Das Podest
1. Federica Brignone (It) 2:08,81
2. Lara Gut-Behrami (Sz) +0,77
3. Alice Robinson (Neus) +0,79
Das Rennen
Am Freitag setzt es für Lara Gut-Behrami eine Enttäuschung ab: Out im 1. Lauf. Sie zieht sich zurück, um das Ganze zu verarbeiten. Und zeigt gut 24 Stunden später, dass ihr das gelungen ist. Am Morgen schrammt sie an der Bestzeit vorbei. Einzig Alice Robinson ist um sechs Hundertstel schneller als die Tessinerin.
Am Nachmittag wendet sie das Blatt. Die Schweizerin überflügelt Robinson. Für den Sieg reicht das trotzdem nicht. Denn eine Frau ist im Riesenslalom derzeit nicht zu schlagen: Weltmeisterin Federica Brignone. Unter der Woche noch tagelang mit Fieber im Bett feiert sie den zweiten Sieg innert 24 Stunden. Um knapp acht Zehntel distanziert die Italienerin die Konkurrenz.
Die weiteren Schweizerinnen
10. Camille Rast +2,10
17. Wendy Holdener +2,87
18. Vanessa Kasper +3,23
Den 2. Lauf verpassen: 31. Stefanie Grob (+2,38), 41. Janine Schmitt (+3,03), 44. Sue Piller (+3,40), 52. Delphine Darbellay (+4,65).
DNS Selina Egloff
Am Morgen zeigt Camille Rast einen starken Auftritt. Zur Halbzeit liegt sie auf Position 7. Der Angriff nach vorne bleibt aus. Es ist für sie von oben bis unten ein Kampf, sie kommt überhaupt nicht in den Lauf rein. So fällt Rast zurück, bleibt aber in den Top 10.
Im 1. Lauf legt Wendy Holdener oben stark los, untenraus fällt sie zurück. Am Nachmittag passiert ihr das Gleiche. Vor allem im letzten Abschnitt hat sie mit dem richtigen Timing zu kämpfen. Das kostet Zeit. So verpasst sie die zwischenzeitliche Führung. Weil danach andere Athletinnen aus- oder hinter sie zurückfallen, macht Holdener dennoch zwei Positionen gut.
Erfolgreicher Auftritt von Vanessa Kasper. Wie schon am Freitag qualifiziert sie sich für den 2. Lauf – und dort setzt sie sich zwischenzeitlich an die Spitze. Ein Moment, der guttut. Zum dritten Mal in Folge gibts für Kasper Weltcuppunkte. Weil die Konkurrenz patzt, macht sie gar einen schönen Sprung von Platz 27 nach vorne und unterbietet ihr bisheriges Karrierebestresultat (Platz 20).
Eine Zehntelsekunde fehlt Stefanie Grob, um sich erstmals in diesem Winter für den 2. Lauf zu qualifizieren. Sie verpasst ihn als 31., weil sich die Schwedin Lisa Nyberg mit Startnummer 57 noch vor ihr ins Klassement schiebt. Auch Janine Schmitt, Sue Piller und Delphine Darbellay handeln sich einen zu grossen Rückstand ein. Selina Egloff hingegen ist gar nicht erst an den Start gegangen.
Die Stimmen gegenüber SRF
Lara Gut-Behrami: «Ich bin zufrieden, es ist gut und schön. Mir kommt im Kopf nicht alles so selbstverständlich wie letztes Jahr. Umso schöner ist es, dass, wenn nicht alles perfekt läuft, ich trotzdem gut sein kann. Ich muss mich in der letzten Zeit davon überzeugen, wenn nicht alles perfekt ist, ich schnell sein kann. So kommt auch das Selbstvertrauen. Im Moment habe ich das Gefühl, ich bin etwas zu vorsichtig, dass es trotzdem fürs Podest reicht, ist gut. Den zweiten Lauf bin ich nicht taktisch angegangen, aber wenn alles selbstverständlich kommt, kannst du immer bei jedem Tor riskieren. Aber wenn du vielleicht nur bei 95 Prozent bist, irgendwo ein kleiner Zweifler ist, dann fährst du nicht so entschlossen bei den Toren und am Ende liegst du eine Sekunde hinten. Eigentlich hat mir der Ausfall geholfen. Ich hatte das Gefühl, ich muss aufhören zu suchen, was mir fehlt und eher schauen, was ich kann. Das klingt vielleicht blöd, aber manchmal passierts, dass man anfängt zu analysieren und zu recherchieren, was in den anderen Saisons gegangen ist, was man besser machen sollte oder wieso man müde ist. Es kommt nicht alles so selbstverständlich. Heute habe ich mir gedacht, ich sollte nur Ski fahren, das kann ich nicht so schlecht. Ich sollte mich mehr auf das konzentrieren, was ich gut kann und das ist mir ziemlich gut gelungen.»
