Das Podest
1. Mikaela Shiffrin (USA) 1:54,64
2. Federica Brignone (It) +0,64
3. Sara Hector (Sd) +0,92
Das Rennen
Nicht Lara Gut-Behrami, sondern Wendy Holdener hält im 1. Lauf die Schweizer Fahne hoch. Mit einer guten Fahrt liegt Holdener zur Halbzeit rund eine halbe Sekunde hinter dem Podest. Ein Rückstand, den sie nicht aufholen kann. Im Gegenteil. Sie fällt im 2. Lauf zurück und klassiert sich am Ende auf Platz 12 – ihr zweitbestes Saisonergebnis in dieser Disziplin. Neben ihr punktet mit Michelle Gisin nur noch eine weitere Schweizerin.
Über den Sieg jubelt eine andere: Mikaela Shiffrin. Schon im 1. Lauf ist sie in einer eigenen Liga unterwegs, distanziert die Konkurrenz um sechs Zehntel und mehr. Und das lässt sie sich nicht mehr nehmen. Shiffrin feiert den historischen 86. Weltcupsieg (siehe «Das gab zu reden»). Mit ihr steigen Federica Brignone und Sara Hector aufs Podest. Sie erkämpfen sich diese Position mit starken 2. Läufen, in denen sie zwei respektive drei Positionen gutmachen.
Das gab zu reden
Am 20. Dezember 2012 feiert Mikaela Shiffrin im Slalom von Are ihren allerersten Weltcupsieg. Gut zehn Jahre später schliesst sich in Schweden ein Kreis. Die Amerikanerin zieht mit den Rekorden von zwei Legenden gleich. Einerseits hat sie nun gemeinsam mit Ingemar Stenmark (66) 86 Weltcupsiege auf dem Konto und andererseits ist sie nun wie Vreni Schneider (58) 20-fache Riesenslalom-Gewinnerin.
Und das erreicht die Amerikanerin ausgerechnet in Stenmarks Heimat. Hinzu kommt, dass die letzten Tage sowieso schon emotional waren für Shiffrin. Denn vor zwei Tagen wäre ihr 2020 verstorbener Vater 69 Jahre alt geworden.
On top gibts auch noch vorzeitig die kleine Kristallkugel im Riesenslalom. Diese holt Shiffrin zum zweiten Mal nach 2019.
Die anderen Schweizerinnen
22. Michelle Gisin +3,47
DNF 2. Lauf
Mélanie Meillard
DNF 1. Lauf
Lara Gut-Behrami
DNQ 2. Lauf
35. Simone Wild
38. Camille Rast
39. Vivianne Härri
40. Andrea Ellenberger
42. Vanessa Kasper
Michelle Gisin kommt schon im 1. Lauf nicht recht auf Touren. Und auch nach dem Mittag bleibt die Steigerung aus. Sie bringt zwar den Lauf runter, kann aber die zwischenzeitliche Führung nicht übernehmen.
Vier Riesenslaloms hat Mélanie Meillard vor Are in diesem Weltcup-Winter bestritten. Die Resultate? Einmal Out im 1. Lauf und dreimal die Quali für den 2. Lauf verpasst. In Are schafft sie als 26. endlich wieder einmal den Sprung in die Top 30. Und bringt die ersten Riesen-Punkte seit zwei Jahren doch nicht ins Trockene. Kurz vor dem Ziel rutscht sie weg und scheidet aus. Schade.
Mit der Nummer 2 stürzt sich Lara Gut-Behrami aus dem Starthäuschen. Sie büsst auf den ersten Metern zwei Zehntel auf die vor ihr gestartete Petra Vlhova ein. Beim darauffolgenden Übergang hat sie Probleme, erwischt das nächste Tor nicht mehr und scheidet aus. Damit ist auch ihre Chance auf die kleine Kugel auch weg – sie hätte in den letzten beiden Rennen 118 Punkte auf Mikaela Shiffrin wettmachen müssen.
Simone Wild, Camille Rast, Vivianne Härri, Andrea Ellenberger und Vanessa Kasper büssen im 1. Lauf zu viel Zeit ein. Sie verpassen allesamt die Quali für die Entscheidung.
Die Stimmen (gegenüber SRF)
Wendy Holdener: «Die Fahrerinnen reden nicht gross über den Rekord von Stenmark. Aber wenn man darüber nachdenkt, ist es verrückt, was Shiffrin schon alles erreicht hat. Es ist beeindruckend, wie sie es immer so auf den Punkt bringt. Ich persönlich habe auf eine Klassierung in den Top 10 gehofft. Das hat nicht ganz gereicht. Vor einem Jahr bin ich hier heftig gestürzt, die Nacht war deshalb irgendwie unruhig. Deshalb bin ich sicher zufrieden.»
Michelle Gisin: «Es ist eigentlich einfach. Es hat zwei, drei Schlüsselstellen, die man gut meistern muss. Ich habe hie und da zu viel rausgenommen. Trotzdem bin ich im Ziel happy. Denn heute weiss ich, wo ich es verloren habe. Mir fehlt das Selbstvertrauen, damit habe ich zu kämpfen.»
Mikaela Shiffrin: «Rekorde sind nichts zu Verrücktes für mich. Aber dass manche meinen Namen im gleichen Satz wie Ingemar Stenmark nennen, das ist ziemlich wild. Es fühlt sich an, als hätte das nie passieren dürfen. Als ich klein war, hätte ich nie geglaubt, einmal an diese Stelle zu kommen. Für mich ist es unverständlich. Ich habe den ganzen Tag versucht, nicht daran zu denken, sondern gut Ski zu fahren. Hätte man mich am Start gefragt, was wichtiger ist, der Sieg oder die kleine Kristallkugel, ich hätte die Kugel gewählt. Es ist ein Symbol für Konstanz über die ganze Saison. Die Anzahl Siege ändert für mich nichts. Es ist eine coole Zahl, aber hat nichts mit Konstanz zu tun. Und die ist mir viel wichtiger als die Siege. Nun die 86 trotzdem zu haben, ist einfach wow. Es war nicht einfach die letzten Wochen, alle haben mich immer darauf angesprochen.»
Die Bedingungen
Meist ist es bewölkt, während dem 1. Lauf scheint mal kurz die Sonne. Die Temperaturen liegen unter dem Gefrierpunkt, die Piste ist hart und knackig.
So gehts weiter
Am Samstag bestreiten die Frauen in Are den zweitletzten Slalom der Saison (10.30/13.30 Uhr). Im Riesenslalom gilts ein letztes Mal in diesem Winter beim Weltcupfinal in Soldeu (And) ernst. Er findet zum Abschluss des Ski-Winters am 19. März statt.