Verheerende Bilanz von Lara Gut-Behrami in den letzten neun Rennen. Ihre beste Klassierung ist der 18. Platz. Vor allem in der Abfahrt hat sie Probleme. Fünf Fachleute äussern sich. Sie sind kritisch, glauben aber, dass die Wende möglich ist.
Beat Tschuor (49, Schweizer Frauen-Cheftrainer)
Es braucht Geduld, bis Setup und Vertrauen wieder stimmen. Es sind Details. Wir dürfen nicht in Panik verfallen. Manchmal findet sie nach Kurven und Sprüngen die Position nicht. Zwar trifft sie die Schwünge teilweise sauber, aber die Energie der Beschleunigung wird nicht in die richtige Richtung gelenkt.
Karl Frehsner (79, Ex-Berater und Trainerlegende)
Ich kenne und schätze Lara und ihre Familie. Über die aktuellen Schwierigkeiten haben wir nicht gesprochen. Ich müsste also Vermutungen anstellen. Klar, ich habe gehört, dass sie ihr Leben seit der Heirat anders gestaltet. Ein Problem ist das nicht. Lara ist eine Frau mit Konzept, sie lässt sich nicht drausbringen. Es kann auch wieder sehr schnell gehen – diese Frau kann Ski fahren.
Paul Accola (51, Gesamtweltcupsieger 1992)
Ich habe schon eine Vermutung, was falsch läuft, aber die behalte ich für mich. Lara kann mich gerne anrufen. Es gäbe nichts Schöneres, als wenn sie bei der WM zuschlagen würde. Das wäre richtig geil!
Michael Bont (45, SRF-Ski-Experte)
Lara steckt in einer Negativspirale. Früher war das Spielerische ihre grosse Stärke. Das ist weg. Lara weiss zwar, was sie falsch macht – es sind technische Probleme. Diese sind jedoch auch mit mentalen Problemen, also ihrem Vertrauen, gekoppelt. Das macht alles sehr komplex. Es braucht eine klare Strategie und viel Geduld, um den schnellen Schwung wiederzufinden.
Vreni Schneider (54, erfolgreichste Schweizer Skifahrerin)
Lara ist nicht so weit hinter der Spitze, wie ihre Rückstände vermuten lassen. Sie muss Geduld haben, immerhin ist sie gesund. Trotzdem gebe ich zu: Nach ihrer Heirat dachte ich, dass sie durchstarten würde. Sie war ja so glücklich. Immerhin sucht sie bei Interviews das Positive, ist nicht zu verbissen. Es ist wichtig, dass sie sich nicht selbst fertigmacht. Ich wünsche ihr, dass sie die Kurve kriegt.
Georg Fraisl (57, Ski-Journalist Kronenzeitung)
Als ausländischer Journalist staune ich über das, was passiert. Lara tut mir fast ein bisschen leid, denn sie ist eine grossartige Skifahrerin. Aber das Puzzle setzt sie momentan falsch zusammen, irgendwas bremst sie. Es ist ein Rätsel. Vielleicht gibt es private Hintergründe.
Peter Müller (61, Abfahrtsweltmeister 1987)
Lara weiss selbst am besten, was sie tun muss. Für euch vom BLICK sind die Skifahrer immer Helden, wenn sie gewinnen. Und wenn sie nicht oben sind, schreibt man Sie nieder. Das war doch schon immer so. Man darf nicht vergessen, was Lara schon gewonnen hat. Den Gesamtweltcup, dazu 24 Weltcupsiege – nur vier Schweizerinnen haben mehr. Sie hat Respekt verdient.