Das Podest
1. Sofia Goggia (It) 1:27.75
2. Lara Gut-Behrami (Sz) +0,27
3. Elena Curtoni (It) +0,60
Das Rennen
Die Abfahrt nimmt ihren Lauf, die ersten Fahrerinnen sind unten, ein kurzer Unterbruch. Und dann kommt Sofia Goggia mit der Startnummer 9. Die wilde Italienerin zaubert eine Zeit in die Eispiste von Crans-Montana, die sich gewaschen hat. 1,26 Sekunden nimmt sie ihrer Landsfrau Brignone ab. «Only the brave!», schreit sie im Ziel in die Kameras. «Nur die Mutigen!»
In Sachen Mut wollen es der Frau aus Bergamo auch ihre Konkurrentinnen um den Abfahrtsweltcup gleichtun. Zum Beispiel Breezy Johnson. Die US-Amerikanerin, am Freitag noch Dritte, baut im oberen Teil einen kleinen Schnitzer ein. Den macht sie bis ins Ziel nicht mehr wett.
Eine, die mit Goggia mithalten kann, ist Lara Gut-Behrami mit der Nummer 15. Die Tessinerin stellt ihre gute Form (kurz vor der WM!) einmal mehr unter Beweis und kann über die ganzen eineinhalb Minuten mithalten. Am Ende fehlen nur 27 Hundertstel. Die Vorjahres-Doppelsiegerin schafft es im Wallis erneut aufs Podest, obwohl sie unter der Woche noch über die Piste fluchte. «Widerlich» und «katastrophal» sei diese. OK-Boss Robyr entgegnete: «Das tut weh!» Und Gut-Behrami kontert: «Ich sage einfach die Wahrheit.»
Nach ihrem tollen zweiten Platz ist die 29-Jährige aber alles andere als bestens gelaunt. Das hat aber nichts mit der Piste zu tun. Gut-Behrami zu SRF: «Es geht mir überhaupt nicht gut. Ich habe Rückenschmerzen und kann kaum gehen.» Bis am Sonntag (Super-G ab 12.00 Uhr) will sie mithilfe von Physiotherapeuten schaffen, auch dort am Start zu stehen.
Dann wäre da noch Corinne Suter. Die Schwyzerin hat nach dem eher enttäuschenden 14. Platz in der ersten Abfahrt etwas gutzumachen. Als einzige, die in dieser Saison Goggia in einer Abfahrt schlagen konnte (in Val d'Isère), kommt sie aber weder an die Marke der Italienerin noch an die Zeit ihrer Teamkollegin Gut-Behrami heran. Suter: «Ich habe mich oben schon nicht wohl gefühlt, konnte nicht auf Zug fahren. Das ging bis unten weiter.»
Übrigens: Goggias Teamkolleginnen nehmen sich deren Fahrt als Vorbild: 3. Curtoni, 4. Pirovano, 8. Brignone. Gegen die schnellen Italienerinnen ist momentan nicht viel Kraut gewachsen.
Die weiteren Schweizerinnen
6. Jasmina Suter +0,91
8. Corinne Suter +1,10
10. Michelle Gisin +1,32
14. Jasmine Flury +1,48
14. Priska Nufer +1,48
29. Noémie Kolly +2,52
36. Stephanie Jenal +3,07
DNF Joana Hählen
Was für eine Fahrt von Jasmina Suter! Die junge Schwyzerin ruft ihr ganzes Potenzial ab und braust bis ganz unten mit den Grossen mit. Bei der letzten Zwischenzeit noch auf Rang vier reichts am Ende für den phänomenalen 6. Platz! «Alle haben sich mit mir mitgefreut. Ich weiss gar nicht, was sagen. Ich hätte nie gedacht, dass es so aufgeht», sagt Suter zu SRF.
Michelle Gisin fährt oben eine ganz andere Linie als ihre Kolleginnen. Erst setzt sie ihr Vorhaben, anzugreifen, perfekt um. Gegen unten wird der Rückstand für die Slalom-Spezialistin immer grösser. «Etwa 1,3 Sekunden Rückstand auf die Spitze? Nicht so schlecht», bilanziert die Engelbergerin gegenüber SRF.
Jasmine Flury, die am Freitag noch als Fünfte beste Schweizerin wurde und ihr persönlich bestes Abfahrtsresultat herausfuhr, kann nicht an diese Leistung anknüpfen. Am Ende schaut aber immer noch der solide 14. Platz heraus.
Auch Priska Nufer brillierte am Freitag. Und heute? Nufer ist im Ziel genau gleich schnell wie Berufskollegin Flury.
Geburtstagskind Joana Hählen (wird 29) scheidet leider früh aus. Die Enttäuschung steht ihr ins Gesicht geschrieben. Jetzt muss sie auf die Garmisch-Rennen hoffen, um noch die WM-Limite zu schaffen.
Das gab zu reden
Ester Ledecka, am Freitag als Zweite noch auf dem Podest, mit der Schrecksekunde des Tages: An einer unübersichtlichen Stelle verliert die Tschechin die Kontrolle und wird ins Netz geschleudert. Weil es in Fahrtrichtung ist, dreht sich Ledecka mehrmals um ihre eigene Achse und rutscht danach den Hang hinunter. Sie gibt aber schnell Entwarnung: Der Daumen geht hoch.
Die Heldentat
Noch am Freitag musste die erste Abfahrt wegen des vielen Neuschnees um drei Stunden verschoben werden. Das ist heute nicht mehr nötig, weil über Nacht 170 Helferinnen und Helfer alles dafür getan haben, pünktlich um 10 Uhr starten zu können. Diesmal sogar von ganz oben.
Die Bedingungen
Im Vergleich zum Freitag, als noch die Sonne schien, ist die Sicht etwas schlechter, weil es bewölkt ist. Die Piste ist aber in einem Top-Zustand.
So gehts weiter
Am Dienstag gastieren die Frauen am Kronplatz für einen Riesenslalom. Am nächsten Wochenende gibts in Garmisch-Partenkirchen die nächsten Speedwettbewerbe: eine Abfahrt am Samstag, ein Super-G am Sonntag.
Stand im Abfahrtsweltcup
1. Sofia Goggia (It): 480 Punkte
2. Breezy Johnson (USA): 285
3. Corinne Suter (Sz): 270
4. Ester Ledecka (Tsch): 206
5. Lara Gut-Behrami (Sz): 183
6. Tamara Tippler (Ö): 165
7. Elena Curtoni (It): 156
8. Kira Weidle (De): 155
9. Laura Pirovano (It): 143
10. Ilka Stuhec (Slk): 131
Stand im Gesamtweltcup
1. Petra Vlhova (Slk): 861 Punkte
2. Michelle Gisin (Sz): 741
3. Sofia Goggia (It): 654
4. Marta Bassino (It): 623
5. Lara Gut-Behrami (Sz): 567
6. Mikaela Shiffrin (USA): 565
7. Federica Brignone (It): 487
8. Katharina Liensberger (Ö): 483
9. Corinne Suter (Sz): 421
10. Ester Ledecka (Tsch): 357