Das Podest
1. Cyprien Sarrazin (Fr) 1:55,75
2. Florian Schieder (It) +0,05
3. Marco Odermatt (Sz) + 0,34
Das Rennen
Die erste Abfahrt in Kitzbühel bietet wie immer Spektakel – und entscheidet sich innerhalb von unglaublich packenden knapp zehn Minuten. Marco Odermatt, der grosse Favorit, geht mit Startnummer 10 nur knapp in Führung. Zu viele Unsauberkeiten schleichen sich beim Lauberhorn-Doppelsieger ein. Für den Kanadier Cameron Alexander, der sich dank starker Trainingsleistungen in den erweiterten Favoritenkreis geschlichen hatte, reichts noch.
Dann überschlagen sich die Ereignisse. Erst lässt Ryan Cochran-Siegle aufhorchen, liegt bei der letzten Zwischenzeit zwei Zehntel vor Odermatt, fällt im Zielschuss aber noch wegen einer Hundertstelsekunde hinter den Schweizer. Florian Schieder fängt den Schweizer dann aber ab. Vor allem, weil Schieder Odermatt im Mittelteil gegen sieben Zehntel abnimmt. Zum Sieg reicht diese Fahrt aber nicht. Denn mit der 14, sozusagen zum glorreichen Abschluss dieser zehn Minuten Hochspannung, haut Cyprien Sarrazin die Siegerfahrt raus. Dabei ist der Franzose so unterwegs, wie man es sich von ihm gewöhnt ist: direkt und gnadenlos riskant. Weil er im Mittelteil besser mit Schieder mithalten kann, fängt Sarrazin den Italiener ab, der im Vorjahr noch mit Nummer 43 aufs Streif-Podest vorgeprescht ist.
Die anderen Schweizer
8. Justin Murisier +0,83
9. Arnaud Boisset +1,11
15 Stefan Rogentin +1,36
20. Alexis Monney +1,59
38. Franjo von Allmen +2,37
43. Lars Rösti +2,77
43 Josua Mettler +2,77
Ausgeschieden: Niels Hintermann, Ralph Weber
Stefan Rogentin eröffnet die Streif-Abfahrt und zeigt eine saubere, fehlerfreie Fahrt. Es fehlt wohl das letzte Risiko, um mit den allerschnellsten mithalten zu können.
Justin Murisier weiss seine Stärken in den technischen Abschnitten gut auszuspielen. In den Gleiterabschnitten verliert er aber zu viel Zeit für ein absolutes Spitzenergebnis.
Niels Hintermann kommt inmitten der Spitzenfahrer, kann mit diesen aber nicht mithalten. Schon vor seinem Ausfall im Mittelteil verliert er konstant Zeit.
Mit den Startnummern 26 und 27 nehmen die Schweizer Speed-Versprechen Alexis Monney und Franjo von Allmen die Streif in Angriff. Monney weiss dabei einmal mehr zu gefallen, bändigt die Streif eindrücklich und verliert nur 1,59 Sekunden auf die Siegerzeit. Um eine Erfahrung reicher ist von Allmen, er hat im oberen Steilhang schlechte Sicht und verliert dort bereits viel Zeit.
Für eine Sensation sorgt Arnaud Boisset. Mit Startnummer 52 gut unterwegs, wird er im Weg abgewunken, weil ein Pistenarbeiter gestürzt ist. Boisset muss zum Start hoch, sich aufwärmen und nochmals von vorne beginnen. Beirren lässt er sich davon nicht, startet als Zweitletzter und fährt tatsächlich noch auf Platz 9 vor. Wow!
Stimmen gegenüber SRF
Marco Odermatt (während des Rennens): «Es ist immer schön, mit Grün ins Ziel zu kommen. Ich wusste aber schnell, dass es heute nicht zum Sieg reichen wird. Ich merkte schon in der ersten Kurve, dass es nicht perfekt passt. In den technischen Passagen bin ich zwar schnell, könnte es aber noch schneller. Ab der Seidlalm verliere ich sehr viel, und das liegt hier nicht drin. Ich muss das Set-up nochmals genau anschauen. Es ist absolut wieder eine gute Leistung. Der Hundertstel ist aktuell fürs Podest auf meiner Seite. Aber man weiss, dass es in Kitzbühel bei solchen Wetterverhältnissen hinten raus schneller wird. Ich glaube nicht, dass es heute fürs Podest reicht.»
Marco Odermatt (nach dem Rennen): «Ich hatte bei meiner Podestprognose vergessen, dass wir eine Stunde später gestartet sind. Das hat mir vielleicht in die Karten gespielt. Man muss schon sagen, dass wir mit den vorderen Startnummern vom Licht profitiert haben, auch wenn die Piste vielleicht leicht schneller wurde über den Weg. Ich bin mit dem Podestplatz sehr zufrieden. Es war sicher Glück dabei, die Hundertstel waren wirklich mal auf meiner Seite. Hinter mir ist es sehr knapp.»
Florian Schieder: «Dieses Jahr bin ich etwas früher im Ziel. Jetzt hoffen wir, dass es so bleibt und ich zur Siegerehrung gehen kann. Ich bin schon mal glücklich, vor dem Odermatt zu sein. Das hätte ich nicht gedacht. Ich weiss nicht, wieso ich mich hier so wohlfühle. Vielleicht die Zuschauer, vielleicht der Mythos. Ich komme immer mit einem Grinsen zum Dorfeingang. Mir gefällt die Piste, sehr anspruchsvoll. Vielleicht kann man das fehlende technische Können mit Courage wettmachen.»
Justin Murisier: «Die technischen Teile waren sehr gut. Leider verliere ich auf dem Weg wieder viel Zeit. Das ist schade, dort muss man den Speed für den Teil bis zur Hausbergkante generieren. Aber ich sehe trotzdem viel Positives. Vielleicht finde ich für morgen noch einen neuen Gang.»
Die Bedingungen
Die freiwilligen Helfer mussten in der Nacht auf Freitag ganze Arbeit leisten, um den Neuschnee von der Streif zu kriegen. Am Morgen hängt dann noch Nebel auf der Strecke. Nachdem der Rennbeginn um eine Stunde nach hinten geschoben wurde, kann das Rennen aber bei guten Verhältnissen und leicht bewölktem Himmel vom Originalstart durchgeführt werden.
Das gab zu reden
Sie waren optimistisch, dass es heute reichen würde. Vincent Kriechmayr schürte mit guten Trainingsauftritten Hoffnungen, dass die Österreicher in der sechsten Abfahrt der Saison das erste Podest einfahren. Doch diese zerschlagen sich erneut. Kriechmayr wird als bester Österreicher Siebter.
So gehts weiter
Am Samstag ist in Kitzbühel die zweite Abfahrt auf der Streif angesetzt (11.30 Uhr). Am Sonntag greifen dann die Techniker mit dem Slalom am Ganslernhang (1. Lauf um 10.30 Uhr) ins Geschehen ein. Die Techniker stehen dann gleich am Dienstag (Riesenslalom) und Mittwoch (Slalom) beim Nachtspektakel in Schladming wieder im Einsatz.