Das Podest
1. Jasmine Flury (Sz) 1:43:47
2. Joana Hählen (Sz) +0,22 zurück
3. Cornelia Hütter (Ö) 0,24
Das Rennen
Ein Schweizer Traumtag in Savoyen: Doppelsieg, dazu vier weitere Fahrerinnen in den Top 15! Damit konnte man trotz der starken Trainingsresultate nicht rechnen. Nach dem enttäuschenden Speed-Auftakt in St. Moritz ist das eine beeindruckende Antwort der Swiss-Ski-Fahrerinnen
Die Schweizerinnen
1. Jasmine Flury 1:43:47
2. Joana Hählen +0,22
6. Priska Nufer +0,76
9. Corinne Suter +1,00
11. Lara Gut-Behrami +1,07
15. Delia Durrer +1,42
20. Michelle Gisin +1,57
Nicht am Start: Juliana Suter.
Die Kästle-Ski von Jasmine Flury funktionieren in Val d'Isère hervorragend. Aber die Bündnerin macht ihre Sache auch exzellent, bleibt so lange in der Hocke wie kaum eine andere. Ein oder zweimal verschlägt es ihr die Ski, die Linie ist dadurch nicht optimal – dennoch lässt sie sich nicht einschüchtern, fährt mutig weiter. Trotz der Spätfolgen einer Erkältung fährt Flury grandios – es ist seit WM-Titel im letzten Februar ihre beste Leistung. Im SRF sagt sie: «Es fühlte sich sehr wild an, es gab auch einige harte Schläge drinnen. Manchmal war es ziemlich am Limit, bei einem Sprung hat es mit nach hinten gedrückt. Ich bin mega happy. Das neue Material funktioniert mega gut – das ist toll für das ganze Team.» Dabei leidet sie vor und nach dem Rennen, kuriert eine Erkältung aus. «Ich bin wirklich froh, dass ich eine Pause gemacht habe. Zum Fahren gehts, im Ziel ist der Husten halt noch da. Ich versuche, das alles nun zu geniessen, mich aber auch zu erholen. Dass Joana Zweite ist, macht es umso schöner. Ich habe gekämpft, war aber locker und habe es mit Freude runtergebracht – mega cool.»
Viel Hektik beim Start von Joana Hählen. Ist der Reissverschluss ihres Rennanzugs hinten nicht geschlossen? Fakt ist: Ideal ist nicht. Dennoch fährt sie aggressiv, bleibt immer auf Zug. Ein wilder Ritt, bei dem sie trotz Linienproblemen die Ski laufen lässt. Mit diesem Top-Resultat lässt die Bernerin die schwachen Resultate beim Speed-Auftakt in St. Moritz (Ränge 13 und 25) vergessen. Hählen sagt: «Ich habe angegriffen. Val d'Isère ist eine Hassliebe. Die letzten beiden Male bin ich hier verletzt abgereist. Ich kam hierher und habe mir gesagt, dass ich daraus gelernt habe und dass ich es besser machen werde. Ich habe versucht, das zu geniessen und befreit zu fahren – ist mir gelungen.» Und das Malheur am Start? «Das war nicht ideal. Etwa 40 Sekunden vor dem Start habe ich mich gebückt und gespürt, wie etwas am Reissverschluss kaputtgeht. Ich habe dem Servicemann gesagt, er solle es flicken. Er meinte, das sei unmöglich. Da kam ich in den Stress. Ich hörte, noch fünf Sekunden – da bin ich einfach los. Vielleicht war es gar nicht schlecht – ich hatte nichts mehr zu verlieren.»
Mit der eher hohen Startnummer 19 geht Priska Nufer ins Rennen. Und sie lässt sich ganz offensichtlich von den starken Teamkolleginnen anstecken, fährt auch in den eisigen Kurven auf Zug. Eine sehr gute Leistung. «Bei zwei Stellen habe ich etwas Tempo verloren, ansonsten war es aber eine sehr gute Fahrt. Es war sehr positiv, dass Jasmine und Joana so gut gefahren sind – ich wollte auch so gut sein wie sie. Ich bin wieder auf dem richtigen Weg.»
Corinne Suter geht nach ihrem starken Training am Vortag mit einer besseren Körpersprache ins Rennen als noch letzte Woche. Kein Wunder, geht es ihr nach einer Erkrankung doch von Tag zu Tag besser. Nach einem guten Start klammert sich die Olympiasiegerin etwas zu stark an die Linie – sie verliert insgesamt eine Sekunde. Das ist nicht ganz das, was sie sich gewünscht hatte.
Zweimal gewann Lara Gut-Behrami bereits eine Abfahrt in Val d'Isère. Allerdings ist das lange her. Die langen Gleitpassagen taugen ihr nicht, da verliert sie auch diesmal viel Zeit. Im Mittelteil ist sie – wie fast immer – technisch brillant unterwegs. Gut-Behrami sagt: «Es war nicht so gut. Die Piste wurde härter und ich habe mich nicht so getraut, voll auf die Ski zu stehen. Nun freue ich mich auf den Super-G, die Piste ist wunderschön.»
Michelle Gisin beginnt stark, in der Fläche ist sie pfeilschnell. Dann beginnen aber rasch die Unsicherheiten – Gisin wirkt nicht befreit, sondern zögert immer wieder. Die Quittung dafür ist happig.
Lange muss Delia Durrer auf ihren Start warten, weil vor ihr die Kanadierin Stefanie Fleckenstein schwer stürzt. Doch die 21-Jährige lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, fährt angriffig. Zwar verliert Durrer da und dort die Ideallinie, die Körpersprache ist aber hervorragend. Eine ihrer besten Leistungen im Weltcup.
Die Bedingungen
Die Piste Oreiller Killy ist in perfektem Zustand, richtig hart. Dazu: Minus vier Grad, Sonnenschein pur – Skiherz, was willst du mehr?
Das gab zu reden I
Die Schweizerinnen zeigen eine tolle Show im Nobelskiort Val d'Isère, sie fahren reihenweise vorne hinein. Spannend: Nicht die hochdekorierten Suter und Gut-Behrami sorgen für die besten Ergebnisse, sondern die zweite Garde.
Das gab zu reden II
Einen Alptraum erlebt die Kanadierin Stefanie Fleckenstein. Die 26-Jährige verkantet kurz vor dem Ziel, stürzt fürchterlich – ihre Schreie des Schmerzes gehen durch Mark und Bein. Die Ärzte sind rasch da.
Das gab zu reden III
Die Kästle-Ski von Flury sind an diesem Tag echte Raketen – auch die zweifache Weltmeisterin Ilka Stuhec (Rang 5) ist auf der gleichen Marke unterwegs. Ein tolles Resultat für die eher kleine Skifirma aus Hohenems (Ö), die einst auch Pirmin Zurbriggen ausrüstete.
So geht es weiter
Bereits am Sonntag kommts zum nächsten Speed-Showdown, um 10:30 Uhr beginnt der Super-G in Val d'Isère. Dabei stellt sich die Frage, ob Lara Gut-Behrami in ihrer Schokoladendisziplin erneut auf dem Podest landen kann.