Wendy Holdener: «Ich kann den zweiten Lauf nicht ganz einschätzen. Im Kopf habe ich es mir anders vorgestellt, aber es waren sicher auch gute Sachen dabei. Für den Slalom weiss ich jetzt, wie der Schnee ist und bin im Rennrhythmus. Das sind zwei Sachen, die ich immer mitnehme.»
Vanessa Kasper: «Es war mega schön, dass es grün geleuchtet hat. Noch cooler wäre es gewesen, wenn der Vorsprung noch grösser gewesen wäre. Im zweiten Lauf hatte ich oben einen kleinen Fehler, am Freitag hatte ich diesen unten. Wenn denn mal alles aufgeht, bin ich sehr zufrieden.»
Das gab zu reden
Vor einem Jahr hat sich Britt Richardson überlegen zur Juniorenweltmeisterin im Riesenslalom gekürt. Die Kanadierin nahm Stefanie Grob (Sz) 81 Hundertstel und Lara Colturi (Alb) 1,18 Sekunden ab. Nun ist sie im Weltcup angekommen. Die 21-Jährige hat im Januar am Kronplatz (It) mit Platz 7 ihr bisher bestes Weltcupresultat herausgefahren, ist am Freitag in Sestriere auf Platz 11 gefahren und wurde bei der WM in Saalbach Zehnte. Mit Startnummer 21 ist sie am Morgen lange auf Bestzeitkurs. Am Ende reichts nicht ganz, sieben Hundertstel fehlen ihr, sie ist zur Halbzeit auf Rang 3. Und kann diese gute Ausgangslage nicht nutzen. Am Nachmittag scheidet sie nach wenigen Sekunden aus.
Das gab zu reden II
Am Freitag hat Mikaela Shiffrin den ersten Riesenslalom seit ihrem Sturz Ende November in dieser Disziplin bestritten. Eine emotionale Angelegenheit. Im SRF-Interview nach dem Rennen kämpft die Amerikanerin mit den Tränen. Hat sie sich da noch souverän für den 2. Lauf qualifiziert, gelingt ihr das im zweiten Riesenslalom nicht mehr. 2,5 Sekunden Rückstand bedeuten nur Platz 33 – am Freitag reichten 2,89 Sekunden Rückstand noch für Zwischenrang 18 – damit darf Shiffrin kein zweites Mal ran. Dass sie die Qualifikation für die Entscheidung in einem Riesenslalom verpasst, ist ihr schon lange nicht mehr passiert. Konkret letztmals im Oktober 2012, als sie beim Saisonauftakt in Sölden die Top 30 als 31. um eine Hundertstelsekunde verpasste. Damals stand sie noch ganz am Anfang ihrer Karriere und feierte erst zwei Monate später ihren ersten Sieg.
Die Bedingungen
Am Morgen ist es ziemlich neblig in Sestriere. Das bessert sich zwar schon bald einmal, der Himmel aber bleibt bewölkt. Erst als die Entscheidung beginnt, zeigen sich einzelne blaue Flecken und die Sonne drückt etwas durch. Allerdings nicht allzu lange. Sie verschwindet schnell wieder und es wird dunkler. Das macht es für die Athletinnen nicht einfacher. Die Piste hält einigermassen gut. Dass sie von Schlägen gezeichnet wird, ist nicht weiter verwunderlich, wenn innert 24 Stunden zwei Riesenslaloms auf ihr gefahren werden.
So gehts weiter
Zum Abschluss des Sestriere-Wochenendes findet am Sonntag noch ein Slalom statt. Den nächsten Riesenslalom bestreiten die Fahrerinnen am 8. März in Are (Sd).