Das Podest
1. Zrinka Ljutic (Kro) 1:43,33
2. Lena Dürr (De) +1,75
3. Katharina Liensberger (Ö) +1,85
Das Rennen
Der Kroate Amir Ljutic steckt den 1. Lauf aus. Und er macht einen guten Job. Denn seine Tochter Zrinka Ljutic meistert den Kurs mit Abstand am schnellsten. Eine halbe Sekunde und mehr nimmt sie der Konkurrenz ab. Und lässt Kroatien vom ersten Sieg seit Janica Kostelic 2006 träumen.
Zu ihren ersten Verfolgerinnen zählen auch zwei Schweizerinnen. Camille Rast (+0,98) und Wendy Holdener (+1,13) handeln sich zwar einen grossen Rückstand ein, sind auf den Rängen 3 und 4 aber zur Halbzeit mittendrin im Kampf ums Podest.
Als sich Holdener am Nachmittag aus dem Starthäuschen katapultiert, führt Katharina Liensberger. Die Österreicherin, zur Halbzeit auf Platz 7, zeigt eine entfesselte Fahrt. An der sich auch Holdener die Zähne ausbeisst. Von einer Erkältung geschwächt, kann sie die Spitze nicht erobern. Sie fällt etwas zurück. Rast kommt ebenfalls nicht an Liensberger vorbei. Und fällt noch vom Podest. Sie wird am Ende Vierte. Damit verteidigt sie aber nicht nur die Leaderposition im Slalom-Weltcup, sondern holt sich auch die Führung im Gesamtweltcup von Federica Brignone zurück. Holdener wird Sechste, Mélanie Meillard Siebte und das starke Schweizer Teamergebnis rundet Eliane Christen als Zwölfte ab.
Und der Sieg? Der geht an Ljutic. Die 20-Jährige deklassiert die Konkurrenz auch im 2. Lauf. Und wie! Mit Laufbestzeit liegt sie am Ende 1,75 Sekunden vor der Zweitplatzierten Lena Dürr. Und beendet damit die lange Wartezeit auf einen kroatischen Sieg. «Das war mein Traum, seit ich ein kleines Kind war. Es ist unglaublich», sagt eine überglückliche Ljutic.
Die weiteren Schweizerinnen
7. Mélanie Meillard +2,82
12. Eliane Christen +3,54
26. Janine Mächler +5,08
DNF2 Aline Danioth
Im 1. Lauf ausgeschieden: Elena Stoffel, Anouk Brändli
Den 2. Lauf verpasst: 46. Aline Höpli (+4,95)
Mélanie Meillard fährt im 1. Lauf extrem rund. Die weiten Wege um die Tore herum kosten viel Zeit. Am Nachmittag macht sie es besser, fährt angriffiger. Und wird mit der zwischenzeitlichen Führung belohnt. Damit verteidigt sie ihre Position in den Top 10, schiebt sich sogar noch drei Positionen nach vorne.
Eliane Christen (25) bestreitet in Semmering erst ihren dritten Weltcup-Slalom. Sie wurde immer wieder von Verletzungen ausgebremst, musste sich schon zehn Operationen unterziehen. Und schafft mit Startnummer 47 erstmals den Sprung in den 2. Lauf. Als 19. qualifiziert sie sich souverän. Am Nachmittag hält sie sich nicht zurück, im Gegenteil. Sie fährt angriffig, will es im Ziel grün aufleuchten sehen. Das schafft sie haarscharf nicht. Trotzdem ist die Freude riesig über die ersten Punkte. Sie macht sieben Ränge gut und knackt die Top 15.
Erstmals seit ihrem Comeback nach dem vierten Kreuzbandriss schafft es Aline Danioth in den 2. Lauf. Punkte gibts für sie trotzdem keine, sie scheidet am Nachmittag leider aus.
Um eine Hundertstelsekunde schafft Janine Mächler (20) als 30. den Sprung in den 2. Lauf. Davor hat sie das in sechs Weltcup-Slaloms noch nie geschafft. Bei ihrer Premiere darf sie die Entscheidung eröffnen. Sie kommt sofort in den Rhythmus und bringt ihren Lauf sauber runter. Damit tütet Mächler ihre ersten Weltcuppunkte ein.
