luca Aerni (31) zeigt während des 1. Durchgangs eine Steigerung, fährt, wie schon Meillard und Odermatt vor ihm, einen starken Zielhang. Dies gelingt ihm auch im 2. Lauf und nimmt dem Führenden River Radamus eine halbe Sekunde ab. Heisst für Aerni am Ende: Rang 7, sein zweitbestes Karriereresultat im Riesenslalom nach dem 4. Platz in Val d'Isère (Fr) Mitte Dezember.
Für Fadri Janutin (24), Sandro Zurbrügg (22) und Lenz Hächler (21) endet das Riesen-Abenteuer schon im 1. Lauf. Für Letzteren war es der erste Auftritt am Chuenisbärgli, «damit geht ein Bubentraum in Erfüllung», sagte er im Vorfeld zu Blick. Livio Simonet startet gut, liegt zur Lauf-Hälfte auf einem Top-20-Platz. Der anspruchsvolle Zielhang gelingt ihm dann aber nicht ohne Probleme und verpasst damit die Entscheidung.
Die Stimmen (gegenüber SRF)
Marco Odermatt: «Jeder Sieg ist auf seine Art speziell. Ich weiss, dass auch Loïc den Sieg unbedingt wollte. Ich habe mich schon mit einem 2. Rang abgefunden, dank eines guten Zielhanges hat es dann doch gereicht. Ich hatte aber schon fast ein schlechtes Gewissen. Ich hatte wieder Sau-Glück. Oben war es sehr gut und dann hat es mir doch nochmals die Ski verschlagen. Mit viel Glück konnte ich mich retten. Es war extrem knapp. Ich glaube, ich habe das Rennen im Zielhang im 1. Lauf entschieden. Wenn ich den nicht so fahre, fahre ich nicht um den Sieg mit.»
Loïc Meillard: «Es regt mich schon auf, aber ich habe meinen Job gemacht und attackiert, wie ich es mir gewünscht habe. Die zwei Zehntel findet man schon irgendwo, aber so ist der Sport. Auch wenn Marco Gegner ist, willst du, dass der Beste gewinnt und Marco hat es sich verdient. Ich reise mit einem guten Gefühl ab. Klar, zwei Podeste wären besser gewesen als eines, aber es war ein gutes Wochenende. Ich habe den Fokus für heute ziemlich schnell gefunden nach dem Ausfall im Slalom.»
Luca Aerni: «Ich kann die Energie momentan super auf den Ski bringen. Ich fahre nicht besser im Riesen als im Slalom, aber ich fahre aktuell einfach schneller. Im Moment habe ich mit den einfachen Passagen im Riesenslalom noch etwas Mühe, wenn es schwieriger wird, kann ich meine Technik ausspielen. Ich möchte beide Disziplinen fahren. Aber der Riesenslalom macht Spass und tut mir auch für den Slalom gut.»
Luca de Aliprandini: «Ich habe gezeigt, dass ich sehr schnell sein kann, wenn ich zwei gute, fehlerfreie Läufe hinkriege – heute habe ich das zu 95 Prozent geschafft. Im ersten Lauf hat noch ein bisschen was gefehlt, im zweiten konnte ich von oben bis unten durchziehen, was ich mir vorgenommen habe. Und der Steilhang geht dann nicht besser, glaube ich. Es ist schon etwas emotional. Ich war einmal in Alta Badia (It) auf dem Podest (2021, Anm.d.Red.) und jetzt hier. Das eine ist mein Heimrennen und das andere mein Fast-Heimrennen – es ist einfach schön. Ich habe im zweiten Lauf ein paar Mal an Michelle gedacht, die mir gesagt hat, ich muss etwas weiter weg von den Toren. Aber ich bin dann trotzdem All-In gefahren.»
Das gab zu reden I
Zum fünften Mal in diesem Jahrtausend fallen im ersten Lauf des Adelboden-Riesenslaloms mehr als 20 Fahrer aus. 21 Fahrer kommen nicht ins Ziel, darunter auch die drei Schweizer Hächler, Janutin und Zurbrügg. Die Rekord-Ausfallquote datiert vom Jahr 2012, als 28 Athleten den 1. Lauf nicht beenden konnten, darunter die vier Schweizer Daniel Albrecht, Marc Berthod, Didier Défago und Sandro Viletta. In den Jahren 2006, 2008 und 2022 sind jeweils 23 Fahrer ausgeschieden.
Das gab zu reden II
Ein skurriler Zwischenfall ereignet sich im ersten Lauf. Wenige Meter hinter dem Deutschen Jonas Stockinger stürzt eine Kameradrohne, die während des Rennens TV-Bilder liefert, ab. Der 25-Jährige wird vom Zwischenfall aber nicht tangiert und qualifiziert sich für den 2. Durchgang. Am Ende belegt er den 18. Platz. Was das SRF zur Panne sagt, liest du hier.
Die Bedingungen
Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt und strahlender Sonnenschein – Ski-Herz, was willst du mehr! Die Entscheidung der Verantwortlichen, die Rennen wetterbedingt zu tauschen, erweist sich aus sportlicher Sicht als genialer Schachzug. War die Sicht am Samstag beim Slalom noch vom Nebel und Schneetreiben getrübt, herrscht am Sonntag bestes Riesenslalom-Wetter. Und die Piste? «Prächtig», kommentiert SRF-Experte Marc Berthod (41) während der Kamerafahrt vor dem 1. Lauf.
So gehts weiter
Ein Klassiker ist durch, der nächste steht schon vor der Tür: Im eine Autostunde entfernten Wengen BE steht am Freitag ein Super-G auf dem Programm (12.40 Uhr), bevor am Samstag die legendäre Lauberhorn-Abfahrt ansteht (12.30 Uhr).