Das Podest
1. Marco Odermatt (Sz) 2:10,03
2. Manuel Feller (Ö) +0,05
3. Zan Kranjec (Slo) +0,29
Das Rennen
Teufelskerl Marco Odermatt! Auch ein missglückter 1. Lauf kann den Riesenslalom-Dominator nicht stoppen. Selbst als Elfter zur Halbzeit jubelt er am Ende als Sieger.
Nachdem er zuletzt zehnmal in Folge den 1. Lauf am schnellsten absolviert hat, wird Odermatt beim Nachtspektakel von einem Fehler gebremst. Nach rund 30 Fahrsekunden sorgt er für einen Schweizer Schreckmoment und scheidet beinahe aus. Er rettet sich irgendwie, nimmt letztlich aber eine Hypothek von 0,98 Sekunden mit in den 2. Lauf.
Doch von der ungewohnten Ausgangslage lässt sich der Nidwaldner nicht aus der Ruhe bringen. Angriffig geht er in die Entscheidung und macht eine Position nach der anderen gut. Keiner der Konkurrenten kann seine Zeit unterbieten. Bis Feller kommt. Er hat auf der ganzen Fahrt ordentlichen Vorsprung, doch dann geht ihm die Kraft in den letzten Toren aus. Feller fällt um die Winzigkeit von fünf Hundertsteln hinter Odermatt zurück. Und muss dem Schweizer zum achten Riesen-Sieg und dem 22. Riesen-Podest in Folge gratulieren.
Die anderen Schweizer
5. Loïc Meillard +0,56
17. Thomas Tumler +2,12
24. Sandro Zurbrügg +3,05
DNF 1. Lauf: Gino Caviezel
DNQ 2. Lauf: 35. Livio Simonet, 36. Marco Fischbacher, 42. Semyel Bissig, 47. Fadri Janutin, 45. Justin Murisier, 51. Josua Mettler.
Vor einem Jahr hat Loïc Meillard das Nachtspektakel gewonnen, auch in diesem Jahr ist er zur Halbzeit vorne mit dabei. Eine Zehntelsekunde liegt er als Zweiter hinter Feller. Aber im 2. Lauf kommt er nicht mehr so gut zurecht, sein Vorsprung verwandelt sich schon bald in einen Rückstand. Am Ende verpasst er sogar das Podest.
Sandro Zurbrügg zeigt einen starken 1. Lauf. Bei seinem erst fünften Weltcup-Riesenslalom qualifiziert sich der 21-Jährige zum zweiten Mal für die Entscheidung. Und in dieser knüpft er an die Leistung an. Vor allem die erste Hälfte ist stark, die Zwischenzeiten leuchten grün auf. Unten schleichen sich dann etwas gar viele Drifter in die Fahrt, sodass er die vorübergehende Führung verpasst. Trotzdem: Zurbrügg holt zum zweiten Mal Weltcuppunkte und darf zufrieden sein.
Nach dem 1. Lauf liegt Thomas Tumler auf dem soliden 15. Rang. Im 2. Lauf kommt er nicht mehr so recht auf Zug, er fällt zwei Positionen zurück. Aber auch im fünften Riesenslalom in diesem Winter gibts Punkte für ihn.
Vor einem Jahr wurde Gino Caviezel Zweiter. Auch an diesem Abend ist er schnell unterwegs, die ersten Zwischenzeiten leuchten grün auf. Doch dann das. Im Zielhang überdreht es ihn, er scheidet schon im 1. Lauf aus.
Ein Schweizer Sextett büsst im 1. Lauf zu viel Zeit auf die Schnellsten ein und verpasst die Top 30. Am knappsten ists bei Livio Simonet. Als 35. fehlen ihm nur 12 Hundertstel. Auch Marco Fischbacher, Semyel Bissig, Fadri Janutin, Justin Murisier und Josua Mettler dürfen kein zweites Mal auf die Planai.
Das gab zu reden
Marco Odermatt führt nach dem 1. Riesenslalom-Lauf – daran haben sich die Ski-Fans gewöhnt. Im Weltcup war dies zuletzt zehnmal in Folge der Fall. Nun endet diese Serie in Schladming. Der Nidwaldner startet zwar stark, doch im zweiten Sektor unterläuft ihm ein grober Fehler. Mit Ach und Krach hält er sich im Rennen, verliert aber viel Zeit. So nimmt er die Entscheidung für einmal mit einer Hypothek von fast einer Sekunde in Angriff. Letztmals ist er am 18. Dezember 2022 nicht als Letzter in die Entscheidung gegangen. Auf der Gran Risa in Alta Badia (It) lag er zur Halbzeit mit 1,42 Sekunden Rückstand auf Rang 9 – und wurde am Ende Dritter.
