Manfred Widauer ist im Tiroler Dorf Ellmau nur wenige Kilometer von der berüchtigten Streif-Abfahrt in Kitzbühel aufgewachsen. Noch mehr geprägt hat den heute 46-Jährigen aber Wengen und das Lauberhorn. Und zwar in glücklicher wie in trauriger Weise.
Feuz mit Bestzeit: Hier gehts zu den Trainings-Resultaten!
Der Reihe nach. Zu Beginn der 90er Jahre wird der «Manni» in seiner Heimat als grosses Rennfahrer-Talent gehandelt. Bei der Junioren-WM im norwegischen Hemsedal verpasst er als Vierter eine Medaille nur knapp und ist um drei Hundertstel schneller als der spätere Abfahrts-Weltmeister Bruno Kernen. Im selben Winter bekommt die Rennfahrer-Laufbahn von Widauer aber durch einen Vorfall im Berner Oberland einen Knick.
Während er selber zu Hause weilt, verunfallt sein Tiroler Kollege Gernot Reinstadler im Qualifikations-Training im Ziel-S am Lauberhorn tödlich. Von diesem Schock kann sich Widauer als Rennfahrer nie richtig erholen. «Ich habe den tödlichen Sturz von Gernot nicht mehr aus dem Kopf bekommen, deshalb konnte ich auf der Piste nicht mehr ans Limit gehen,» gesteht der zweifache Familienvater. «Im Jahr danach ist mit Peter Wirnsperger 2 in Zauchensee ein weiterer Teamkollege von mir auf den Ski ums Leben gekommen. Das war dann endgültig zu viel für mich, darum habe ich meine Rennfahrer-Laufbahn kurz darauf beendet.»
«Beat arbeitet extrem gewissenhaft»
Dafür lanciert Widauer eine sehr erfolgreiche Karriere als Trainer. Seine ersten grossen Triumphe feiert er an der Seite von Deutschlands Slalom-König Felix Neureuther, ist anschliessend drei Jahre als Speed-Trainer bei den Österreichern tätig und landet dann 2014 als Abfahrts-Co-Trainer in der Schweiz. Weil Beat Feuz in Innsbruck wohnt, liegt es auf der Hand, dass Widauer besonders intensiv mit dem Kugelblitz zusammen arbeitet. Und deshalb ärgert es ihn, wenn Feuz von gewissen Leuten nach wie vor als schlampiges Genie bezeichnet wird. «Beat arbeitet wirklich extrem gewissenhaft», bekräftigt Widauer. «Wie Fit der Beat ist belegt alleine die Tatsache, dass er in den letzten Jahren am Lauberhorn, mit 4,5 Kilometer die längste Abfahrt der Welt, regelmässig im Ziel-S die absolute Top-Zeit aufgestellt hat.»
Widauer beginnt von den happigen Rennrad-Touren zu erzählen, die er im Sommer mit dem Abfahrts-Weltmeister im Tiroler-Land durchzieht: «Beat sucht sich die Routen meistens selber aus, und die haben es bezüglich der Topographie wirklich in sich. Im letzten Sommer sind wir einmal von Innsbruck aus nach Gschnitz zum ehemaligen Slalom-Weltmeister Manfred Pranger geradelt. Der Schlussaufstieg war ähnlich steil wie die Höttinger-Hölle bei der letzten Rad-WM in Innsbruck!»
Am Samstag möchte Widauer den Vorjahressieger Feuz in Wengen wieder aufsteigen sehen – und zwar aufs Lauberhorn-Podest. Mit dem zweiten Lauberhornsieg als Trainer würde Manfred Widauer auch seinem hier verunglückten Kumpel Gernot Reinstadler eine besondere Ehre erweisen.