Seine Mama kann kaum hinsehen
Odermatts heisser Flirt mit der Raubvogel-Piste!

Es spricht einiges dafür, dass Priska Odermatt am Freitag vom Fernseher flüchtet und einen Abendspaziergang machen wird. Grund: Ihr Sohn Marco könnte dann sein Renndebüt auf Amerikas Monster-Abfahrt geben!
Publiziert: 03.12.2019 um 20:11 Uhr
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Marco Odermatt stellte in Lake Louise seine gute Frühform unter Beweis.
Foto: Sven Thomann
Marcel W. Perren aus Beaver Creek

In Lake Louise ist Marco Odermatt (22) seinem Ruf vom weltweit grössten Alpin-Talent einmal mehr gerecht geworden. Im Super-G fuhr der sechsfache Junioren-Weltmeister als Siebter sein bestes Weltcup-Ergebnis in dieser Disziplin. In der Abfahrt verpasste er mit der Startnummer 62 als 17. einen Top-10-Rang lediglich um 26 Hundertstel.

Und auch deshalb ist der Nidwaldner jetzt so richtig scharf auf die «Birds of Prey» in Beaver Creek. «Ursprünglich war der Plan so, dass ich in Beaver Creek die Rennen im Riesenslalom und im Super-G bestreite und in der Abfahrt lediglich das Training absolviere. Doch jetzt weiss ich, dass ich gut in Form bin. Deshalb denke ich auch über einen Rennstart auf der Abfahrt nach», erklärt Odermatt.

Mama Odermatt schaut lieber weg

Cheftrainer Tom Stauffer denkt ähnlich: «Wir haben uns länger über den weiteren Fahrplan mit Marco unterhalten. Wenn im ersten Training eine gute Leistung zeigen wird, spricht von mir aus gesehen nichts gegen einen Start in der Abfahrt vom Freitag.» Marcos Mutter Priska würde in dem Fall wohl während der TV-Übertragung ihr Haus in Buochs verlassen. Weil sie nicht zuschauen wollte, wie ihr Bub über eine gefährliche Abfahrts-Piste hinunter donnert, hat sie im letzten Winter einen Spaziergang gemacht, während Marco sein Debüt auf der komplett vereisten «Stelvio» von Bormio gegeben hat.

Weil in Beaver Creek viel Schnee liegt, wird die «Birds of Prey» zwar nicht so vereist sein. Aber von der Topographie her gehört die «Raubvogelpiste» zu den schwierigsten Abfahrten der Welt. Sogar Österreichs Max Franz, der den Ruf von einem besonders wilden Hund hat, erinnert sich mit Schrecken an seine erste Begegnung mit Amerikas Abfahrts-Klassiker: «Als ich hier erstmals den brutalen Steilhang besichtigt habe, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich da mit einer ordentlichen Geschwindigkeit heil herunter kommen soll». Franz ist hier 2012 im Super-G regelrecht K.o. gegangen.

Die Opfer der «Birds of Prey»

Die Abfahrt hat aber noch prominentere Opfer gefordert: Norwegens inzwischen zurückgetretener Superstar Aksel Lund Svindal ist 2007 nach einer Bruchlandung beim Golden Eagle Jump beinahe verblutet, Deutschlands Kitzbühel-Held Thomas Dressen hat sich vor zwölf Monaten in Beaver Creek bei einem üblen Crash das Kreuzband am rechten Knie gerissen.

Marco Odermatt weiss, was auf ihn zukommen wird. Im Vorjahr hat er auf der «Birds of Prey» das Abfahrtstraining bestritten und 2,86 Sekunden auf die Bestzeit eingebüsst. In der Zwischenzeit hat sich das Jahrzehnte-Talent aber vor allem körperlich noch einmal weiterentwickelt – rund drei Kilo Muskelmasse hat er im Vergleich zum letzten Winter zugelegt. Es spricht deshalb alles dafür, dass der Super-Techniker Odermatt dem US-Abfahrts-Monster gewachsen sein wird.

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