Das gab zu reden II
Schreckmoment für Fadri Janutin. Als er im 1. Lauf mit Startnummer 44 über die Kuppe kommt, steht noch ein Pistenarbeiter beim nächsten Tor. Zwar nicht auf seiner Fahrlinie, trotzdem dürfte ihn dieser kurz irritiert haben. Am Ende kommt Janutin mit einem zu grossen Rückstand ins Ziel, er verpasst den 2. Lauf.
Das gab zu reden III
Mitte Dezember hat Roland Leitinger (32) seinen Rücktritt erklärt. «Die Erkenntnis, dass ich zu meinem absoluten Top-Level einfach nicht mehr hinkomme, gepaart mit den immer kehrenden körperlichen Problemen haben mich zum Entschluss gebracht, dass ich jetzt meine Karriere beenden werde», begründete er seinen Entscheid. In Schladming wurde der österreichische Riesenslalom-Vizeweltmeister von 2017 nun vom Heimpublikum offiziell verabschiedet. Für seine letzte Fahrt auf der Weltcup-Bühne hat sich Leitinger in ein spezielles Outfit geschmissen: Knallgrüne Skihose, dazu ein mit Fotos bedrucktes T-Shirt und ein mit Luftschlangen beklebter Helm.
Die Stimmen gegenüber SRF
Marco Odermatt nach dem 1. Lauf: «Ich glaube, ich muss froh sein, dass ich noch ein zweites Mal fahren darf. Mit dem Bock noch in Reichweite zu sein, ist okay. Die Abstimmung hat nicht so schlecht gepasst. Ich hatte etwas Mühe mit den Augen. Das erste Mal so ein Nachtrennen, da sieht alles bisschen anders aus. Dann war ich dort nicht gut über dem Ski und bin mit viel Glück im Rennen geblieben. Ohne Fehler wäre ich vorne dabei, aber sicher nicht an der Spitze. Es wird schwierig, plötzlich eine Sekunde schneller als die anderen zu fahren. Ich bin diese Ausgangslage nicht mehr gewohnt, aber ich denke, ich werde angreifen wie immer. Die Abstände sind gering, deshalb brauchts sowieso den vollen Angriff.»
Marco Odermatt unmittelbar nach dem 2. Lauf: «Ich wollte Gas geben, aber ich wusste, dass es mit der Brechstange nicht funktioniert. Man muss viel Richtung geben auf die Tore, kann nicht sinnlos Gas geben. Es war eine gute Fahrt, aber ich denke nicht, dass es ganz nach vorne reicht.»
Marco Odermatt als Sieger: «Das ist ein spezieller Sieg aus einer ganz anderen Ausgangslage. Das zeigt, dass man nie aufgeben darf und auf das Beste hoffen darf. Ich hatte Anfang Saison Pech mit den Hundertsteln, jetzt das Glück. Im Leben gleicht sich immer alles aus. So lange zu warten ist schon etwas ganz anderes. Es ist das erste Mal, dass ich so gewinnen konnte. Es ist schon cool, mal aus dem Ziel ein bisschen das Rennen mitzuverfolgen. Aber auch als Halbzeitleader machts Spass. Ich wusste für mich, dass es nur der Fehler war und sonst nicht so viel nicht gepasst hat. Im 2. Lauf musste ich auf der Linie fahren und pushen. Es zeigt, dass wir alle Menschen sind und nicht jede Fahrt perfekt ist.»
Sandro Zurbrügg: «Während dem Fahren merkt man nicht so viel von der Kulisse. Im Ziel unten dann schon. Ich bin sehr zufrieden, auch wenn ich im 2. Lauf ein paar kleine Fehler drin hatte.»
Loïc Meillard: «Schade, hat es nicht fürs Podest gereicht. Ich habe das nicht geschafft, was es gebraucht hätte. Nach den Toren bin ich nicht so auf Zug gekommen, wie ich wollte.»
Gino Caviezel: «Ich kann nicht sagen, was passiert ist. Die Fahrt war nicht schlecht, ich wäre sicher vorne dabei gewesen. Ich kam ins Steile, dachte so geil das Material funktioniert und zieht, zwei Tore später stehe ich neben der Strecke. Die Emotionen sind noch ziemlich hoch im Moment, ich muss noch etwas auf die Zähne beissen.»
Die Bedingungen
Im oberen Streckenabschnitt hats in den letzten Tagen geschneit, unten geregnet. Während dem Rennen bleibts bei zunächst bedecktem Himmel trocken. Trotz warmer Temperaturen ist die Piste hart und teils spiegelglatt. Zwischen den Läufen klart der Himmel, es wird kälter und unten noch eisiger. Die Sicht ist dank des Flutlichts kein Problem.
So gehts weiter
Nach dem Nachtspektakel ist vor dem Nachtspektakel. Am Mittwochabend sind die Slalom-Künstler in Schladming gefragt. Den nächsten Riesenslalom gibts am 10. Februar im bulgarischen Bansko.