Die Gegensätze beim ersten Riesen der Saison in Sölden hätten kaum grösser sein können. Hier Olympiasiegerin Dominique Gisin (29): gute Ausgangslage, Startnummer 14, durchzogene Fahrt, Ausfall im ersten Lauf kurz vor dem Ziel, riesige Enttäuschung.
Dort die kleine Schwester Michelle (20): schwierige Bedingungen als eine der Letzten am Start (Nr. 65), Exploit, Quali für den zweiten Lauf, 17. Platz bei der Weltcup-Premiere im Riesen, Jubelschreie.
Michelle erinnert sich: «Das war mega speziell. Ich habe sie gesehen und war im ersten Augenblick völlig geschockt. Trotz der grossen Enttäuschung hat sie sich dann aber sehr für mich gefreut. Das war so härzig.»
Die Ansprüche von Dominique sind freilich andere. Letzte Saison hat sie sich im Riesen in den Top 15 etabliert. Damit aber gibt sie sich nicht zufrieden. Darum hat sie im Sommer an ihrer Technik gefeilt. Vor allem am Kurvenansatz, der ihr meist nicht sauber gelang. «Ich bin noch nicht so stabil. Wenn ich nervös bin, wie in Sölden, dann unterlaufen mir manchmal Fehler», erklärt Dominique.
Zwar wurden die Schweizer Ski-Girls in ihrer Vorbereitung auf die US-Rennen in Aspen dieses Wochenende und in Lake Louise nächste Woche von mehreren Schneestürmen teils ausgebremst. Dennoch hätten sie – dank der Improvisationskunst der Trainer gut trainieren können, versichert Dominique. Und: «Jeder Trainingstag gibt mehr Stabilität.»
Das lässt hoffen für den Riesen vom Samstag. Michelle sagt: «Sie kann eigentlich viel mehr, als man in Sölden zu sehen bekam. Ich bin sicher, dass sie das diesen Winter noch ganz oft zeigt.» Dominique selbst hält den Ball flach: «Es wäre überrissen zu behaupten, mir würde nun in Aspen der grosse Durchbruch gelingen.
Wenn man so spät mit Riesen beginnt wie ich, dann ist es schon Herausforderung genug, mit den jungen Chicks mitzuhalten.»
Damit spricht sie auch ihre Schwester an. Dominique: «Es ist mega cool, Michelle ist richtig heiss. Das ist auch eine zusätzliche Motivation für mich, noch so lange zu verteidigen, wie es geht.»
Zwei Gisins auf Attacke – es kann fast nur gut kommen am Samstag.