Elena Stoffel ist im 1. Lauf stark unterwegs. Dann fädelt sie ein und scheidet aus. Auch Anouk Brändli schafft es nicht ins Ziel. Zudem ist Aline Höplis Rückstand zu gross, um sich für die Entscheidung zu qualifizieren.
Die Stimmen (gegenüber SRF)
Camille Rast nach dem 2. Lauf: «Es waren viele gute Sachen drin. Semmering ist für mich nicht so einfach. Im 2. Lauf habe ich ein bisschen mehr gepusht. Man kann es immer besser machen. Mit einem 4. Platz kann man immer zufrieden sein. Auch wenn es auf dem Podest schöner ist. Es ist schön, dass ich im Slalom- und Gesamtweltcup führe.»
Elina Christen: «Während dem Fahren war mein Gefühl nicht so gut. Aber als ich ins Ziel gekommen bin und gesehen habe, dass ich Zweite bin, habe ich mich so gefreut. Die letzten Jahre waren nicht einfach, das ist jetzt der Lohn und gibt mir mega viel Motivation, um weiter Gas zu geben.»
Mélanie Meillard: «Ich habe im 2. Lauf probiert, direkter zu fahren. Das war ziemlich schnell. Am Morgen bin ich nicht reingekommen. Deswegen musste ich einfach pushen.»
Camille Rast nach dem 1. Lauf: «Ich hatte ein bisschen zu viel Respekt. Niemand hat richtig den Flow gefunden. Die Piste ist etwas speziell. Man kann pushen, aber nicht zu viel. Die Dosierung zu finden, ist schwierig.»
Wendy Holdener nach dem 1. Lauf: «Ich hatte eine gute Nacht und ich habe heute Morgen gemerkt, dass ich trotz Erkältung fahren kann. Ich konnte die Ski aber nicht ganz so laufen lassen, wie ich es mir erhofft habe.»
Das gab zu reden
Nur drei Athletinnen mit einer Startnummer über 30 schaffen es in Semmering in den 2. Lauf. Erfreulicherweise stammen sie allesamt aus der Schweiz: Aline Danioth mit der 31, Eliane Christen mit der 47 und Janine Mächler mit der 48. Über Punkte freuen dürfen sich am Ende nur zwei. Christen und Mächler kommen auch am Nachmittag ins Ziel, während Danioth ausscheidet. Die beiden dürfen sich über ihr Karriere-Bestresultat freuen.
Das gab zu reden II
Auf den Tag genau vor vier Jahren hat Michelle Gisin in Semmering gejubelt. Die Engelbergerin feierte hier im Slalom ihren bisher einzigen Weltcup-Sieg. In diesem Jahr kehrt sie nicht an den Ort ihres Triumphs zurück. Sie legt eine Pause ein. Das ist in den letzten Jahren nie vorgekommen. Die Allrounderin hat alle Rennen bestritten – ausser, sie war verletzt. Nun verschieben sich die Prioritäten, Gisin mutiert immer mehr zur reinen Speedfahrerin. Die technischen Disziplinen will sie vorerst aber nicht komplett aufgeben. «Ich werde mich gut auf die Rennen in Kranjska Gora vorbereiten», sagt Gisin zu Blick.
Das gab zu reden III
Im Januar hat sich Petra Vlhova das Kreuzband gerissen. Nun ist die Slowakin zurück im Weltcup – wenn auch «nur» als Zuschauerin. Am Rande des Rennens sagt sie, dass ihr das verletzte Knie noch immer Probleme bereitet. «Ich habe manchmal Schmerzen und fühle mich unwohl», spricht sie über die Knorpelprobleme. «Ich brauche noch Zeit, um wieder zu Kräften zu kommen.» Sie wird frühestens im Februar wieder am Start stehen. Überstürzen will sie aber nichts: «Ich mache mir aktuell weniger Gedanken über das Skifahren als über mein Knie. Die Gesundheit ist das Wichtigste, auch nach der Karriere.»
Die Bedingungen
Die Piste ist in einem guten Zustand, sie hält. Obwohl der Himmel blau ist und die Sonne scheint, liegt der Rennhang sowohl am Morgen, als auch am Nachmittag komplett im Schatten.
So gehts weiter
Das neue Jahr startet so, wie das alte aufhört: mit einem Technik-Wochenende. In Kranjska Gora (Sln) finden am ersten Januar-Wochenende (4./5.) ein Riesenslalom (Samstag) und ein Slalom (Sonntag) statt.